| # taz.de -- Ferienwohnung in Berlin: Internetverbot für Ordnungsamt | |
| > Das Verbot von Ferienwohnungen steht auf der Kippe: Die Bezirke dürfen | |
| > nicht auf Internetportalen nach illegalen Angeboten suchen. | |
| Bild: Klein, praktisch, aber oft illegal: Küche einer Ferienwohnung in Berlin. | |
| Mit einem Paukenschlag durchkreuzt der Landesdatenschutzbeauftragte das | |
| Verbot von Ferienwohnungen, das Berlin nach jahrelanger Debatte beschlossen | |
| hatte: Er hat verfügt, dass die Bezirke nicht im Internet nach den dort | |
| angebotenen Ferienwohnungen suchen dürfen. Damit können die Bezirke das | |
| Verbot faktisch nicht mehr durchsetzen, erklärte der im Bezirk Mitte für | |
| Soziales und Bürgerdienste zuständige Stadtrat Stephan von Dassel (Grüne) | |
| am Donnerstag. Jetzt muss das Abgeordnetenhaus das Gesetz nachbessern. | |
| Mit dem Gesetz sollte vor allem die Nutzung von Mietwohnungen als | |
| Ferienwohnungen unterbunden werden. Dies sollte den Mietmarkt entspannen | |
| und Preissteigerungen entgegenwirken. Senat und Bezirke gehen davon aus, | |
| dass es in Berlin rund 12.000 Wohnungen gibt, die unter das Verbot fallen. | |
| Rund 4.000 sollen es allein im Bezirk Mitte sein, auch in | |
| Friedrichshain-Kreuzberg, Pankow und Charlottenburg-Wilmersdorf gibt es | |
| überdurchschnittlich viele solcher Angebote für Touristen. | |
| Bis zum 31. Juli hatten die Ferienwohnungsanbieter die Möglichkeit, die | |
| Wohnungen bei den Bezirken zu melden, um eine befristete | |
| Übergangsgenehmigung für zwei Jahre zu erhalten. Von dieser Möglichkeit | |
| machten allerdings nur rund ein Drittel der Betreiber Gebrauch. Bis Ende | |
| September gab es insgesamt 6.000 Meldungen, teilweise in Form von | |
| Bürgerhinweisen, aber auch durch Antragsteller, die um eine Nachfrist | |
| baten. Daher wollten die Bezirke nunmehr die einschlägigen Internetportale | |
| systematisch durchforsten, um illegalen Anbietern auf die Spur zu kommen. | |
| Von Dassel hatte daher angeregt, dass ein Auftrag für ein Programm | |
| ausgeschrieben werde, das diese Daten ermittelt und zuordnet, da bei vielen | |
| Angeboten Vermittler wie AirBnB und HouseTrip zwischengeschaltet werden. | |
| Doch Paragraf 5 des Gesetzes, das die Ferienwohnungen verbietet, erlaubt | |
| nur die Datenabfrage bei Bürger-, Wirtschafts- und Grundbuchämtern, im | |
| Handelsregister und bei der Investitionsbank Berlin. Auf Nachfrage, so der | |
| Stadtrat, habe man ihm bei der Senatsverwaltung erklärt, diese Aufzählung | |
| sei „abschließend“, eine Nutzung von Internetdaten scheide daher aus. | |
| Von Dassel stellt sich jetzt die Frage, ob dies „Absicht oder | |
| Dilettantismus“ bei der Formulierung des Gesetzes gewesen sei. „Die ganze | |
| Welt nutzt das Internet, um Ferienwohnungen zu betreiben und zu nutzen, und | |
| wir dürfen das nicht.“ Nicht einmal Printmedien könnten herangezogen | |
| werden. Das sei „bizarr“. Während die illegalen Anbieter nun darauf hoffen | |
| könnten, bis auf Weiteres unentdeckt zu bleiben, seien diejenigen, die ihre | |
| Wohnungen gemeldet haben und lediglich eine zweijährige Übergangsfrist | |
| erhalten, „die Gelackmeierten“. | |
| Der Stadtrat hat sich in dieser Angelegenheit schriftlich an den | |
| zuständigen Senator für Stadtentwicklung, Michael Müller (SPD), sowie an | |
| die wohnungspolitischen Sprecher aller Fraktionen im Abgeordnetenhaus | |
| gewandt, bislang aber keine Rückmeldung erhalten. Von Dassel fordert, dass | |
| das Gesetz so schnell wie möglich rechtssicher nachgebessert wird, da | |
| andernfalls das Verbot von Ferienwohnungen faktisch nicht möglich sei. | |
| Eine Sprecherin der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung bestätigte auf | |
| taz-Nachfrage den Eingang des Schreibens. Man werde die Problematik prüfen, | |
| teilte sie mit. Dabei gehe es sowohl um mögliche Hemmnisse bei der | |
| Durchsetzung des Verbots als auch um Belange des Datenschutzes. Für die | |
| Betreiber von illegalen Ferienwohnungen dürfte dies eine gute Nachricht | |
| sein: Sie haben erst mal nichts zu befürchten. | |
| 30 Oct 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Rainer Balcerowiak | |
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