# taz.de -- Persönliches im Internet: Die Angst vor dem Verkauf | |
> Verbraucher und Firmen kommen beim Datenschutz oft nicht zusammen, so | |
> eine Studie. Wer sich gegen Verstöße im Netz wehren will, hat es schwer. | |
Bild: Die Adresse eintippen oder nicht? Persönliche Daten wollen viele nicht a… | |
BERLIN taz | Unternehmen unterschätzen den Wunsch ihrer Kunden nach | |
Datenschutz. Das ist das [1][Ergebnis einer Studie] der | |
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte. Demnach wünschen sich fast drei | |
Viertel der Befragten, dass ihre Daten nicht weiterverkauft werden. Das | |
hält allerdings nur gut die Hälfte der Unternehmen für wichtig. Ähnlich | |
sieht es bei Daten aus unterschiedlichen Quellen aus. Mehr als die Hälfte | |
der Verbraucher will nicht, dass diese kombiniert werden. Doch nur ein | |
Drittel der Unternehmen glaubt, dass das ihren Kunden wichtig ist. | |
„Unternehmen müssen transparenter machen, was mit Kundendaten passiert“, | |
sagt Nicolai Andersen, Leiter des Bereichs Innovation. Er sagt aber auch: | |
„Bei Verbrauchern gibt es schon eine gewisse Schizophrenie.“ Zum Beispiel, | |
weil die meisten der Befragten eher Unternehmen vertrauen als dem Staat. | |
Und ihnen die Vertraulichkeit der Adresse wichtiger ist als die von | |
Gesundheitsdaten oder von Alter und Geschlecht. | |
Ein Problem der Studie, das gibt auch Andersen zu, scheint bei der | |
Beantwortung zumindest eines Teils der Fragen die soziale Erwünschtheit zu | |
sein. Dass 71 Prozent der Nutzer angeben, sehr stark oder stark darauf zu | |
achten, welche persönlichen Informationen sie im Netz preisgeben, deckt | |
sich nicht unbedingt mit anderen Untersuchungen. | |
So gab knapp die Hälfte der Befragten in einer Umfrage des | |
Marktforschungsinstituts Dimap zu Konsequenzen aus der NSA-Überwachung im | |
Mai an, dass sie ihr Verhalten im Internet nicht geändert habe oder ändern | |
werde. Und dass, wie die aktuelle Studie ergab, fast die Hälfte der | |
Befragten tatsächlich die Datenschutzbestimmungen auf Webseiten liest, hält | |
auch Andersen für unwahrscheinlich. | |
Bislang haben Verbraucher in der Praxis häufig das Problem, dass sie sich | |
kaum gegen eine illegale Nutzung ihrer Daten wehren können. Beschwerden bei | |
den Datenschutzbeauftragten laufen häufig ins Leere, einen Anwalt | |
einzuschalten ist langwierig und teuer. | |
Bessern könnte sich das mit einem Vorstoß des Bundesjustizministeriums, der | |
derzeit als Referentenentwurf vorliegt. Damit soll umgesetzt werden, was | |
Verbraucherschützer schon lange fordern: ein Klagerecht für | |
Verbraucherschutzverbände auch bei Datenschutzverstößen. Derzeit dürfen sie | |
nur klagen, wenn Firmen in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen gegen | |
Datenschutzrecht verstoßen, nicht aber bei konkretem Missbrauch. | |
9 Oct 2014 | |
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[1] http://www2.deloitte.com/de/de/pages/trends/studie-datenland-deutschland.ht… | |
## AUTOREN | |
Svenja Bergt | |
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