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# taz.de -- Pakistans militante Islamisten: Taliban beenden Waffenstillstand
> Die pakistanischen Taliban kündigen ihren gut sechs Wochen alten
> Waffenstillstand auf, wollen aber weiter mit der Regierung verhandeln.
Bild: Der Sprecher der pakistanischen Taliban, Shahidullah Shahid (Mitte) mit s…
BERLIN taz | Die pakistanischen Taliban (Tehrik-e-Taliban Pakistan, TTP)
haben ihren am 1. März erklärten Waffenstillstand aufgekündigt. Dies
erklärte TTP-Sprecher Shahidullah Shahid am Mittwoch in einer an
Journalsiten versandten Erklärung. Seit Februar führen die Taliban und die
Regierung Friedensgespräche über jeweils drei Unterhändler, die den beiden
Seiten nicht direkt angehören.
Trotz des verkündeten Endes der Waffenruhe wollen die Taliban die Gespräche
mit der Regierung aber fortsetzen. „Der Gesprächsprozess wird mit voller
Aufrichtigkeit und Ernsthaftigkeit weitergehen“, heißt es in der gleichen
Erklärung.
Die Regierung reagierte bisher nicht auf die TTP-Erklärung. Der
TTP-Unterhändler und Führer der Jamaat-i-Islami, Professor Ibrahim,
erklärte laut Dawn News, die Taliban von einer Fortsetzung der Waffenruhe
überzeugen zu wollen.
Der von der TTP einseitig verhängte Waffenstillstand galt ursprünglich bis
Ende März, war dann aber bis zum 10. April verlängert worden. Seitdem
herrschte Stillschweigern. Der jetzige Beschluss ging laut Shahid auf die
zentrale Schura der TTP zurück. Die hatte laut pakistanischen
Medienberichten mehrere Tage getagt und sich dabei vor allem mit tödlichen
internen Machtkämpfen verschiedener TTP-Gruppen befasst.
## Taliban geben der Regierung die Schuld
Die Taliban machen jetzt die Regierung für das Scheitern des
Waffenstillstands verantwortlich. Diese hätte weder die Zurückhaltung der
Taliban erwidert noch sei sie auf deren Forderung nach der Freilassung von
Gefangenen wie nach einer „Friedenszone“ in Süd-Wasiristan eingegangen.
Shahid warf Regierung und Militär laut der pakistanischen Tageszeitung
Express Tribune konkret vor, während des Waffenstillstands mindestens 50
Taliban geötet und über 200 Unschuldige wegen angebliche
Taliban-Verbindungen festgenommen zu haben. Auch seien gefangene Taliban
gefoltert worden.
Das Militär hatte in den letzten Wochen auf die Bombardierung von
Taliban-Stellungen verzichtet. Auch waren zwölf niedrigrangige Taliban
freigelassen worden. Auf die Forderung nach einer "Friedenszone", die ein
Gebiet unter TTP-Kontrolle offiziell anerkennen würde, hatte die Regierung
allerdings bisher zurückhaltend reagiert.
## Anschläge werden TTP-Umfeld angelastet
Umgekehrt hatten in letzter Zeit schwere Bombenanschläge, die Gruppen aus
dem Umfeld der TTP angelastet werden, Zweifel an der Aufrichtigkeit der
Taliban geweckt. Zwar hatte die TTP-Führung sich von den Anschlägen
distanziert, doch stellte sich dabei erneut die Frage, wieweit die
TTP-Führung ihrer Kämpfer wirklich kontrolliert.
Die TTP besteht aus rund 30, zum Teil miteinander konkurrierenden Gruppen.
In letzter Zeit kam es zu einigen tödlichen Machtkämpfen innerhalb der TTP.
Pakistans Premierminister Nawaz Sharif hatte vor seiner Wahl vor rund einem
Jahr Friedensgespräche versprochen. Sie begannen schließlich im Februar,
doch ist nach wie vor nicht klar, welche Strategie die Regierung damit
verfolgt.
Manche Beobachter sind der Meinung, Gespräche könnten allenfalls dazu
dienen, Mitläufer und Hardliner der TTP voneinander abzuspalten und so die
Rechtfertigung zu schaffen, um letztere dann umso entschlossener
militärisch bekämpfen zu können. Doch auch innerhalb der Taliban sind die
Gespräche umstritten.
17 Apr 2014
## AUTOREN
Sven Hansen
## TAGS
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Pakistan
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