| # taz.de -- Ökostrom in Deutschland: Bewerbung um die Sonne | |
| > Wie geht es weiter mit der staatlichen Unterstützung der Energiewende in | |
| > Deutschland? Nun werden Details zur Förderrevolution bekannt. | |
| Bild: Wie geht's weiter? Strommasten und Solarbäume in Hessen. | |
| BERLIN taz | Es ist ein Plan, der bei manchen viele Hoffnungen weckt, bei | |
| anderen große Sorgen: Wer in Zukunft Strom aus erneuerbaren Energien ins | |
| Netz einspeist, soll nicht mehr automatisch einen zuvor festgelegten Preis | |
| dafür erhalten. Stattdessen will die Bundesregierung ab 2017 Wind- oder | |
| Solarparks ausschreiben. Wer mit der geringsten Förderung auskommt, erhält | |
| den Zuschlag. Die Art und Weise, wie Deutschland Ökostrom finanziert, wird | |
| damit grundsätzlich umgestellt. | |
| Die Bundesregierung will damit die Planbarkeit des Ökostrom-Ausbaus erhöhen | |
| und die Kosten senken. Kritiker fürchten, dass durch das Verfahren | |
| Bürgerprojekte und Genossenschaften kaum noch zum Zuge kommen und die | |
| Kosten durch mehr Aufwand und geringere Planungssicherheit sogar noch | |
| steigen. | |
| Diese Bedenken will Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) nun offenbar | |
| ausräumen. In einem Eckpunktepapier, das der taz vorliegt, skizziert sein | |
| Ministerium erstmals, wie die Ausschreibung bei großen Photovoltaikanlagen | |
| ablaufen könnte. In diesem Sektor soll das neue Finanzierungsmodell in den | |
| nächsten Jahren erprobt werden. | |
| Das Eckpunktepapier, das am Donnerstag noch bei einem Workshop mit Politik- | |
| und Verbandsvertretern diskutiert wurde und dann als Grundlage für eine | |
| öffentliche Konsultation dienen wird, sieht vor, dass sich die | |
| Ausschreibung allein auf die installierte Leistung der Anlagen bezieht. | |
| Insgesamt sollen jährlich Anlagen mit einer Leistung von 600 Megawatt | |
| ausgeschrieben werden, bisher waren nur 400 geplant. Durchgeführt wird das | |
| Verfahren von der Bundesnetzagentur. | |
| ## Äcker bleiben solarfrei | |
| Wie bisher sollen die Anlagen nur entlang von Autobahnen und auf Industrie- | |
| oder Gewerbeflächen gebaut werden dürfen, nicht aber auf | |
| landwirtschaftliche Flächen. Regionale Beschränkungen soll es zunächst | |
| ebenso wenig geben wie Vorgaben zur Rechtsform der Betreiber. Die | |
| Höchstgröße pro Anlage soll mit 25 Megawatt deutlich größer sein als bei | |
| der bisherigen EEG-Förderung, die nur für Anlagen bis 10 Megawatt galt. Ein | |
| Solarpark mit 25 Megawatt Leistung ist in der Regel knapp über ein halben | |
| Quadratkilometer groß . | |
| Alle potenziellen Betreiber sollen dann zu einem festgelegten Zeitpunkt die | |
| Größe der geplanten Anlage und den geforderten Strompreis-Aufschlag, die | |
| sogenannten Marktprämie, verdeckt mitteilen. Die Anlage mit den niedrigsten | |
| Kosten erhalten den Zuschlag. | |
| Quoten für kleine, bürgerschaftliche Projekte wird es nicht geben. Dennoch | |
| sollen sich weiterhin möglichst viele Akteure beteiligen, schreibt das | |
| Ministerium. Deshalb sollen „Bieterrisiken und weitere Zugangshürden | |
| begrenzt werden“. So sollen die finanziellen Sicherheiten, die beim Abgeben | |
| eines Gebots und beim Erhalten des Zuschlags geleistet werden müssen, | |
| niedriger sein, wenn Betreiber bereits über einen Bebauungsplan verfügen. | |
| Eine weitere Sorge von Kritikern des Ausschreibungsmodells, nämlich dass | |
| geplante Anlagen am Ende möglicherweise gar nicht gebaut werden, will das | |
| Wirtschaftsministerium mit Strafzahlungen verhindern, die bei Verzögerung | |
| oder Aufgabe eines Projekts fällig werden. Über die Höhe macht das | |
| Eckpunktepapier allerdings noch keine Angaben. | |
| 11 Jul 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Malte Kreutzfeldt | |
| ## TAGS | |
| Ökostrom | |
| Sigmar Gabriel | |
| Ausschreibung | |
| Strompreis | |
| China | |
| Energiewende | |
| Heizung | |
| Schwerpunkt Atomkraft | |
| Heizkosten | |
| Europäischer Gerichtshof | |
| Europäischer Gerichtshof | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Erneuerbare Energien: Hohe Hürden für Bürgerprojekte | |
| Der Zuschlag für Photovoltaik-Anlagen wurde erstmals per Ausschreibung | |
| vergeben. Genossenschaften kamen dabei nicht zum Zug. | |
| Erneuerbare Energien: Das positive EEG-Konto täuscht | |
| Spekulationen über eine sinkende Ökostrom-Umlage im kommenden Jahr sind | |
| verfrüht. Durch ein Gesetz hat sich der Abrechnungsmodus geändert. | |
| Kleinanleger verlieren Millionen: Nächster Solartraum geplatzt | |
| Die Solarstrom AG ist pleite. Die Firma war ein Symbol des Geschäfts mit | |
| Sonnenenergie. Jetzt wird sie von Chinesen gekauft. | |
| Erneuerbare Energien: Photovoltaik frisst Stromspeicher | |
| Pumpspeicherkraftwerke leiden unter der Energiewende, der sie eigentlich | |
| helfen sollen. Viel Solarstrom dämpft mittägliche Preisspitzen. | |
| Erneuerbare Energien: Wo bleibt die Wärmebremse? | |
| Über das EEG hinaus: Weniger Abhängigkeit von Russland, die Klimawende | |
| schaffen – was getan werden kann auf dem deutschen Energiemarkt. | |
| Karriere in der Energiepolitik: Charmantes Schlitzohr mit Kalkül | |
| In drei Jahrzehnten entwickelte Johannes Kempmann sich vom führenden | |
| Anti-AKW-Aktivisten zum Präsidenten des Verbands der Energiewirtschaft. | |
| Auswirkungen der EEG-Reform: „Hunderttausenden droht ein Fiasko“ | |
| Wegen der EEG-Reform könnten hohe Stromrechnungen folgen, warnt der Chef | |
| des Verbraucherschutzes. Betroffen seien vor allem Arme. | |
| Kommentar EuGH-Urteil zu Ökostrom: Gut für Deutschland, schlecht für Europa | |
| Deutschland darf Ökostrom weiter fördern wie bisher. Für die EU ist das | |
| schlecht, eine ambitionierte gemeinsame Energiepolitik bleibt so unmöglich. | |
| Grundsatzurteil des EuGH: Die eigene Energie im Sinn | |
| Nationale Förderung von Ökostrom ist rechtens, entschied der Europäische | |
| Gerichtshof. Ausländische Stromerzeuger dürfen benachteiligt werden. |