Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Neuer Ärger um Gedenkkreuze: Kreuze zurück - Polizei ins Theater?
> Aktivisten haben die Gedenkkreuze zurückgebracht, die sie für eine
> Polit-Kampagne entwendet haben. Dem Gorki-Theater droht Ungemach.
Bild: Leerstelle adé: Laut Berliner Polizei sind die Gedenkkreuze wieder zurü…
Geklaut? Entführt? Auf Reisen? Die in den letzten Tagen bundesweit bekannt
gewordenen weißen Gedenkkreuze, die am Deutschen Bundestag an die
Mauertoten erinnern und Anfang der Woche [1][entwendet worden waren], sind
wieder zurück. Das sagte Berlins Polizeipräsident Klaus Kandt am Montag bei
einer Sitzung des Innenausschusses im Berliner Abgeordnetenhaus. Auf
Nachfrage der taz sagte ein Polizeisprecher, dass die Kreuze seit
Sonntagabend um 22.30 Uhr wieder an Ihrem Ausstellungsort am Deutschen
Bundestag seien.
Vier Personen hätten nach Beendigung der offiziellen Mauerfeierlichkeiten
die Kreuze am Sonntagabend zurück gebracht. Die Polizei, die in der Sache
wegen schweren Diebstahls ermittelt, habe die Personalien der Personen
festgestellt.
Am Montag hatte sich das [2][„Zentrum für politische Schönheit“] - eine
Gruppe von [3][Politaktivisten, Kunstaktivisten oder, je nach Standpunkt,
Aktionskünstlern] - dazu bekannt, die Gedenkkreuze „entliehen“ zu haben.
Das war Teil einer Kampagne, mit der die Gruppe auf das Schicksal tausender
Flüchtlinge aufmerksam machen wollte, die an den europäischen Außengrenzen
bei dem Versuch, nach Europa zu fliehen, ums Leben gekommen sind.
Frühere DDR-Bürgerrechtler und CDU-Politiker zeigten sich empört. Bei der
Gedenkstunde zum 25-jährigen Jubiläum des Mauerfalls hatte
Bundestagspräsident Norbert Lammert die Aktion als „heldenhafte Attitüde
mit einer pseudohumanitären Begründung“ bezeichnet, „die man für blanken
Zynismus halten muss“.
Rückendeckung erhielt die Gruppe dagegen unter anderem von
Flüchtlingsinitiativen und vom Berliner Maxim Gorki Theater. Dessen
Intendantin Shermin Langhoff [4][hatte der taz gesagt], die Gruppe fülle
eine Lücke, die mit dem Tod des Regisseurs Christoph Schlingensief
entstanden sei. „Die Aktion erzeugt Aufmerksamkeit für die katastrophale
Situation der von Flucht betroffenen Menschen an den EU-Außengrenzen. Sie
nimmt die Vergangenheit als Auftrag ernst.“
Die Kunstaktion unter dem Stichwort [5][„Erster Europäischer Mauerfall“]
hatte noch eine weitere Komponente: Mit zwei Bussen des „Zentrums“ fuhren
rund 100 Aktivisten am Freitag in Berlin los, um am 9. November an der
europäischen Außengrenze den Grenzzaun zu beschädigen – was ihnen
allerdings nicht gelang. Die Abfahrt war gleichzeitig die Eröffnungsaktion
eines Kunstfestivals am Berliner Gorki-Theater zum [6][Thema Widerstand] –
und sorgte dort am Freitag für massive Polizeipräsenz. Beamte durchsuchten
die Busse und das Gepäck der Mitreisenden, ehe die Busse abreisen durften.
