# taz.de -- Ölbohrungen vor den Kanaren: Schlechte Zeiten für Wale und Delfine | |
> Umweltschützer starten einen letzten Versuch, die geplanten Ölbohrungen | |
> noch zu verhindern. Ein Reservat für Meeressäuger soll helfen. | |
Bild: Auf Gran Canaria hat man bereits Erfahrungen mit Ölverschmutzungen. | |
MADRID taz | Walschutz vor den Kanarischen Inseln statt Ölbohrungen. Das | |
ist die Idee, die die spanische Sektion des World Wild Fund of Nature (WWF) | |
der spanischen Regierung schmackhaft machen will. Die Kampagne der | |
Naturschützer startet, während die spanische Erdölfirma Repsol alles | |
vorbereitet, um im Herbst vor den spanischen Urlaubsinseln vor Afrikas | |
Nordwestküste nach Erdöl zu suchen. | |
Repsol hat seit wenigen Wochen alle Genehmigungen zusammen. Auf den Inseln | |
reißen die Proteste dagegen nicht ab. Lokal- und Regionalpolitiker, Hotel- | |
und Gaststättenverbände fürchten ebenso um das Meer wie | |
Umweltschutzorganisationen und diejenigen, die den Ausbau der Erneuerbaren | |
statt der Suche nach fossilen Brennstoffen verteidigen. | |
„Wir wollen, dass die Regierung ein Reservat für die wichtigste Bevölkerung | |
von Walen und Delfinen einrichtet“, sagt WWF-Sprecher Juan Carlos del Olmo. | |
Denn das Gebiet rund um die Kanarischen Inseln sei das Walgebiet | |
schlechthin in Europa. Rund ein Drittel der Wale und Delfine der | |
europäischen Gewässer tummeln sich dort. | |
Das fragliche Gebiet vor Lanzarote und Fuerteventura sei „lebensnotwendig | |
als Nahrungsgebiet, zur Aufzucht der Jungen und damit ein unerlässlicher | |
Ort auf der Wanderung dieser emblematischen Tiere“. Die Suche nach Erdöl | |
und die mögliche spätere Förderung bedrohe das „maritime Paradies“. Eine | |
mögliche Verschmutzung könnte das sensible natürliche Gleichgewicht für | |
immer schädigen. | |
„Außerdem benutzen die Wale und Delfine Töne, um miteinander zu | |
kommunizieren, sich zu orientieren und für die Suche nach Nahrungsquellen“, | |
sagt del Olmo. Die Erdölsuche und -förderung mit ihrem Lärm sei daher auch | |
gefährlich, selbst wenn es nicht zu Verschmutzungen komme. Das Meer vor den | |
Kanaren sei auch Lebensraum für andere bedrohte Tierarten wie | |
Meeresschildkröten und Meeresvögel. | |
## Klage abgewiesen | |
Der WWF sammelt nun Unterschriften, um Madrid unter Druck zu setzen. Eine | |
Klage gegen die Bohrungen hatte der Oberste spanische Gerichtshof im Juni | |
abgewiesen. Die spanische Regierung unter dem konservativen | |
Ministerpräsidenten Mariano Rajoy reagiert bisher nicht auf die Kampagne | |
der Naturschützer. Eigenes Erdöl würde Spanien von den Importen | |
unabhängiger machen, heißt es zur Verteidigung der Bohrungen. Spanien | |
importiert für über 60 Milliarden Euro jährlich Erdöl. | |
Nicht nur vor den Kanaren im Atlantik, auch vor den Balearen im Mittelmeer | |
soll schon bald nach Öl gesucht werden. Insgesamt werden auf den | |
Inselgruppen 20.000 Quadratkilometer von diesen Untersuchungen betroffen | |
sein. 140.000 Barrel könnten bald schon täglich gefördert werden, und das | |
20 Jahre lang, verspricht Repsol. | |
Gleichzeitig würgen die Konservativen – ganz im Sinne der übermächtigen | |
Energieversorger – die Entwicklung der erneuerbaren Energien ab. Dabei | |
stand das Land, das reichlich mit Sonne und Wind gesegnet ist, in den | |
1990er und den 2000ern an der Weltspitze. Die Windenergie stellt | |
mittlerweile ein Fünftel des Stromverbrauchs und spart damit | |
Milliardensummen an Erdölimporten. Doch ein Moratorium, das Rajoy erlassen | |
hat, als er Ende 2011 an die Regierung kam, stoppte den Ausbau. | |
Für Neuanlagen gibt es keine Einspeisevergütungen mehr. Damit verliert | |
Spanien den einzigen Geschäftszweig, der für eine flächendeckende | |
Industrialisierung sorgte und der Milliarden im Exportgeschäft verdient | |
hat. Auch eine Laufzeitverlängerung der AKWs ist geplant. Die Branche der | |
Erneuerbaren beschwert sich. Rajoy mache Politik, ganz im Sinne der großen | |
Energieversorger. | |
5 Aug 2014 | |
## AUTOREN | |
Reiner Wandler | |
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