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# taz.de -- Kühlschränke für Hartz-IV-Empfänger: Gutscheine, die kaltlassen
> Es gibt 3,3 Millionen Hartz-IV-Haushalte. Für diese fördert die Regierung
> die Anschaffung eines A+++-Kühlschranks. Nur 190 wurden bisher gekauft.
Bild: Mit diesem Kühlschrank-Iglu wurde 2010 in Hamburg gegen Energieverschwen…
BERLIN taz | Die Idee stammt noch vom früheren CDU-Umweltminister Peter
Altmaier, umgesetzt wurde sie von SPD-Nachfolgerin Barbara Hendricks: Wenn
arme Haushalte bei der Anschaffung eines neuen Kühlschranks unterstützt
werden, sollte das Klimaschutz und Geldbeutel gleichermaßen nützen.
Anfang April hatte Hendricks darum angekündigt, Empfänger von
Arbeitslosengeld, Sozialhilfe oder Wohngeld mit 150 Euro zu unterstützen,
wenn sie ihren alten Kühlschrank durch ein sparsames A+++-Gerät ersetzen.
„Wir tun effektiv etwas für den Klimaschutz und gleichzeitig helfen wir
Haushalten mit geringem Einkommen“, hatte Hendricks gesagt – und
angekündigt, über einen Zeitraum von zwei Jahren sollten bis zu 16.000
Kühlgeräte ausgetauscht werden.
Schon dieses Ziel schien angesichts der Zahl von 3,3 Millionen Haushalten,
die derzeit von Hartz IV leben müssen, eher bescheiden. Doch die realen
Zahlen sind noch viel ernüchternder: In den ersten vier Monaten seit dem
offiziellen Programmstart wurden 13.163 Haushalte beraten, wie sie
energieeffizienter werden können.
Davon erhielten 1.391 einen Gutschein über 150 Euro – doch nur 190
Haushalte lösten diesen bis Ende Juli tatsächlich nach dem Kauf eines neuen
Kühlgeräts ein. Das teilte Hendricks’ Ministerium als Antwort auf eine
Grünen-Anfrage mit, die der taz vorliegt. Bleibt es bei dieser Rate, würden
in zwei Jahren nicht einmal zehn Prozent der geplanten 16.000 Kühlschränke
ausgetauscht.
„Lächerlich“ findet Oliver Krischer, der Energieexperte der
Grünen-Bundestagsfraktion, das bisherige Ergebnis des groß angekündigten
Programms. „Die Zahlen sind eine Bankrotterklärung der Bundesregierung beim
Thema Energieeffizienz für Menschen mit geringen Einkommen“, sagte er der
taz.
## Caritas bleibt optimistisch
Der Sozialverband Caritas, der die Gutscheine im Rahmen seiner
Energieberatung ausgibt, hält das Programm hingegen keineswegs für
gescheitert. „Für eine seriöse Bewertung der Zahlen ist es angesichts der
komplexen Situation zu früh“, sagte Projektleiter Reiner Sans der taz. So
sei die Finanzierung eines neuen Kühlschranks für einkommensschwache
Haushalte oft trotz des Zuschusses schwierig, hieß es bei der Caritas.
Dabei lohnt sich der Austausch des Geräts schon nach kurzer Zeit – auch das
zeigt die Antwort des Umweltministeriums: Die Haushalte, die einen neuen
Kühlschrank anschafften, sparten dadurch im Schnitt 106 Euro im Jahr an
Stromkosten. Kühlschränke der höchsten Effizienzklasse A+++ gibt es je nach
Größe ab 300 bis 600 Euro. Bei Einsatz des 150-Euro-Gutscheins amortisiert
sich die Anschaffung damit innerhalb weniger Jahre.
Das Umweltministerium plant keine Änderungen am Programm. Die Nachfrage sei
zuletzt angestiegen und man erwarte, dass sich dieser Trend durch die
Ausweitung auf neue Standorte fortsetze. „Wir gehen weiterhin von einem
Erfolg des Programms aus“, sagte ein Sprecher.
12 Aug 2014
## AUTOREN
Malte Kreutzfeldt
## TAGS
Schwerpunkt Klimawandel
Hartz IV
Umweltministerium
Kühlschrank
Altersarmut
Barbara Hendricks
Energiewende
Kühlschrank
Hartz IV
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