# taz.de -- Folgen des Referendums: Putin erkennt Krim als Staat an | |
> Nach dem Referendum ist die Krim für Russland nun ein unabhängiger Staat. | |
> Die EU reagiert vorerst mit 21 Einreiseverboten und Kontensperrungen. | |
Bild: Russlands Tor zum Schwarzen Meer: die Krim. | |
BRÜSSEL dpa | Nach dem umstrittenen Krim-Referendum hat Russland die | |
Schwarzmeer-Halbinsel als souveränen und unabhängigen Staat anerkannt. | |
Präsident Wladimir Putin habe einen entsprechenden Erlass unterzeichnet, | |
teilte der Kreml am Montagabend in Moskau der Agentur Interfax zufolge mit. | |
Derweil weitet die Europäische Union ihre Sanktionen gegen Russland aus. | |
Die EU-Außenminister einigten sich am Montag in Brüssel auf eine Liste von | |
21 Personen, gegen die Einreiseverbote verhängt und deren Konten gesperrt | |
werden. Betroffen sind 13 Russen und acht Spitzenpolitiker der Krim. „Es | |
ist ein Tag, an dem klare Botschaften stattfinden müssen“, sagte | |
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier. Es könne nicht sein, dass in | |
Europa rechtswidrig Grenzen „korrigiert“ würden. | |
Auf der Sanktionsliste ist der Regierungschef der Krim, Sergej Aksjonow, | |
teilte die EU am Abend im Amtsblatt mit. Betroffen sind auch der | |
Vorsitzende des Krim-Parlaments, Wladimir Konstantinow, und der Abgeordnete | |
im russischen Föderationsrat, Andrej Klischas. Auf der Liste stehen auch | |
Rustam Temirgalijew, Krim-Vizeregierungschef, und Alexej Tschaly, der | |
Verwaltungschef der Hafenstadt Sewastopol. | |
Die Personen tragen laut Steinmeier in ganz unterschiedlicher Weise | |
Verantwortung für die Zuspitzung der Krim-Krise. Im Visier sei aber nicht | |
die „oberste Entscheidungsspitze“. Zehn Personen aus Russland sind | |
Duma-Angehörige und Angehörige des Föderationsrates. Dazu kommen hohe | |
Militärs wie der Kommandeur der russischen Schwarzmeerflotte, Alexander | |
Vitko. | |
Die EU-Staats- und Regierungschefs hatten bereits am 6. März die | |
Verhandlungen über Visa-Erleichterungen für Russen und über ein neues | |
Rahmenabkommen zwischen der EU und Russland ausgesetzt. Umfassende | |
Wirtschaftssanktionen könnten bereits am Donnerstag bei einem Gipfeltreffen | |
der EU-Staats- und Regierungschefs in Brüssel auf der Tagesordnung stehen, | |
so Diplomaten. Die EU hat sie für den Fall einer weiteren Destabilisierung | |
der Ukraine durch Russland angedroht. In der Debatte ist auch ein | |
Fernbleiben beim geplanten G8-Gipfel Anfang Juni im russischen Sotschi. Die | |
G8-Gruppe vereinigt die wichtigsten Wirtschaftsnationen der Welt. | |
## „Stärkstmöglichen Signal“ an Russland | |
Die EU bezeichnet die Volksabstimmung auf der Schwarzmeerhalbinsel Krim vom | |
Sonntag über einen Anschluss an Russland als illegal und | |
völkerrechtswidrig. Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton sprach vom | |
„stärkstmöglichen Signal“ an Russland. Steinmeier resümierte: „Das ist | |
nicht nur völkerrechtlich inakzeptabel, sondern es ist völkerrechtswidrig, | |
was dort betrieben wird.“ | |
In einer Erklärung forderten die 28 Ressortchefs Moskau auf, die Lage zu | |
deeskalieren und seine Truppen auf den Stand vor Ausbruch der Krise | |
zurückzuziehen. „Weitere Schritte der Russischen Föderation zur | |
Destabilisierung der Lage in der Ukraine würde zu zusätzlichen und | |
weitreichenden Folgen(...)“ führen. Sie unterstützen die Entsendung einer | |
Beobachtermission der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in | |
Europa (OSZE) in die Ukraine. | |
Die EU will die Ukraine bei ihrem Westkurs unterstützen. Der politische | |
Teil des fertig ausgehandelten Partnerschaftsababkommens solle bei | |
EU-Gipfel an diesem Freitag (21.3.) unterschrieben werden. Der Pakt sollte | |
bereits im November von dem damaligen Staatspräsidenten Viktor Janukowitsch | |
beim EU-Ostgipfel im litauischen Vilnius besiegelt werden. Der inzwischen | |
entmachtete Staatschef legte das Abkommen auf Druck Moskaus jedoch auf Eis | |
und provozierte damit monatelange Massenproteste in seinem Land. | |
17 Mar 2014 | |
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