# taz.de -- Kommentar Türkei und IS-Militärschläge: Nicht zu früh freuen | |
> Wer den türkischen Präsidenten im Kampf gegen IS sieht, hat das | |
> Kleingedruckte nicht gelesen: Erdogan will weder für Assad noch für die | |
> PKK bomben. | |
Bild: Was haben sie gemeinsam, was trennt sie? Recep Tayyip Erdogan (l.) und Jo… | |
Im Vorfeld der gestrigen Sitzung des UN-Sicherheitsrates hat der türkische | |
Präsident in New York gesagt, es sei denkbar, dass sich sein Land demnächst | |
an militärischen Aktionen gegen die Milizen des sogenannten Islamischen | |
Staates (IS) beteiligen wird. | |
Für die USA wäre das ein wichtiger Schritt, weil die Türkei die längste | |
gemeinsame Grenze mit Syrien und dem Irak hat und eine große | |
US-Militärairbase in der Südtürkei wegen türkischer Bedenken bislang nicht | |
eingreifen konnte. | |
Doch Obama sollte sich nicht zu früh freuen. Die türkische Regierung hat | |
nach wie vor massive Vorbehalte und knüpft an eine Beteiligung an der | |
Anti-IS Allianz verschiedene Bedingungen. | |
So erklärte ein enger Berater Erdogans gestern in Ankara, die Türkei könne | |
eine militärische Teilnahme nur erwägen, wenn die USA zuvor klar machten, | |
was letztlich das Ziel der Angriffe sei und wie Syrien am Ende des Krieges | |
aussehen solle. | |
Dahinter steckt die Befürchtung, dass letztlich das Assad-Regime von den | |
Militärschlägen auf IS profitieren könnte, was die türkische Regierung auf | |
keinen Fall zulassen will. Deshalb fordert Erdogan schon seit Tagen, die | |
Anti-IS Koalition solle zunächst über ganz Syrien eine Flugverbotszone | |
verhängen, also mit anderen Worten, die syrische Luftwaffe, die ja nach wie | |
vor auch andere Oppositionsgruppen als nur die IS angreift, ausschalten. | |
Das aber will Obama auf keinen Fall, denn dann müsste er sich offensiv mit | |
Assad und IS gleichzeitig anlegen und im übrigen befürchten, dass Putin | |
seinen Alliierten Assad mehr noch als bisher unterstützen würde. | |
Zuletzt hat Erdogan noch ein ganz eigenes Problem. Er befürchtet, dass von | |
der Anti-IS Koalition nicht nur Assad sondern auch die Kurden und dabei | |
insbesondere die PKK profitieren könnte. Zwar verhandelt seine Regierung | |
seit längerem mit der PKK über Schritte zum Frieden, doch nach dem | |
türkischen Fahrplan soll die PKK natürlich nicht aufgerüstet werden, | |
sondern ihre Waffen niederlegen. Dass das türkische Militär nach 30 Jahren | |
Krieg mit der PKK jetzt auf einmal die kurdische Guerilla – wenn auch nur | |
indirekt durch Angriffe auf IS – mit Waffengewalt unterstützt, ist in | |
Ankara völlig undenkbar. | |
24 Sep 2014 | |
## AUTOREN | |
Jürgen Gottschlich | |
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