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# taz.de -- Kampf gegen Zwangsprostitution: Zurück zu Kontrollen und Razzien
> An den Vorschlägen der Union zur Prostitutionsregelung kommt kaum Kritik
> aus der SPD. Sexarbeiterinnen aber befürchten mehr Kontrolle.
Bild: Die Ideen der Union klingen eher nach Repression, finden die Grünen.
BERLIN taz | Nachdem die Union am Dienstag einen eigenen Vorschlag zur
Regelung der Prostitution vorgestellt hat, zeigt sich die SPD
zurückhaltend. „Das Thema ist komplex, wir wollen keine Schnellschüsse“,
sagt Carola Reimann, stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende. Zu
einzelnen Punkten des Unionspapiers wollte sie sich nicht äußern.
Die CDU schlägt ein vollständiges Verbot von Gangbang- und
Flatrate-Sexangeboten vor. Sexarbeit soll erst ab 21 Jahren erlaubt sein.
Auch eine Anmeldepflicht der SexarbeiterInnen beim Ordnungsamt und
regelmäßige gesundheitliche Untersuchungen und Razzien in den Bordellen
sind geplant – auch ohne konkreten Verdacht.
„Wir müssen die brutale Ausbeutung von Prostituierten beenden“, sagt auch
Familienministerin Manuela Schwesig (SPD). Die betroffenen Frauen müssten
dabei in ihren Rechten gestärkt werden, zum Beispiel durch ein verbessertes
Aufenthaltsrecht. Auch dieses sieht das Papier der Union vor. „Die
sogenannte legale Prostitution hingegen muss so klar geregelt sein, dass
erst gar keine Grauzonen hin zu Zwangsprostitution entstehen können.“ Als
Beispiel führt die Ministerin die Erlaubnispflicht zum Betreiben von
Prostitutionsstätten an, die die „Eckpunkte“ der Union ebenfalls vorsehen.
„Die Forderung der Union nach Gesundheitsuntersuchungen für Prostituierte“,
sagt Gesine Agena, frauenpolitische Sprecherin der Grünen, „klingen eher
nach Repression und Datensammlung, statt das Wohl der Frauen in den
Mittelpunkt zu stellen.“
Auch die SexarbeiterInnen selbst befürchten weitere Repression und
Kontrolle. „Die Kondompflicht in Bayern ist eine Katastrophe“, sagt Undine
de Rivière, Sprecherin des Berufsverbands erotische und sexuelle
Dienstleistungen. Die Polizei käme mit Dietrich in den laufenden Betrieb
und hole die Frauen zur Kontrolle raus. „Das sind menschenunwürdige
Umstände.“
Von den Regelungen zu Flatrate-Angeboten hält sie nichts. In diesen
Bezahlmodellen sei der Konkurenzdruck nicht so groß, es gebe ein
Tageshonorar für die ArbeiterInnen. „Die Handlungsfähigkeit wird uns
abgesprochen“, sagt de Rivière. Auch die Altersgrenze hochzusetzen bringe
nichts. „Das treibt die Mädchen in die Illegalität.“
9 Apr 2014
## AUTOREN
Svenja Bednarczyk
## TAGS
Zwangsprostitution
Sexarbeit
Prostitution
Prostitution
Zwangsarbeit
Prostitutionsgesetz
Prostitution
Gewalt gegen Frauen
NPD
Feminismus
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