# taz.de -- Zentralafrikanische Republik: Blutige Gewalt erschüttert Bangui | |
> Anti-Balaka-Milizen gehen wieder in die Offensive gegen Muslime und die | |
> Regierung. Ein UN-Blauhelmsoldat aus Pakistan wurde getötet. | |
Bild: Bangui, 15. September: Die AU-Friedenstruppe „Misca“ übergibt feierl… | |
BERLIN taz | Bei der seit Monaten schwersten Gewalt in Zentralafrikas | |
Hauptstadt Bangui ist ein UN-Blauhelmsoldat aus Pakistan getötet worden. | |
Die UN-Patrouille mit Soldaten aus Pakistan und Bangladesch geriet am | |
Donnerstagabend im Stadtviertel PK11 im Norden der Stadt in einen | |
Hinterhalt. Acht Soldaten wurden verletzt, einer davon schwer, erklärte | |
General Babacar Gaye, Kommandeur der seit September in der | |
Zentralafrikanischen Republik stationierten UN-Mission. | |
Zuvor hatten regierungsfeindliche Anti-Balaka-Milizen in weiten Teilen | |
Banguis Straßensperren errichtet hatten. Mindestens zwölf Menschen starben | |
bei Gewaltakten seit Dienstag und 25 verletzt; einem senegalesischen | |
Händler wurde der Kopf abgeschlagen, wurde in Internet-Medie berichtet. | |
Die Anti-Balaka-Milizen in Bangui haben dieses Jahr fast alle Angehörige | |
der muslimischen Minderheit vertrieben oder getötet. Jetzt fordern sie den | |
Rücktritt der Staatspräsidentin Catherine Samba-Panza. Sie steht unter | |
Druck wegen mutmaßlicher Unterschlagung von Teilen einer Millionenhilfe aus | |
Angola. | |
Im Stadtteil PK 5, dem letzten noch von Muslimen bewohnten Viertel von | |
Bangui, richteten sich die Bewohner am Freitag auf Angriffe ein. | |
UN-Soldaten fuhren Patrouille. Am Nachmittag waren erste Schüsse zu hören. | |
Die Straßen der Hauptstadt waren tagsüber menschenleer, weil die Menschen | |
Angst vor neuem Blutvergießen hatten. Mehrere zehntausend Menschen haben | |
nach UN-Angaben in den vergangenen Tagen die Flucht ergriffen, teils in | |
andere Städte, teils an den Rand des Flughafens von Bangui. | |
Berichten zufolge rückten Anti-Balaka-Einheiten aus mehreren anderen | |
Städten auf Bangui vor. Auch die ehemalige muslimisch dominierte | |
Rebellenbewegung Seleka, die sich mittlerweile in den Norden der | |
Zentralafrikanischen Republik zurückgezogen hat, soll sich auf neue | |
Kampfhandlungen vorbereiten. Sie fordert mittlerweile ebenfalls den | |
Rücktritt der Staatspräsidentin. Beide Seiten machen sich gegenseitig für | |
die neue Gewalt verantwortlich. | |
## Amnesty warnt vor Blutbad | |
Amnesty International warnte vor einem Blutbad in Bangui ähnlich wie Ende | |
2013, als in Folge einer Großoffensive der Anti-Balaka auf die damals noch | |
von Seleka kontrollierte Hauptstadt über 1.000 Menschen starben. Die | |
Menschenrechtsorganisation kritisierte das Schweigen der | |
zentralafrikanischen Regierung angesichts der Lage und sprach vom "größten | |
Test" für die noch junge UN-Mission Minusca, die seit September die bisher | |
in Bangui stationierte Friedenstruppe der Afrikanischen Union ablöst. | |
UN-Missionschef General Babacar Gaye sagte in einem Interview mit Reuters | |
am Donnerstag abend, in den nächsten 72 Stunden sei die Entwicklung völlig | |
offen: „Alles ist möglich.“ | |
10 Oct 2014 | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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