# taz.de -- Letzte Chemiewaffen offiziell übergeben: Alles raus aus Syrien? | |
> Historischer Moment in Syrien: Alle Chemiewaffen sollen aus dem | |
> Bürgerkriegsland entfernt worden sein. Unklar bleibt, ob das Assad-Regime | |
> mit offenen Karten spielt. | |
Bild: Syrische Kampfstoffe, verpackt in Container, auf einem dänischen Schiff … | |
DEN HAAG dpa |Zehn Monate nach einem verheerenden Giftgasangriff bei | |
Damaskus sind die letzten chemischen Kampfstoffe Syriens außer Landes | |
gebracht worden. Der letzte Transport mit Chemiewaffen habe am | |
Montagnachmittag den syrischen Hafen Latakia verlassen, teilte die | |
Organisation für ein Verbot der Chemiewaffen (OPCW) am Montag in Den Haag | |
mit. Demnach brachte ein dänisches Schiff die letzten acht Prozent der etwa | |
1.300 Tonnen Kampfstoffe wie Senfgas und Sarin in internationale Gewässer. | |
Die giftigsten Kampfstoffe sollen nun auf dem US-Marineschiff Cape Ray im | |
Mittelmeer neutralisiert werden. Die übrigen Chemiewaffen würden in Anlagen | |
in Finnland, Deutschland, Großbritannien und den USA vernichtet, heißt es | |
weiter. Ein Teil des waffenfähigen Materials wurde bereits in Syrien selbst | |
zerstört. | |
Der Generaldirektor der OPCW, Ahmet Üzümcü, sprach von einem historischen | |
Moment. „Noch nie zuvor wurde das gesamte Arsenal von | |
Massenvernichtungswaffen aus einem Land entfernt, das sich in einem | |
bewaffneten Konflikt befindet.“ | |
Über 30 Länder hatten sich finanziell und materiell an der Operation | |
beteiligt. Dies habe es in der Abrüstungsgeschichte noch nicht gegeben, | |
würdigte der türkische Diplomat. | |
Unklar ist allerdings, ob Syrien auch sein gesamtes Arsenal deklariert | |
hatte. Die Angaben von Syrien entsprächen den Schätzungen von Experten, | |
sagte Üzümcü. Erst vor wenigen Tagen hatten Experten der OPCW erklärt, dass | |
sie Hinweise auf „systematische Angriffe mit Chlorgas“ in dem arabischen | |
Land gefunden hatten. Chlorgas wird aber vor allem zu zivilen Zwecken | |
genutzt und gilt daher nicht als chemischer Kampfstoff. Der Einsatz als | |
Waffe ist jedoch nach der Chemiewaffen-Konvention verboten. | |
## Kerry besorgt über Chlorgas | |
US-Präsident Barack Obamas Sprecher Josh Earnest lobte den Abschluss der | |
Mission als „wichtigen Meilenstein“ im Bemühen, den Gebrauch von | |
Chemiewaffen einzudämmen. „Dies wird sicherstellen, dass sie nie wieder | |
gegen das syrische Volk oder gegen die Vereinigten Staaten, unsere | |
Verbündeten, unsere Partner in der Region und darüber hinaus eingesetzt | |
werden.“ | |
Auch US-Chefdiplomat John Kerry lobte die Vernichtung der Waffen in einer | |
Mitteilung, betonte darin aber zugleich, dass die USA tief besorgt seien | |
über den Einsatz von Chlorgas in Gebieten der syrischen Opposition. | |
Syrien hatte vor neun Monaten unter starkem internationalen Druck der | |
Vernichtung seiner Chemiewaffen zugestimmt. Nach einem Giftgasangriff auf | |
einen Vorort von Damaskus im vergangenen August, bei dem über 1.400 | |
Menschen getötet sein sollen, hatten die USA mit Luftangriffen gedroht. | |
Nach der Einigung Russlands und der USA verpflichtete der UN-Sicherheitsrat | |
Syrien, der OPCW beizutreten und seine Kampfstoffe unter internationaler | |
Kontrolle bis zum 30. Juni zu vernichten. | |
Frankreich und die USA hatten die syrische Regierung für die | |
Giftgasangriffe in diesem Frühjahr verantwortlich gemacht. Damaskus wies | |
dies jedoch zurück. Die Kontrolleure der OPCW werden nach Angaben der | |
Behörde ihre Ermittlungen in Syrien fortsetzen. | |
Die letzten acht Prozent des Arsenals waren bisher nicht abtransportiert | |
worden. Syrien hatte dies mit Sicherheitsproblemen begründet. Westliche | |
Staaten hatten dem Land aber vorgeworfen, den Transport zu verzögern. | |
24 Jun 2014 | |
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