# taz.de -- Fotojournalist über seine Arbeit: „Hart, aber nicht aussichtslos… | |
> Julius Schrank, Gewinner des World Press Photo Award, fotografiert | |
> Kinderprostituierte, Goldgräber, Kämpfer. Die Arbeit ist schwierig, | |
> unsichtbar sein wichtig. | |
Bild: Julius Schrank vor seinem preisgekrönten Werk | |
taz: Herr Schrank, Sie haben für Ihr Foto von birmesischen Freiheitkämpfern | |
aus der Kachin-Region den World Press Photo Award in der Kategorie „Daily | |
Life“ gewonnen. Wie wichtig ist so ein Preis für Nachwuchsfotografen? | |
Julius Schrank: Den World Press Photo Award zu gewinnen, ist was richtig | |
Besonderes. Das Medienecho ist verrückt – ich habe ja nicht mal beim Foto | |
des Jahres gewonnen, sondern nur in einer Kategorie. Es ist auch wichtig, | |
bei solchen Wettbewerben mitzumachen. Ich hoffe, dass es mich und das | |
Projekt nach vorn bringt. Aber eigentlich geht es ums Fotografieren. | |
Wie kommt man an solche Aufnahmen wie die aus Birma ohne ein Magazin im | |
Rücken, das einen losschickt? | |
In Ländern wie Birma bin ich ja nicht allein unterwegs. Es ist immer ein | |
Dolmetscher dabei, einer, der sich auskennt. Dann versuche ich möglichst | |
unsichtbar zu werden. | |
Wie wird man denn als großer blonder Mann in Birma unsichtbar? | |
Du musst viel Zeit investieren, Teil der Gruppe werden. Und irgendwann | |
haben die Menschen, die du fotografieren willst, vergessen, dass du da | |
bist. | |
Sie fotografieren Freiheitskämpfer, Goldgräber oder Kinderprostituierte in | |
Asien – rechnet sich das finanziell? | |
Mir geht es dabei nicht um Geld. Es sind Themen, die mir am Herzen liegen. | |
Hinterher, wenn ich mit den Fotos wiederkomme, sind die Magazine richtig | |
begeistert. | |
Und kaufen die ganze Strecke? | |
Nein. Häufig passen die Bilder nicht zum Heftkonzept. Oder sie sind zu | |
bedrückend. Jeder redet zum Beispiel darüber, dass es in Birma aufwärtsgeht | |
– und dann komme ich wie ein Pessimist daher. Manche Dinge wollen die Leute | |
einfach nicht hören. | |
Ist die Situation für junge Fotografen aussichtslos? | |
Nein. Am freien Markt ist kein Platz für Fehler. Man kriegt keine zweite | |
Chance. Du musst dich immer weiter profilieren. Das ist sehr hart, aber | |
nicht aussichtslos. | |
Trotzdem arbeiten Sie fest-frei für eine niederländische Tageszeitung. | |
Wieso nicht in Deutschland? | |
Nach meinem Praktikum bei De Volksrant konnte ich dort weiterarbeiten. | |
Dadurch habe ich ein regelmäßiges Einkommen, kann die Miete bezahlen – und | |
frei andere Projekte machen. Das ist ein großes Glück. Nicht jeder meiner | |
Freunde hat einen regelmäßigen Auftraggeber im Rücken. | |
Sorgt die schwierige Lage dafür, dass jetzt nur noch besonders gute, | |
engagierte Fotografen durchkommen? | |
Nein, das sehe ich so überhaupt nicht. Ich kenne viele gute Fotografen, die | |
einfach kein Glück haben. Oder sich nicht so gut vermarkten können. | |
Haben Sie mal darüber nachgedacht, bei einer Agentur anzufangen? | |
Ja, klar. Aber wenn ich zu einem Termin muss, sehe ich zehn | |
Agenturfotografen nebeneinander. Die halten alle auf dasselbe Motiv, müssen | |
nach dem Termin direkt nach Hause hetzen oder sogar noch vor Ort die Bilder | |
rausschicken, und ab zum nächsten Termin. | |
Wussten Sie, wie schwierig die Lage ist? | |
Ja – unsere Dozenten an der Uni haben uns das immer wieder gesagt. | |
Und trotzdem wollten Sie Fotoreporter werden? | |
Na ja, ich bin schon immer gerne gereist und habe gerne fotografiert – da | |
ist Fotojournalist doch der ideale Beruf. Und: Es gibt einfach Bilder, die | |
gezeigt werden müssen. | |
29 Jun 2014 | |
## AUTOREN | |
Lara Wiedeking | |
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