| # taz.de -- Ebola-Tagebuch – Folge 34: Ebola-Panik mal umgekehrt | |
| > Afrikanische Retourkutsche: In Ruanda mussten einige Tage lang Reisende | |
| > aus Spanien und den USA täglich ihren Gesundheitszustand melden. | |
| Bild: Achtung, Ebola steigt aus! | |
| BERLIN taz | Es war die perfekte afrikanische Retourkutsche: Wer aus den | |
| USA oder Spanien nach Ruanda einreist, muss sich auf Ebola testen lassen. | |
| Die Verfügung des Gesundheitsministeriums in der ruandischen Hauptstadt | |
| Kigali vom vergangenen Sonntag hatte es in sich: Wer nach Ruanda einreist | |
| und sich in den 22 Tagen davor in den USA und Spanien aufgehalten hat, muss | |
| für die ersten 3 Wochen seines Ruanda-Aufenthalts jeden Tag zwischen 7 und | |
| 20 Uhr bei der Hotline-Nummer 114 anrufen und seinen Gesundheitszustand | |
| durchgeben. | |
| Ruanda wollte wohl die internationalen Panikmacher vorführen: In der | |
| Vorwoche hatte eine Grundschule im US-Bundesstaat New Jersey verfügt, dass | |
| bei zwei Schülern aus Ruanda ab sofort drei Wochen jeden Tag Fieber | |
| gemessen wird – sie könnten ja möglicherweise Ebola haben. | |
| In den USA weitgehend unbekannt ist offenbar, dass Ruanda 4.600 Kilometer | |
| von Liberia entfernt liegt und die anderen westafrikanischen Ebola-Länder | |
| noch weiter weg sind. Von New Jersey nach Haiti, wo ebenfalls Tropenseuchen | |
| wüten, ist es nur halb so weit. | |
| Viele Menschen in den USA, und auch in Europa, gehen aber davon aus, dass | |
| Ebola ganz Afrika im Griff hat. Die ruandische Maßnahme war nicht ganz so | |
| pauschal – immerhin sind die USA und Spanien die einzigen Länder außerhalb | |
| des westafrikanischen Epidemiegebiets, in denen sich in jüngster Zeit | |
| Menschen mit Ebola angesteckt haben. Und die Ebola-Panik, die vor allem | |
| konservative Politiker derzeit in den USA verbreiten, kann den Eindruck | |
| erwecken, als sei die Lage dort bereits ganz schlimm. | |
| Am Montag entschuldigte sich die Schulleitung in New Jersey und nahm nach | |
| breitem Protest ihre Maßnahme zurück. Am Mittwoch lenkte dann auch Ruanda | |
| ein: Das Gesundheitsministerium erklärte, die Sondermaßnahmen seien wieder | |
| aufgehoben. | |
| ## Präsident Paul Kagame distanzierte sich | |
| „Entschuldigung für meine Entscheidung als Gesundheitsministerin, die | |
| allein meine war und von Ruandas Regierung nicht gedeckt war“, twitterte | |
| Ministerin Agnes Binagwabo. Ihr Präsident Paul Kagame distanzierte sich | |
| persönlich. | |
| Die USA sind der wichtigste Verbündete der ruandischen Regierung und das | |
| Hauptherkunftsland von Touristen in Ruanda, meist eher vermögende Ältere | |
| oder auch junge religiös angehauchte Freiwillige, die in Ruanda | |
| Berggorillas und Völkermordgedenkstätten besuchen. Sie alle pauschal zu | |
| Ebola-Verdächtigen zu erklären, wäre auf Dauer nicht gut angekommen. | |
| Die US-Botschaft in Kigali war aber ganz brav gewesen. Als die Maßnahme | |
| noch in Kraft war, erklärte sie: „Wir erkennen das Recht Ruandas an, Regeln | |
| durchzusetzen und seine Bürger zu schützen.“ | |
| Für Reisende aus Liberia, Sierra Leone und Guinea besteht in Ruanda | |
| übrigens Einreiseverbot. Und bei allen Ankömmlingen am internationalen | |