Auch der Intendantin Langhoff selbst könnte nun noch Ärger dräuen: Im
[7][Tagesspiegel hatte Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU) am Sonntag
geschrieben], eine Intendantin könne sich nicht „hinter dem Kunstbegriff
verstecken, wenn sich am Opfergedenken versündigt wird“. Besonders bitter
sei, dass „die Komplizenschaft“ offenbar mit Steuergeldern gefördert werde,
schrieb Henkel weiter. „Die Rolle des Gorki-Theaters muss dringend
aufgeklärt werden.“
Offen ist allerdings, was die Äußerungen des Berliner Innensenators nun
genau bedeuten können: Hat die Polizei ein Ermittlungsverfahren gegen die
Intendantin eröffnet? Rücken bald auch Ermittler im Theater an? Auf
Rückfragen im Innenausschuss wollten sich die Senatsvertreter dazu nicht
konkret äußern. Ein Innenstaatssekretär sagte nur allgemein: „Ermittlungen
werden in alle Richtungen geführt.“
10 Nov 2014
## LINKS
[1] /Aktionskuenstler-zum-Mauerfall/!148792/
[2] http://www.politicalbeauty.de/
[3] /!148901/
[4] /Diebstahl-der-Mauertoten-Kreuze/!148901/
[5] /!149142/
[6] http://www.gorki.de/spielplan/themen/voicing-resistance/voicing-resistance-…
[7] http://www.tagesspiegel.de/berlin/gestohlene-mauerkreuze-und-das-gorki-thea…
## AUTOREN
Martin Kaul
Plutonia Plarre
## TAGS
Mauertote
Gedenkkreuze
Der 9. November
Mauerfall
Kunstaktion
Zentrum für Politische Schönheit
Flüchtlingspolitik
taz.gazete
Zentrum für Politische Schönheit
Gedenkkreuze
Zentrum für Politische Schönheit
Zentrum für Politische Schönheit
Kunst
Zentrum für Politische Schönheit
Gedenkkreuze
Berliner Mauer
Zentrum für Politische Schönheit
## ARTIKEL ZUM THEMA
Kein Prozess um entführte Mauerkreuze: Denkmäler ausleihen ist erlaubt
Sie hatten am Bundestag ein ganzes Denkmal abmontiert, dann ermittelte die
Staatsanwaltschaft. Nun wurden die Ermittlungen eingestellt. Leider.
Theaterstück über Flucht: Brutale Geschichten am Bahnsteig
Viele Theater bringen das Thema Flüchtlinge auf die Bühne. Das Stück
„November und was weiter“ von der Gruppe Das Letzte Kleinod ist anders.
Kommentar Europäischer Mauerfall: Im Schatten der Mauer
Nur ziviler Ungehorsam kann die EU-Politik dazu bewegen, sich an den
EU-Außengrenzen (wieder) völkerrechtlich korrekt zu verhalten.
Kommentar Strafanzeige gegen Henkel: Ganz schön kleinlich
Weil er sich öffentlich kritisch über sie geäußert hat, wollen die
Kunstaktivisten vom „Zentrum für Politische Schönheit” jetzt Berlins
Innensenator Henkel anzeigen.
Aktion „Erster Europäischer Mauerfall“: Keine Mauer ist unantastbar
Kunst- und PolitaktivistInnen wollten am 9. November ein Loch in die
Außengrenze der EU schneiden. Hinter jeder Landesgrenze erwartete sie die
Polizei.
Kunstaktion „Europäischer Mauerfall“: Künstler machen Bulgarien nervös
Die Aktion „Europäischer Mauerfall“ hat die bulgarische Regierung nervös
gemacht. Die Aktivisten wollen dennoch bis an die EU-Grenze kommen.
Theateraktion „Europäischer Mauerfall“: Die Polizei hatte sie schon erwart…
Die Fahrt zur Aktion „Erster Europäischer Mauerfall“ verläuft unspektakul…
– bis serbische Grenzer eine Tasche voller Bolzenschneider finden.
Diebstahl der Mauertoten-Kreuze: Theater um 14 weiße Kreuze
Linke Extremisten? Nein: Kunst! Nach dem Diebstahl der Gedenkkreuze soll
eine Performance entstehen, inklusive Hausdurchsuchung. Der Staatsschutz
ermittelt.
Kommentar Politaktion zum Mauerfall: Mauertote versus Frontexopfer
Die Umdeutung der Gedenkkreuze ist keineswegs zynisch: Sie ist nötig, damit
das deutsche Erinnerungstheater nicht zur bloßen Selbstvergewisserung wird.
Entführung von Gedenkkreuzen in Berlin: „Absolut geschmacklos“
Aktivisten des „Zentrums für politische Schönheit“ haben die Kreuze für
Mauertote in Berlin abmontiert. Opferverbände sind empört.
Aktionskünstler zum Mauerfall: Wo sind die Mauertoten?
Pünktlich zum Mauerfall-Jubiläum sind in Berlin weiße Gedenkkreuze
verschwunden. Hinter der Aktion steckt das Zentrum für Politische
Schönheit.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.