Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Regierungskrise in Pakistan: Marsch aufs Parlament
> Die pakistanische Opposition ist mit tausenden Anhängern in die Bannmeile
> eingedrungen. Sie fordert den Rücktritt von Präsident Sharif wegen
> angeblichen Wahlbetrugs.
Bild: Oppositionelle ruhen sich vor dem Parlamentsgebäude in Islamabad aus.
ISLAMABAD ap | Nach ihrem Vormarsch bis vor das Parlamentsgebäude in der
pakistanischen Hauptstadt Islamabad haben die Regierungsgegner
Ministerpräsident Nawaz Sharif ein Ultimatum gestellt. Einer der Anführer
der Proteste, Imran Khan, sagte, er werde seine Unterstützer in Sharifs
Amtssitz führen, wenn dieser nicht bis Mittwochabend zurücktrete. Das von
Soldaten bewachte Büro Sharifs liegt in der Nähe des Parlaments.
Zehntausende Regierungsgegner hatten zuvor Barrikaden niedergerissen und
anschließend den Parlamentssitz erreicht.
Die jubelnden Protestler besetzten außerdem eine Hauptstraße, die zum
Parlament führt. Die Stimmung war dem Bericht zufolge friedlich und
feierlich. Bereits am Dienstag waren Zehntausende in die schwer bewachte
Bannmeile eingedrungen. Sie tanzten zum Takt von Trommeln und skandierten
Slogans gegen die Regierung. Khan rief die Demonstranten jedoch auf, das
Parlamentsgebäude nicht zu betreten.
Militärsprecher Asim Saleem Bajwa teilte auf Twitter mit, dass die Lage
Geduld, Weisheit und Klugheit von allen Beteiligten erfordere, um aus der
aktuellen Sackgasse herauszukommen. Die Regierungsgebäude in der
sogenannten Roten Zone seien ein „Staatssymbol“ und würden durch das
Militär beschützt.
Am Freitagabend hatten die Demonstranten die Hauptstadt in zwei Konvois
erreicht. Sie waren einen Tag zuvor in der 300 Kilometer entfernten Stadt
Lahore gestartet. Am Dienstag waren rund 30 000 Demonstranten gezählt
worden. Knapp 700 Soldaten waren in der Hochsicherheitszone in Stellung
gegangen.
## Armee fordert Verhandlungslösung
Der bekannte ehemalige Kricketprofi und Oppositionspolitiker Khan, Chef des
drittgrößten Parteienblocks im Parlament, und der Geistliche Tahir-ul-Qadri
hatten zu dem Marsch auf das Parlament aufgerufen. Sie werfen Sharif
Wahlbetrug vor. Sharif, der 2013 an die Macht gekommen war, hatte ihre
Rücktrittsforderungen mehrfach zurückgewiesen und das Militär in die
Straßen beordert. Die mächtige Armee forderte eine Verhandlungslösung. Khan
und Qadri hatten Sitzstreiks bis zum Rücktritt Sharifs angekündigt.
Die US-Botschaft in Islamabad teilte mit, seine konsularische Abteilung
werde am Mittwoch geschlossen bleiben. Sie empfahl den US-Bürgern, nicht
aufzufallen und größere Versammlungen zu meiden.
Eine Unterstützerin von Khan, die 22-jährige Rabia Naem, sagte: „Gestern
sagten die Menschen noch, es sei niemals möglich, das Parlamentsgebäude zu
erreichen. Nun schaut, wir stehen vor dem Parlament.“ Khan sei die einzige
Hoffnung, um Pakistan vor korrupten Anführern zu schützen. Ein anderer
Unterstützer, Asad Hafeez, sagte, vor Neuwahlen müsse es Reformen geben.
Das könne nur funktionieren, wenn Sharif zurücktrete, sagte der 45-Jährige.
Den Marsch in die „Rote Zone“ hatte Khan am Montag angekündigt. Die
Demonstranten würden am Dienstag vor dem Parlament einen Tahrir-Platz
errichten, hatte er in Anspielung auf die ägyptischen Proteste gesagt, die
vor drei Jahren zum Sturz des Präsidenten Husni Mubarak geführt hatten.
Qadri rief seine Anhänger auf, gewaltfrei zu demonstrieren. „Lasst uns
versprechen, friedlich zu bleiben“, schwor er die Menge ein. Khan sagte
seinen Anhängern: „Niemand wird in irgendein Gebäude eindringen.“
20 Aug 2014
## TAGS
Pakistan
Nawaz Sharif
Imran Khan
Islamabad
Pakistan
Pakistan
Pakistan
Pakistan
Pakistan
Pakistan
TTP
## ARTIKEL ZUM THEMA
Wahlkampf in Pakistan: Vom Playboy zum religiösen Eiferer
Bei den Wahlen in Pakistan genießt Ex-Kricketstar Imran Khan die
Unterstützung des Militärs. Seinen Erfolg erklärt er mit der „Gnade
Gottes“.
Proteste in Pakistan: Demonstranten besetzen TV-Sender
Oppositionsgruppen haben das Gebäude des staatlichen Senders PTV gestürmt.
Unweit davon, vor der Residenz des Premiers, kam es zu weiteren
Zusammenstößen.
Krise in Pakistan: Ansturm auf Regierungssitz
Bei Zusammenstößen mit der Polizei sind drei Menschen getötet und hunderte
verletzt worden. Tausende hatten den Rücktritt des Ministerpräsidenten
Nawaz Sharif gefordert.
Massenprotest in Pakistans Hauptstadt: Rücktritt von Premier Sharif gefordert
Zehntausende Demonstranten forderten am Samstag in Islamabad eine Neuwahl.
Sie werfen der Regierung Betrug vor. Hinter dem Protest steht
Ex-Kricketstar Imran Khan.
Proteste in Pakistan: Gegen Wahlbetrug und Korruption
Ein früherer Kricket-Held und ein moderater Imam rufen in Pakistan ihre
Anhänger auf die Straße. Ihr Ziel ist der Sturz der Regierung.
Journalisten in Pakistan: Opfer des Geheimdienstes
Amnesty International verdächtigt den pakistanischen Militärgeheimdienst
ISI der Ermordung von Journalisten. Angriffe kommen auch von anderen
Seiten.
Pakistans militante Islamisten: Taliban beenden Waffenstillstand
Die pakistanischen Taliban kündigen ihren gut sechs Wochen alten
Waffenstillstand auf, wollen aber weiter mit der Regierung verhandeln.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.