Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Deutsche Waffen für die Kurden: 40 Jahre alte Panzerabwehrraketen
> Mehrere westliche Länder wollen die Kurden aufrüsten. Da will Deutschland
> nicht abseitsstehen, schickt aber teilweise veraltetes Militärgerät.
Bild: Fährt bald auch im Nordirak: der Dingo-Transporter.
BERLIN taz | Der Iran war das erste Land, das Iraks Kurden Waffen geliefert
hat, erklärte jüngst Masud Barzani, der Präsident der kurdischen
Autonomiegebiete im Nordirak. Teheran hat diese Lieferungen nicht bestätigt
– auch, weil sie für eine Zusammenarbeit mit dem Erzfeind USA sprechen
würden.
Die drängen ihre Alliierten derzeit dazu, die Kurden weiter aufzurüsten.
Neben Kanada, Australien, Frankreich, Großbritannien und anderen
europäischen Ländern will da auch Deutschland nicht abseitsstehen. Fast 180
Tonnen Decken, Lebensmittel und Medikamente hat die Bundeswehr schon als
humanitäre Hilfe in den Nordirak geflogen. Je 4.000 Schutzwesten und
Stahlhelme, 700 Funkgeräte, Nachtsichtgeräte und Minensuchgeräte stehen zum
Abflug bereit. Jetzt will die Bundeswehr auch Teile ihrer Waffendepots für
die Kurden räumen.
Masud Barzani hatte sich von Deutschland vor allem panzerbrechende Waffen
gewünscht. Seine Kämpfer sollen nun aus Bundeswehrbeständen 40 Jahre alte
„Milan“-Panzerabwehrraketen bekommen – insgesamt 30 Systeme mit 500
Raketen, die bis zu zwei Kilometer entfernte Ziele treffen können. Um in
ihren Gebrauch eingewiesen zu werden, sollen kurdische Ausbilder für eine
einwöchige Schulung ins bayrische Hammelburg kommen. Auch die IS-Milizen
sollen über solche Raketen aus deutsch-französischer Produktion verfügen –
teils aus dem Arsenal des Assad-Regimes erbeutet und teils, weil sie
während des Bürgerkriegs in Syrien von Katar und Saudi-Arabien an die
Aufständischen geliefert wurden.
Auf der deutschen Exportliste stehen außerdem 200 Panzerfäuste des Typs 3
sowie 40 schwere Panzerfäuste. Hinzu kommen 8.000 moderne Sturmgewehre des
Typs G36 und 8.000 ältere G3-Sturmgewehre, die Standardwaffe von Bundeswehr
und Bundespolizei, sowie 40 MG3-Maschinengewehre, 8.000 ältere Pistolen vom
Typ P1 und 10.000 Handgranaten. Mit ihnen sollen 60 Mercedes-Geländewagen,
40 Unimogs, fünf „Dingo“-Patrouillentransporter und ein Tanklastwagen über
Bagdad nach Erbil geflogen werden.
Die erste Lieferung im Wert von 30 Millionen Euro soll bis Ende September
erfolgt sein. Auf rund 70 Millionen Euro soll sich der Umfang der
Waffenhilfe insgesamt belaufen, wenn die zweite und dritte Tranche folgt.
Die Stückelung soll verhindern, dass Waffenlager angelegt werden und in
falsche Hände fallen.
Am Donnerstag reist Angela Merkel zum Nato-Gipfel nach Wales. Dort wird es
auch um den Kampf gegen die IS-Miliz gehen, gegen die die USA eine globale
Allianz schmieden wollen. Bei der Befreiung der Kleinstadt Amerli, die bis
Sonntag von der IS belagert war, sollen kurdische Peschmerga von Kampfjets
aus dem Iran unterstützt worden sein. Auch die US-Luftwaffe hatte zuvor
IS-Stellungen bei Amerli bombardiert. Gegen die Dschihadisten bilden der
Westen und der Iran inzwischen eine inoffizielle Allianz.
2 Sep 2014
## AUTOREN
Daniel Bax
## TAGS
Waffenlieferung
Kurdistan
Deutschland
„Islamischer Staat“ (IS)
Bundeswehr
Schwerpunkt Angela Merkel
Waffen
Kurden
Schwerpunkt Syrien
Schwerpunkt Syrien
„Islamischer Staat“ (IS)
Kurden
Kurden
## ARTIKEL ZUM THEMA
Video von Panzerwagen im Nordirak: Deutsche Waffen im Kurdenkonflikt?
Der Panzerwagen Dingo sollte den kurdischen Peschmerga gegen den IS helfen.
Ein Video soll einen Dingo bei einem Vorstoß auf Jesiden zeigen.
Keine Erhöhung des Verteidigungsetats: Flinten-Uschi kriegt Schelte
Bundeskanzlerin Angela Merkel will den Wehretat nicht erhöhen. Damit
spricht sie sich gegen die Forderung von Ministerin von der Leyen aus.
Kolumne Wir retten die Welt: Militärmurks? Ja bitte!
Turnschuhe, Kinderspielzeug oder auch Handys sind schnell im Eimer. Aber
warum sind gerade Waffen made in Germany so unbegrenzt haltbar?
Kampf gegen IS im Irak: Deutschland bewaffnet Kurden
Die ersten deutschen Militärgüter sind in Erbil eingetroffen. Sie sollen
den kurdischen Peschmerga im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat
helfen.
Arabische Reaktionen auf IS-Terror: Jeder kocht sein eigenes Süppchen
Gegen IS bedarf es einer geeinten Front. Doch die Saudis müssen Scherben
kehren, Ägypten ist mit sich beschäftigt, der Golfkooperationsrat
zerstritten.
IS-Miliz in Syrien: Deutsche Waffen in Islamistenhand
In einem Video brüsten sich die Kämpfer der IS-Terrormiliz mit deutschen
und russischen Waffen. Sie sollen 1981 an Syrien geliefert worden sein.
Amnesty International zum IS-Terror: „Ethnische Säuberung“ im Nordirak
Der Menschenrechtsorganisation zufolge begehen die islamistischen Milizen
im Nordirak systematische Tötungen. Auch Australien will jetzt Waffen an
die Kurden liefern.
Bundestag über Waffenlieferungen: Ungewöhnlich sachlich
Selten sachlich hat der Bundestag über Waffen für Nordirak debattiert. Aber
sowohl Regierung als auch Opposition blieben wichtige Erklärungen schuldig.
Waffenlieferung in den Irak: Steinmeier warnt vor Abspaltung
Deutschland liefert Waffen in das Krisengebiet. Merkel will diese Haltung
in einer Regierungserklärung begründen und Steinmeier warnt vor einem
möglichen kurdischen Staat.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.