# taz.de -- Wirtschaftswachstum in China: Kommunismus im Kapitalismus | |
> Im ersten Quartal dieses Jahres ist die Wirtschaft nur um 7,4 Prozent | |
> gewachsen. Die Regierung in Peking strebt eine nachhaltigere Entwicklung | |
> und Umstrukturierung an. | |
Bild: Solch einen Bullen kennt man auch von der Frankfurter Börse. | |
PEKING dpa | Chinas Wirtschaft ist im ersten Quartal dieses Jahres nur noch | |
um 7,4 Prozent gewachsen. Dies ist das langsamste Wachstum seit 18 Monaten | |
und liegt unter dem selbst gesteckten Ziel von 7,5 Prozent für dieses Jahr. | |
Die Erwartungen von Analysten waren mit 7,3 Prozent allerdings noch | |
schlechter, so dass die Reaktionen eher positiv ausfielen. Das Statistikamt | |
sprach am Mittwoch in Peking davon, dass sich die Wirtschaft „insgesamt | |
stabil“ entwickle. Auch Analysten sahen zumindest im März leichte | |
Verbesserungen. | |
Sollte es allerdings in diesem Jahr bei dem Tempo bleiben, wäre es das | |
langsamste Wachstum der heute zweitgrößten Volkswirtschaft seit 24 Jahren. | |
In den vergangenen zwei Jahren hatte die Wirtschaftsleistung noch um | |
jeweils 7,7 Prozent zugelegt. | |
Ein langsameres Wachstum in China beeinträchtigt auch die globale | |
Konjunktur und die Exporte deutscher Unternehmen ins Reich der Mitte. So | |
fiel der chinesische Außenhandel im ersten Quartal um ein Prozent. | |
Vor allem geringere Aktivitäten im Export und Immobiliensektor drückten das | |
Wachstum, wie Chefökonom Louis Kuijs von der Royal Bank of Scotland (RBS) | |
sagte. Das Wachstum im Dienstleistungsbereich sei aber besser als in der | |
Industrie. „Die Wachstumsrisiken bleiben, und die Dynamik der | |
Wachstumspolitik dürfte die Märkte in den nächsten Monaten nervös halten“, | |
sagte Kuijs der Nachrichtenagentur dpa. | |
## Faule Kredite und Schattenwirtschaft sind gefährlich | |
Die heimische Nachfrage entwickelte sich aber nicht schlecht. Der | |
Einzelhandel legte im ersten Quartal um zwölf Prozent zu. Nach Abzug der | |
Inflation waren es immer noch 10,8 Prozent, wie das Statistikamt | |
berichtete. | |
Der überhitzte Immobilienmarkt kühlte sich etwas ab. Die Wohnungs- und | |
Hausverkäufe nahmen im ersten Quartal um 5,2 Prozent im Vergleich zum | |
Vorjahreszeitraum ab. Investitionen in Immobilien stiegen nur noch um 16,8 | |
Prozent und damit 2,5 Punkte weniger. | |
Nach vielen Jahren zweistelligen Wachstums strebt die chinesische Regierung | |
eine nachhaltigere Entwicklung und Umstrukturierung der Wirtschaft an. | |
Dafür sollen auch niedrigere Wachstumsraten als bisher in Kauf genommen | |
werden, solange genug Arbeitsplätze geschaffen werden können. Eine große | |
Gefahr sind aber faule Kredite und mögliche Pleiten in dem ausufernden | |
Schattenbankenwesen. | |
Regierungschef Li Keqiang hatte vor einer Woche vorübergehende | |
Konjunkturprogramme als Reaktion auf kurzfristige Fluktuationen | |
ausgeschlossen. Allerdings war erst Anfang April ein Mini-Stimulus mit | |
Steuerermäßigungen und Investitionen in Eisenbahn und sozialen Wohnungsbau | |
auf den Weg gebracht worden. | |
16 Apr 2014 | |
## TAGS | |
China | |
Wirtschaft | |
Kommunismus | |
Kapitalismus | |
Wachstum | |
Export | |
Immobilien | |
Bruttoinlandsprodukt | |
Yuan | |
Taiwan | |
Kapitalismus | |
Währung | |
China | |
China | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Kommentar Wirtschaftswachstum: Deftige Schelte der OECD | |
Die Ökonomen des Zusammenschlusses der reichen Staaten beklagen ein zu | |
geringes Wachstum. So könne die Armut nicht bekämpft werden. | |
Künftige Wirtschaftsweltmeister: Das Jahr der Chinesen | |
Die Tage der Vorherrschaft der USA sind gezählt. Noch in diesem Jahr wird | |
China sie als Wirtschaftsmacht Nummer eins überholen. | |
Protest gegen Freihandel mit China: Parlamentsbesetzung in Taiwan endet | |
Studenten wollen das besetzte Parlamentsgebäude in Taipeh am Donnerstag | |
verlassen. Die Regierungspartei ist ihnen zuvor entgegengekommen. | |
Antikapitalismus heute: Wos is des für a Revolution? | |
Warum ist Antikapitalismus idiotisch? Eine Begegnung mit Wolf Lotter, | |
Mitbegründer von „brand eins“ und Autor des neuen Buchs | |
„Zivilkapitalismus“. | |
Deutschland führt den Yuan ein: Frankfurt erhält Vorzug aus Peking | |
Die Bankenstadt soll 2015 der erste Finanzplatz in Europa mit freiem Handel | |
der chinesischen Währung sein. Hessens Wirtschaftsminister Al-Wazir ist | |
glücklich. | |
Alljährliche Tagung des Volkskongresses: Chinas Führung macht auf öko | |
Chinas Staatsführung erklärt der Umweltverschmutzung den „Krieg“ und will | |
handeln. Auch, wenn dadurch die Wirtschaft langsamer wächst. | |
Chinas Zukunftspläne: Wachstum und Waffen | |
Es soll „schmerzhafte“ Veränderungen geben. Chinas Ministerpräsident will | |
7,5 Prozent Wachstum in diesem Jahr. Trotz schwacher Konjunktur steigt der | |
Militäretat. |