# taz.de -- Atomgespräche mit Iran: Doch kein Ende in Sicht | |
> Eigentlich sollten die Verhandlungen über das iranische Atomprogramm in | |
> vier Wochen abgeschlossen sein. Dafür reicht die Einigkeit jetzt doch | |
> nicht. | |
Bild: Ein Streitpunkt: Schwerwasserreaktor in Arak | |
GENF taz | Die Verhandlungen über das iranische Nuklearprogramm werden | |
höchstwahrscheinlich verlängert. Nachdem am Freitag in Wien auch die fünfte | |
Verhandlungsrunde seit Januar keine Fortschritte in den zentralen | |
Streitfragen erbrachte, „sehen wir kaum noch Chancen für eineen Erfolg in | |
den verbleibenden vier Wochen" erklärte ein an den Verhandlungen | |
beteiligter Vertreter Irans gegenüber der taz. Ursprünglich sollten die | |
Gespräche Ende Juli beendet sein. | |
Ähnlich skeptisch äußerten sich Diplomaten der 5+1-Ländergruppe, zu der die | |
fünf ständigen Mitglieder des UNO-Sicherheitsrates (USA,China, Rußland, | |
Frankreich und Großbritannien) sowie Deutschland gehören. | |
Am größten bleiben die Differenzen mit Blick auf die Zahl und die Qualität | |
der Zentrifugen zur Urananereicherung, die Iran künftig noch einsatzbereit | |
installiert haben darf – zur Herstellung von Brennstäben für seine | |
Atomkraftwerke. Die USA wollen die Zahl der Zentrifugen nach Angaben eines | |
US-Diplomaten auf „wenige hundert“ beschränken. Iran ist jedoch bislang | |
nicht bereit, von seinen derzeit knapp 20.000 einsatzbereit installierten | |
Zentrifugen – darunter 8.000 moderne, mit denen sich Uran besonders schnell | |
anreichern lässt – „auch nur eine außer Betrieb nehmen“, wie der iranis… | |
Regierungsvertreter betonte. | |
Darüber hinaus hat die Regierung in Teheran Pläne, die Zahl der Zentrifugen | |
auf 50.000 bis 150.000 zu erhöhen. Zahl und Qualität der Zentrifugen sind | |
der entscheidende Faktor für die „Ausbruchsfähigkeit“ Irans aus einem | |
zivilen in ein militärisches Nuklearporgramm. Damit ist der Zeitraum | |
gemeint, den Teheran benötigen würde, um nach einer Kündigung oder unter | |
Verletzung eines künftigen Abkommens, Uran über den zur Energiegewinnung in | |
Atomkraftwerken ausreichenden Grad von fünf Prozent auf über 90 Grad | |
anzureichern. Damit hätte Iran dann atomwaffenfähiges Spaltmaterial | |
hergstellt. | |
## Beruhigung für die Republikaner | |
Je länger dieser Zeitraum ist, desto größer ist die Chance, dass derartige | |
Bestrebungen rechtzeitig durch Inspektoren der Internationalen | |
Atomenergieorganisation (IAEO)oder durch andere Aufklärungsmittel entdeckt | |
würden. Die Obama-Administration will mit ihrer Forderung nach nur „wenigen | |
hundert“ einsatzbereit installierten Zentrifugen sicherstellen, dass | |
Teheran mindestes ein Jahr für den Ausbruch aus einem zivilen | |
Nuklearprogramm benötigen würde. | |
Zudem will die US-Regierung mit dieser von Teheran als „völlig übertrieben�… | |
abgelehnten Forderung die israelische Regierung und die republikanischen | |
Kritiker in Washington beruhigen, die die Verhandlungen und ein Abkommen | |
mit Teheran mit größtem Mißtrauen betrachten oder gar grundsätzlich | |
ablehnen. | |
Im Streit um den kurz vor der baulichen Fertigstellung befindlichen | |
Schwerwasserreaktor in Arak hat Teheran zwar angeboten, durch technische | |
Veränderungen die Möglichkeit zur Gewinnung von Plutonium um 90 Prozent zu | |
reduzieren. Zum von der 5+1-Ländergruppe verlangten völligen Verzicht auf | |
die Produktion von Plutonium, mit dem ebenfalls atomwaffenfähiges | |
Spaltmaterial hergestellt werden könnte, ist Teheran jedoch nicht bereit. | |
Bei der dritten ungelösten Streitfrage geht es um Irans unterirdische | |
Anreicherungsanlage in Fordo, die durch technische Aufklärungsinstrumente | |
nicht überwacht werden kann und gegen Luftangriffe geschützt ist. Die | |
5+1-Ländergruppe befürchtet, dass in der Anlage verbotene Aktivitäten für | |
ein militärisches Nuklearprogramm stattfinden könnten und fordert daher | |
entweder ihre Schließung oder eine sehr engmaschige Kontrolle durch | |
Inspektoren der IAE0. Diese Kontrolle soll auch nach Auslaufen eines | |
künftigen Abkommens fortgesetzt werden. Beides lehnt Teheran bislang ab. | |
## Zumindest eine Annäherung | |
Bei der Gültigkeitsdauer des Abkommens gibt es zumindest eine Annäherung. | |
Die USA verlangen eine Laufzeit von 30 Jahren. Davon sollen 20 Jahre lang | |
strenge Kontrollen sämtlicher iranischer Nuklearanlagen stattfinden, zehn | |
weitere Jahre sollen die Zügel nach und nach gelockert werden. Russland und | |
China würden sich mit einer Zeitspanne von 20 Jahren begnügen, davon 15 | |
Jahre intensiver Überwachung. | |
Der Iran wäre mit einer Laufzeit von 15 Jahren einverstanden. Dabei sollen | |
die Kontrollen aber bereits nach den ersten fünf Jahren gelockert werden. | |
Nach Einschätzung des Nuklearexperten Gary Samore, der bis Ende 2013 dem | |
Verhandlungsteam der USA angehörte, hoffe die Obama-Regierung darauf, dass | |
bei einer längeren Laufzeit am Ende eine neue Regierung in Teheran an der | |
Macht sein werde, von der keine Bestrebungen nach Atomwaffen mehr zu | |
befürchten seien. | |
21 Jun 2014 | |
## AUTOREN | |
Andreas Zumach | |
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