# taz.de -- Parlamentswahl in Serbien: Sieg der Proeuropäer | |
> Die proeuropäische Fortschrittspartei unter Alexander Vucic gewinnt die | |
> Wahl in Serbien. Die Konservativen könnten damit allein eine neue | |
> Regierung bilden. | |
Bild: Klarer Sieger mit 50 Prozent der Stimmen: Alexander Vucic. | |
BELGRAD afp/dpa | Die Parlamentswahl in Serbien hat am Sonntag die | |
politische Landschaft erschüttert. Die proeuropäische Fortschrittspartei | |
(SNS) des bisherigen Vizeregierungschefs Alexander Vucic hat Hochrechnungen | |
zufolge die Parlamentswahl in Serbien klar gewonnen. Das unabhängige | |
Beobachtergremium CESID, das den Wahlgang überwachte, teilte am | |
Sonntagabend mit, die SNS habe rund 50 Prozent der Stimmen erhalten. Damit | |
könnten der konservativen Partei 160 der 250 Parlamentssitze zufallen und | |
sie könnte allein die neue Regierung bilden. | |
Die Sozialisten (SPS), derzeit Koalitionspartner der SNS im scheidenden | |
Kabinett, wurden mit rund 14 Prozent zweitstärkste politische Kraft und | |
kommt damit auf 50 Sitze im Parlament. Die Demokratische Partei kam auf | |
knapp sechs Prozent. Seit Jahrzehnten im Parlament vertretene Parteien wie | |
die Nationalisten (DSS), die Liberalen (LDP) oder die Regionalpartei URS | |
scheitern an der Fünf-Prozent-Hürde. Die Wahlbeteiligung lag knapp über 50 | |
Prozent. Das amtliche Endergebnis soll am Donnerstag vorliegen. | |
Vucic sagte nach dem sich abzeichnenden Wahltriumph vor Parteianhängern, | |
das Land stehe vor „schwierigen Reformen“. „Ich bin überzeugt, dass Serb… | |
seinen Weg in Richtung EU und seinen Kampf gegen Korruption fortsetzen | |
wird.“ Vucic hat Wirtschaftsreformen angekündigt und will die | |
Arbeitslosigkeit in dem Balkan-Staat mit seinen 7,2 Millionen Einwohnern | |
bekämpfen. | |
In ersten Kommentaren wurde die Schaffung klarer politischer Verhältnisse | |
gelobt. Jetzt müsse die SNS zeigen, ob sie die Probleme des Landes wirklich | |
lösen könne. Einige Analysten erwarteten, dass die Partei schon im nächsten | |
Jahr einen Offenbarungseid leisten wird. Denn sie verfüge nicht über die | |
notwendigen Experten für eine tiefgreifende Reformpolitik. | |
Rund 6,7 Millionen Wahlberechtigte waren zu der vorgezogenen Wahl | |
aufgerufen. Der Sieg der SNS des 44-jährigen Vucic war vorhergesagt worden. | |
Sie lag vor dem Wahltag in den Umfragen deutlich vor den verbündeten | |
Sozialisten des bisherigen Ministerpräsidenten Ivica Dacic. | |
Vucic wandelte sich seit den 1990er Jahren vom radikalen Nationalisten und | |
Gefolgsmann des früheren Machthabers Slobodan Milosevic zum Proeuropäer. Er | |
hat nun Aussichten, neuer Ministerpräsident zu werden. | |
17 Mar 2014 | |
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