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# taz.de -- Kommentar Linkspartei und Ukraine: Spiegelbild der Scharfmacher
> Die hitzköpfigen Putin-Beschimpfer werden von der Linkspartei kritisiert.
> Eine echte Alternative stellt aber auch sie nicht dar.
Bild: Hoch den Finger: Gregor Gysi als Mahner.
Die hiesige politische und mediale Elite hält Putin für den einzigen
Aggressor, die Ukraine für sein Opfer. Die meisten Deutschen, sowieso eher
pazifistisch gesinnt, sehen die Krise anders. Sie fürchten einen neuen
Kalten Krieg. Oder Schlimmeres. Das ist für die Linkspartei eine Chance.
Sie könnte als glaubwürdige Stimme der Mäßigung und Rationalität auftreten.
Weder an der Seite Russlands noch an der Seite der Nato sieht Parteichefin
Katja Kipping die Genossen. Aber das ist eher Wunsch als Beschreibung. So
liest man in der Ukraine-Resolution zwar allerlei bedenkenswerte Kritik am
Verhalten der EU. Aber skeptische Bemerkungen in Richtung Russland?
Analysen, was Russland will und antreibt? Fehlanzeige.
Manche Genossen tun sich schwer, schon das Selbstverständliche
anzuerkennen. Nur mühsam hat sich die Partei dazu durchgerungen, die
Annektierung der Krim als Völkerrechtsbruch zu bezeichnen. Kein Wort dazu,
dass Putin russische Soldaten ohne Uniform auf die Krim schickte. Kein Wort
über den Charakter des Putin-Regimes. Kein Wort darin zu den verständlichen
Ängsten in Osteuropa vor einer russischen Expansion. Denn das passt nicht
ins übersichtlich in Gut und Böse gerasterte Weltbild. Wenn man dem linken
Flügel folgte, dann wäre die Welt ohne Nato und eine EU, die
Assoziierungsabkommen aushandelt, in Ordnung. Nein, das wäre sie nicht.
Gregor Gysi versteht es zwar, differenziertere Töne anzuschlagen. Aber das
Bild, das der Fraktionschef nach außen entwirft, täuscht. Die Partei fühlt
anders. Beim Berliner Parteitag regierte eine Verkürzung auf das bloße
Bekenntnis und die schlichte Friedensparole, die dem Selbstbild als Partei
der Vernunft und Reflexion widerspricht. Im Osten malen sich viele, aus
historischer Verbundenheit, Putins Russland schön. Und die Ideologen des
steinernen Antiimperialismus wissen sowieso, dass der Westen schuld ist.
Immer. Dafür braucht man keine Einzelfallprüfung.
Es stimmt: Es gibt in deutschen Medien mehr als in der hiesigen Politik
hitzköpfige Putin-Beschimpfer, die markig nach Wirtschaftsblockaden rufen
und unfähig sind, auch nur einen selbstkritischen Gedanken über die Rolle
der Europäischen Union zu fassen. Oder russische Sicherheitsinteressen
ernst zu nehmen. Die Linkspartei ist nicht die Alternative zu den
Scharfmachern. Sie ist ihr seitenverkehrter Spiegel.
11 May 2014
## AUTOREN
Stefan Reinecke
## TAGS
Die Linke
Gregor Gysi
Ukraine
Katja Kipping
Russland
Wladimir Putin
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Sanktionen
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