| Flughafen von Kigali, egal wo sie herkommen, wird Fieber gemessen. So weit | |
| sind die USA noch nicht gegangen. | |
| 24 Oct 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Dominic Johnson | |
| ## TAGS | |
| Ebola | |
| Ebola-Tagebuch | |
| Ruanda | |
| USA | |
| Spanien | |
| Ebola | |
| Ebola | |
| Ebola | |
| Ebola | |
| Ebola | |
| Ebola | |
| Ebola | |
| Ebola | |
| Ebola | |
| Ebola | |
| WHO | |
| Sierra Leone | |
| Ebola | |
| Ebola | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Ebola-Tagebuch – Folge 39: „Ebola geht zurück“ – wirklich? | |
| In Liberia geben lokale Medien vorsichtig Entwarnung. Währenddessen | |
| fürchten Experten in der Hauptstadt Monrovia bald 90.000 Tote. | |
| Ebola-Tagebuch – Folge 38: Hysterie und Inkompetenz | |
| Die aus Afrika zurückgekehrte Ebola-Helferin Kaci Hickox klagte gegen ihre | |
| Zwangsinternierung – mit Erfolg. | |
| Kontakt in Ebola-Regionen: Kein Fußball, keine Arbeit | |
| Kaum ein Reporter traut sich in die von Ebola betroffenen Länder. Aber man | |
| kann den Menschen ja auch auf Facebook begegnen. | |
| Ebola in Guinea, Sierra Leone und Liberia: Mehr als 10.000 Fälle registriert | |
| In Westafrika verbreitet sich das Virus rasant. Medizinische Helfer, die | |
| von dort nach New York zurückkehren, werden nun automatisch 21 Tage unter | |
| Quarantäne gestellt. | |
| Ebola-Tagebuch – Folge 35: „Angst hat jeder von uns“ | |
| Für die Mission gegen Ebola bildet die Bundeswehr die ersten Freiwilligen | |
| aus. In nur fünf Tagen sollen sie auf vier Wochen Westafrika vorbereitet | |
| werden. | |
| Globale Verbreitung von Ebola: Virus in New York und Mali | |
| Ein Arzt in der US-Stadt und ein Mädchen in dem Staat in Westafrika sind | |
| erkrankt. Der Arzt hatte mit vier Menschen Kontakt, eine Verbreitung gilt | |
| aber als unwahrscheinlich. | |
| Ebola-Tagebuch – Folge 33: Einsatz ohne Rückkehrrecht | |
| Kuba hat mehr Ebola-Helfer nach Westafrika geschickt als so manche | |
| westliche Nation. Es gibt ein Problem: Krank werden dürfen sie nicht. | |
| Ebola-Tagebuch - Folge 32: Mein Sohn hat Ebola überlebt | |
| Der Sohn eines liberianischen Mitarbeiters von „Ärzte ohne Grenzen“ ist der | |
| 1000. Ebola-Patient des Hilfswerks, der wieder von der Seuche genesen ist. | |
| Ebola-Tagebuch – Folge 31: Europa kämpft gegen sich selbst | |
| Der Kampf gegen Ebola braucht EU-weite Koordinierung. Am dringendsten ist | |
| ein gemeinsames Prozedere zur Evakuierung erkrankter Helfer. | |
| Ebola-Tagebuch – Folge 30: Kein Bett für Infizierte | |
| Gesundheitsexperten bitten dringend um mehr Hilfe für Seuchenopfer und mehr | |
| medizinisches Personal. In Liberia fehlen sogar Leichsäcke. | |
| Ebola-Tagebuch – Folge 29: Wer Fieber hat, fliegt nicht | |
| Schärfere Kontrollen an Flughäfen sollen die weltweite Ausbreitung von | |
| Ebola verhindern. Dabei zählt vor allem der Startflughafen. | |
| Ebola-Tagebuch - Folge 28: Auf dem Weg zur Staatskrise | |
| Weitreichende Notstandsbefugnisse verlangt Liberias Präsidentin zum Kampf | |
| gegen Ebola. Damit scheitert sie im Parlament in Monrovia. | |
| Ebola-Tagebuch - Folge 27: Über 100 Tote am Tag | |
| Angesichts der Ausbreitung von Ebola in Liberia, Sierra Leone und Guinea | |
| gerät die komplette Wirtschaft aus den Fugen. Und die Sterberate steigt. |