# taz.de -- Zentralabitur wird getestet: Allzu zentral ist's noch nicht | |
> Sechs Bundesländer erproben das Zentralabitur. Bayern ist mit dabei, hat | |
> sich aber ein paar „anspruchsvolle“ Extras herausgehandelt. | |
Bild: So viel Wissen auf einem Haufen: Das Zentralabi soll alles besser machen. | |
BERLIN taz | Am Dienstag ist es so weit: Schüler in Hamburg, | |
Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen und Schleswig-Holstein | |
schreiben zum ersten Mal eine zentrale Abiturprüfung. Auch Bayern macht | |
mit. | |
Der Freistaat, Glanzlicht bei deutschen Schulvergleichen, hat sich für die | |
Teilnahme am Zentralabitur Extras ausgehandelt. Schließlich „haben wir den | |
Anspruch, ein anspruchsvolles Abitur zu schreiben“, so Rainer Kleybolte, | |
Vizevorsitzender der Landeselternvereinigung Bayern. | |
Eines der Extras: Die bayerischen Abiturienten werden in fünf Fächern | |
geprüft, die anderen nur in vier. Auch erhält nicht jeder Schüler die | |
gleichen Aufgaben. Es gibt einen Pool, aus dem Prüfungsaufgaben ausgewählt | |
werden. Bei der Matheprüfung geht zudem nur ein Sechstel der zu vergebenden | |
Gesamtpunkte auf Aufgaben aus dem länderübergreifenden Pool zurück. | |
Allzu zentral ist das Zentralabitur noch nicht. „Aber irgendwann muss man | |
es ja wagen“, sagt Oliver Oswald, Landesvorsitzender der Schüler-Union | |
Niedersachsen. Oswald findet das Projekt sinnvoll. Schüler könnten so | |
leichter von einem in das andere Bundesland umziehen. | |
## Ein Orientierungsjahr wäre gut | |
Gleiche Standards, besserer Austausch, mehr Gerechtigkeit bei der | |
Unizulassung, lauten Argumente für das Zentralabitur. Doch hilft es den | |
Hochschulen wirklich? „Mit der Zeit wird sich die Vergleichbarkeit der | |
deutschen Abiturienten erhöhen“, sagt Horst Hippler, Präsident der | |
Hochschulrektorenkonferenz. | |
Aber da sich die Unis auch für Studierende aus dem Ausland oder für Schüler | |
ohne Abitur, aber mit abgeschlossener Berufsausbildung öffnen wollen, | |
würden Studierende auch künftig mit sehr unterschiedliche Wissensständen | |
starten. Hippler hält ein Orientierungsjahr für sinnvoll. Das aber wäre | |
teuer. Alternativ kann er sich Aufnahmeprüfungen für Fächer mit starker | |
Nachfrage vorstellen. | |
Annett Lindner, Vorsitzende der Lehrergewerkschaft GEW | |
Mecklenburg-Vorpommern, kritisiert, dass Schüler nicht besser auf das | |
Zentralabitur vorbereitet werden. Sie will zudem, dass der Bund mehr | |
bildungspolitische Kompetenzen an sich zieht, um dem existierenden | |
Flickenteppich zu begegnen. | |
Die GEW Bayern lehnt das Zentralabitur sogar ganz ab. Damit werde „die | |
Vermittlung prozessorientierter, methodischer und kritischer Kompetenz | |
vernachlässigt“, sagt Andreas Hofmann, Vorsitzender der Landesfachgruppe | |
Gymnasium GEW Bayern. Besser sei es, die Standards für die Mittlere Reife | |
und das Abitur weiter anzugleichen. | |
6 May 2014 | |
## AUTOREN | |
Svenja Bednarczyk | |
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