# taz.de -- Kommentar Mollath-Urteil: Freispruch mit Makel | |
> Mollaths Einweisung in die Psychiatrie war Unrecht. Die | |
> Misshandlungsvorwürfe aber bleiben bestehen. Das Urteil ist ein auch | |
> Erfolg für den Rechtsstaat. | |
Bild: Gustl Mollath auf dem Weg ins Landgericht Regensburg. | |
Gustl Mollath hat gewonnen und verloren. Gewonnen hat er, weil seine | |
Einweisung in die Psychiatrie ein Unrechtsurteil war, das Richterin Elke | |
Escher gegeißelt hat. Die Begründung von Mollaths damaligen Richtern und | |
Gutachtern, Mollath sei gefährlich, weil er Dutzende Autoreifen zerstochen | |
habe, zerlegte sie sorgfältig. Die Vorwürfe sind ihm nicht nachzuweisen. | |
Weder ist sicher, dass es immer der gleiche Täter war, noch wurde bei | |
Mollath eine Tatwaffe gefunden. Das Schreiben, in dem Mollath mehrere der | |
Geschädigten als Mitglied eines Komplotts gegen ihn bezeichnete, ist nur | |
ein Indiz, mehr aber auch nicht. Nie hätte es einem Richter ausreichen | |
dürfen, um so gravierend in das Leben eines Menschen einzugreifen, ihm | |
sieben Jahre seines Lebens zu rauben. Das Urteil ist deshalb auch ein | |
Erfolg für den Rechtsstaat. | |
Verloren hat Mollath, da die Richter überzeugt waren, er habe seine Frau | |
geschlagen, getreten, gebissen und gewürgt. Ein Armutszeugnis für den | |
Rechtsstaat ist das aber nicht. Die Sichtweise ist nachvollziehbar. Dass | |
Mollaths damalige Frau, Petra M., erheblicher stumpfer Gewalt ausgesetzt | |
war, bestätigte nicht nur der Rechtsmediziner. Auch gegenüber drei Zeugen | |
schilderte Petra M. die Misshandlung weitgehend konstant. Und es bleibt | |
immer noch der Arzt, dessen Attest die Verletzungen bestätigt. | |
Unklug war von Mollath, sich selbst nie genau zu der Tat zu äußern. Seine | |
Version, die Verletzungen würden von einem Sprung aus dem Auto stammen, | |
erscheint deshalb unglaubhaft. Richterin Escher hat mit ihrem Urteil | |
bewiesen, dass sie trotz des Unrechts, das Mollath erfahren hat, kein Auge | |
zudrückt. Sie hat aber auch die erheblichen Fehler der bayerischen Justiz | |
beanstandet. Mollaths Vorwurf, es fehle hier an Aufklärungswillen, ist | |
daher nicht gerechtfertigt. | |
14 Aug 2014 | |
## AUTOREN | |
Lisa Schnell | |
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