Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Pakistans Islamisten spalten sich: Mehsud-Stämme verlassen die Tal…
> Machtkämpfe und Stammesrivalitäten führen zur Spaltung der pakistanischen
> Taliban. Ihr umstrittener Führer Mullah Fazlullah ist geschwächt.
Bild: Seit dem Tod ihres charismatischen Führers Hakimullah Mehsud (links in e…
BERLIN taz | Die wichtigste Gruppe der pakistanischen Taliban (TTP) hat am
Mittwoch die islamistische Rebellenbewegung verlassen und ihrem
umstrittenen Führer Mullah Fazlullah die Gefolgschaft aufgekündigt. „Wir
verkünden, dass wir uns von Tehrik-i-Taliban lossagen. Wir haben Khalid
Mehsud als unseren Führer für Süd-Waziristan bestimmt“, sagte der Sprecher
der abtrünnigen Mehsud-Stämme Azam Tariq am Samstag vor Journalisten im
autonomen Stammesgebiet an der Nordwestgrenze zu Afghanistan.
Tariq warf Fazlullahs TTP-Führung eine „Verschwörung“ sowie „kriminelle
Aktivitäten“ wie Bombenanschläge auf öffentliche Plätze, Erpressungen und
Morde von Geistlichen vor. Das sei „haram“ (verboten).
Die pakistanischen Taliban führen seit Februar indirekte Gespräche mit der
konservativen Regierung. Diese gerieten seit Beendigung einer Waffenruhe
seitens der TTP Anfang April ins Stocken und wurden seitdem von
militärischen Eskalationen abgelöst, aber formal nicht beendet.
Der Führer der Abtrünnigen, Khalid Mehsud, ist einer der Führer der zwölf
Mehsud-Stämme. Sie stellen die größte Gruppe innerhalb der TTP, die 2007
von Baitullah Mehsud gegründet wurden. Als er 2009 von einer US-Drohne
getötet wurde, übernahm sein radikalerer Stammesbruder Hakimullah Mehsud
die Führung.
## Umstrittene Nachfrolgeregelung
Hakimullah Mehsud gilt als Mastermind eines Anschlags auf eine CIA-Basis
2010 in Afghanistan, wurde aber selbst am 1. November 2013 von einer
US-Drohne getötet. Als Nachfolger setzte sich der aus dem Swat-Tal
stammende und nach Afghanistan geflohene Fazlullah gegen Khalid Mehsud
durch. Selbst der afghanische Taliban-Chef Mullah Omar soll dabei vermittel
haben, um einen offenen Ausbruch des Machtkampfes zu verhindern.
Fazlullah hatte 2012 die Ermordung der Bildungsaktivistin Malala Yousafzai
angeordnet, die schwer verletzt überlebte. Mit ihm führt erstmals ein
Nicht-Mehsud die TTP.
Fazlullah ist eigentlich gegen Friedensgespräche mit der Regierung, während
die Mehsud kriegsmüde sind. Sie stellen die meisten Kämpfer und leiden am
stärksten unter Krieg und Drohnenangriffen. Zu Zehntausenden sind sie aus
den Stammesgebieten geflohen.
Fazlullah setzte im April einen stammesinternen Rivalen von Khalid Mehsud
als TTP-Chef in Süd-Waziristan ein. Das führte zu internen Kämpfen mit bis
zu 100 Toten. Der Streit reicht bis in die Hafen- und Geschäftsmetropole
Karachie, wo die Taliban Unterstützungsgelder eintreigen, über deren
Kontrolle es offenbar ebenfalls Streit gibt.
## Spaltung als Gesprächsziel
Unklar ist, wie sich die Spaltung der TTP auf die Friedensgespräche
auswirkt. Für manche waren die eher halbherzigen Gespräche ohnehin nur ein
Versuch, die TTP zu spalten. Doch könnte der TTP-Machtkampf auch zunächst
zu einer militärischen Eskalation führen.
Zudem reflektiert die Spaltung unterschiedliche Interessen in der Region
akitver Geheimdienste. So werden Fazlullah gute Kontakte zum afghanischen
NDS nachgesagt. Denn der nutzt ihn, um Druck auf Islamabad machen.
Umgekehrt steht die abtrünnige Fraktion dem pakistanischen ISI näher, der
einen stärkeren TTP-Fokus auf Afghanistan favorisiert. Denn solange sich
Pakistans Islamisten auf Afghanistan konzentrierten, waren sie dem ISA als
außenpolitischer Arm stets willkommen.
29 May 2014
## AUTOREN
Sven Hansen
## TAGS
Pakistan
TTP
Hakimullah Mehsud
Taliban
Pakistan
Drohnen
Pakistan
Pakistan
TTP
Pakistan
Pakistan
Pakistan
## ARTIKEL ZUM THEMA
Pakistans Armee greift Taliban an: Bodenoffensive statt Luftangriffen
Nachdem Pakistans Militär mehrere Tage lang Stellungen der Taliban
bombardiert hatte, rückt es nun auf dem Boden vor. Die Zivilbevölkerung
wird teils evakuiert.
US-Drohnenangriff in Pakistan: Drei Raketen auf ein Lager
Erneut haben US-Streitkräfte in Pakistan einen Angriff geflogen. Zehn
Extremisten starben. Es ist die zweite Aktion innerhalb einer Woche.
Terrorangriffe in Pakistan: Wieder Schüsse in Karachi
Erneut haben Kämpfer Einrichtungen des Flughafens von Karachi angegriffen.
Die pakistanische Armee übt derweil Vergeltung für den ersten Angriff vom
Montag.
Flughafen in Pakistan: Dutzende Tote bei Taliban-Angriff
Terroristen der Taliban haben sich am Flughafen in Karachi stundenlange
Schusswechsel mit der Polizei geliefert. Mindestens 28 Menschen starben.
Pakistans militante Islamisten: Taliban beenden Waffenstillstand
Die pakistanischen Taliban kündigen ihren gut sechs Wochen alten
Waffenstillstand auf, wollen aber weiter mit der Regierung verhandeln.
Taliban in Pakistan: „Göttliche Chance“ vorerst vertan
Von Regierung und Taliban ernannte Verhandler komme nicht zusammen. Das
bestärkt Zweifel, ob beide Seiten die Gespräche wirklich ernst meinen.
Politik und Polio in Pakistan: Lähmendes Misstrauen
Pakistans Taliban kämpfen gegen die Polio-Impfung als „Instrument des
Westens zur Unterjochung der Muslime“. Die Zahl der Erkrankten steigt.
Talibanchef durch Drohne getötet: Pakistan ist sauer auf die USA
Gerade noch war Regierungschef Sharif in Washington. Und am Samstag sollten
Friedensgespräche mit den radikalen pakistischen Taliban beginnnen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.