# taz.de -- „Shellshock“-Lücke bei Apple und Linux: Die erste Angriffswell… | |
> Nach dem Bekanntwerden einer 20 Jahre alten Sicherheitslücke wird diese | |
> schon ausgenutzt. Panik privater Nutzer ist unangebracht. | |
Bild: Auch Apple-Rechner sind von der Sicherheitslücke betroffen. | |
KÖLN taz | Von einer neuen Sicherheitslücke zu sprechen ist eine gelinde | |
Übertreibung: Die nun „Shellshock“ getaufte Lücke in dem Programm Bash ist | |
nach aktuellen Informationen über 20 Jahre alt. So lange versteckte sie | |
sich unentdeckt in dem Programm, das heute noch auf fast allen | |
Linux-Rechnern und auch auf aktuellen Apple-Computern vorinstalliert ist. | |
Es handelt sich bei Bash um eine sogenannte Shell, also ein Programm, mit | |
dem Administratoren per Kommandozeile rudimentäre Verwaltungsaufgaben | |
durchführen und automatisieren können. Die nun entdeckte Sicherheitslücke | |
ist erstaunlich einfach auszunutzen: Man muss dem Programm neben einem | |
normalen Befehl nur noch einige „Umgebungsvariablen“ übergehen und der | |
Computer führt so ziemlich jeden Befehl aus: Dateien auslesen, Passwörter | |
ändern oder auch andere Rechner attackieren. | |
Die erste Angriffswelle rollt bereits. [1][Wie das Magazin Wired | |
berichtet], haben Angreifer dank Shellcode massenhaft fremde Rechner | |
übernommen und damit begonnen, unter anderem das Netz des | |
Internet-Dienstleisters Akamai und der US-Regierung zu attackieren. Andere | |
Angreifer sind offenbar noch auf der Suche nach weiteren Rechnern, die sie | |
übernehmen können, bevor sie zur Tat schreiten. | |
## Größer als Heartbleed? | |
Dies könnte aber nur ein Vorgeschmack sein auf das, was noch kommen mag. | |
Denn es ist unklar, in wie vielen Geräten der „Shellshock“ noch lauert und | |
wie viele Wege Angreifer finden, ihn auszunutzen. So hat Apple angekündigt, | |
sein Betriebssystem MacOS X abzudichten – eine akute Gefahr für | |
Privatanwender sieht der Konzern nach Medienberichten jedoch nicht, da das | |
schadhafte Programm auf Apple-Rechnern nicht einfach über das Internet | |
aktiviert werden kann. | |
Die in den Medien verbreiteten Spekulationen, ob „Shellshock“ noch | |
schlimmer als die [2][im April entdeckte Sicherheitslücke „Heartbleed“] | |
ist, sind weitgehend Kaffeesatzleserei. Denn einerseits sind die Lücken | |
sehr verschieden: Heartbleed erlaubte quasi jedem den Arbeitsspeicher von | |
Servern auszulesen und dort nach verwertbaren Informationen wie Passwörtern | |
zu suchen. Shellshock bietet jedoch direkten Zugriff auf den Rechner – | |
sofern der Angreifer einen Weg findet, Bash zu aktivieren. | |
Doch die Parallelen sind eindeutig: Hier wie da geht es um eine | |
Sicherheitslücke in freier Software, die – da sie kostenlos und im Einsatz | |
erprobt ist – bedenkenlos in unzählige Systeme integriert wurde. In | |
zahlreichen Geräten wie Internet-Routern oder Videorekordern steckt | |
mittlerweile ein kleines, spezialisiertes Linux-System. | |
## Verlierer: Open Source | |
Sicherheitsforscher Robert Graham sieht einen der Stützpfeiler der | |
Sicherheit offener Software nun widerlegt: „Open-Source-Aktivisten | |
vertreten die Theorie, dass Open Source-Software weniger Fehler haben wird, | |
weil jeder den zugrundeliegenden Quellcode überprüfen kann“, | |
[3][//:schreibt er in seinem Blog]. Dass die fatale Bash-Lücke über 20 | |
Jahre unentdeckt blieb, sieht er als Gegenbeweis: Der durchschnittliche | |
Programmierer schreibe 10 Mal häufiger Programme statt bestehende Programme | |
zu lesen. Spezialisierte Code-Reviewer, die solche Fehler ausmerzen, | |
leisteten sich hingegen nur die Hersteller kommerzieller Software. | |
Das ist freilich eine Verkürzung: Auch bei kommerziellen Systemen fallen | |
immer wieder uralte Sicherheitslücken auf. So wurden Windows-98-Nutzer | |
nicht zum Wechsel gedrängt, weil das System nicht mehr funktioniert, | |
sondern weil Microsoft keine Sicherheitsupdates für Privatnutzer mehr | |
bereitstellt. | |
Doch auch das Krisenmanagement ist kein Aushängeschild für die | |
Open-Source-Gemeinde. So hat das am Donnerstag eilig verbreitete Update das | |
Problem nicht ganz beseitigt – immer noch konnten Angreifer unbefugt | |
Befehle in Server einschleusen. Die Hoffnung bleibt aber, dass Open-Source | |
dabei hilft, neben dem Uralt-Programm nun möglichst schnell die | |
Problemlösung zu verbreiten. Privatnutzer können also wenig tun, außer in | |
den nächsten Tagen nach Sicherheitsupdates Ausschau zu halten. | |
26 Sep 2014 | |
## LINKS | |
[1] http://www.wired.com/2014/09/hackers-already-using-shellshock-bug-create-bo… | |
[2] /Sicherheitsluecke-im-Netz/!136586/ | |
[3] http://onlinetaz.hal.taz.de/http | |
## AUTOREN | |
Torsten Kleinz | |
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