# taz.de -- Neue Chance für Tiefwasser-Hafen: Die Riesen und die Krisen | |
> Die weltgrößte Containerreederei Maersk verdient gut, die Reederei | |
> Hapag-Lloyd schwächelt. Der Jade-Weser-Port könnte der Gewinner sein. | |
Bild: Gähnende Leere auf dem Jade-Weser-Port: Der Tiefwasserhafen könnte prof… | |
HAMBURG taz | Mit dem Jade-Weser-Port könnte es doch noch was werden. | |
„Mittelfristig glauben wir an den Standort Wilhelmshaven“, sagt Jens-Ole | |
Krenzien, Geschäftsführer der deutschen Niederlassung der dänischen | |
Frachtreederei Maersk in Hamburg. In den beiden großen Häfen Bremerhaven | |
und Hamburg gebe es Engpässe, und würden die nicht beseitigt, werde es | |
„definitiv zur Verlagerung von Warenströmen zum Tiefwasserhafen | |
Wilhelmshaven kommen“, sagt Krenzien. | |
Die größte Containerreederei der Welt (siehe Kasten) sieht den Knackpunkt | |
in der Vertiefung von Außenweser und Unterelbe. Ohne die würden „die | |
Planbarkeit und Verlässlichkeit der Logistikketten zu hohe Risiken | |
aufweisen“. Zurzeit liegen die Gerichtsverfahren für beide Projekte vor dem | |
Bundesverwaltungsgericht und dem Europäischen Gerichtshof. Mit Urteilen ist | |
frühestens im ersten Halbjahr 2015 zu rechnen. | |
Sollten die Baggerpläne höchstrichterlich gestoppt werden, sieht Maersk | |
künftig eine entscheidende Rolle Wilhelmshavens bei den | |
Asien-Europa-Diensten. Bislang habe es für den neuen Hafen „keine zwingende | |
Nachfrage“gegeben, sagt Krenzien. Ohne Elb- und Weservertiefung dürfte sich | |
das ändern. Dann würde der Tiefwasserhafen an der Jade für Riesenfrachter | |
mit 400 Metern Länge und einer Kapazität von etwa 18.000 Standardcontainern | |
(TEU) zur Option. Wilhelmshaven ist auf eine Kapazität von 2,7 Millionen | |
TEU ausgelegt, schlug im vorigen Jahr aber gerade mal 76.200 TEU um – etwa | |
0,8 Prozent der Hamburger Mengen. | |
Maersk setzt schon seit Langem auf Containerriesen, und daran werde sich | |
nichts ändern, sagt Krenzien. „Wir betreiben immer die größtmöglichen | |
Schiffe für die jeweilige Route.“ Vor allem für den Chinahandel, der in | |
Hamburg etwa ein Drittel des Gesamtumschlags ausmacht, bedeutet dies den | |
Einsatz von Megafrachtern, deren Breite und Tiefgang für die Unterelbe | |
zunehmend problematisch wird. | |
Als Weltmarktführer sehen die Dänen, die auch in der Weltschifffahrtskrise | |
immer noch gut verdienen, keine Notwendigkeit, ihre Geschäftspolitik zu | |
ändern. Allein im dritten Quartal 2014 hat Maersk einen Überschuss von 685 | |
Millionen US-Dollar gemacht. Für das ganze Jahr wird ein Plus von über zwei | |
Milliarden US-Dollar erwartet. | |
In den nächsten fünf Jahren will Maersk Jahr für Jahr drei Milliarden | |
US-Dollar in neue Schiffe, kostengünstigere und emissionsärmere Antriebe | |
sowie die Verbesserung von Technik, Logistik und Service investieren. Das | |
Ziel lautet, die Position als Weltmarktführer auszubauen. | |
Für Deutschlands größte Containerreederei Hapag-Lloyd in Hamburg muss das | |
wie eine Drohung klingen. Die ist schon froh, im dritten Quartal 2014 ihre | |
Verluste ein bisschen eingedämmt zu haben. Nach den am Donnerstag | |
vorgelegten Zahlen hat Hapag-Lloyd einen Gewinn von 33 Millionen Euro | |
gemacht. Damit wird der Verlust in den ersten neun Monate 2014 auf nur noch | |
41 Millionen Euro begrenzt. | |
Für die Reederei, an der Hamburg mit 39,6 Prozent als größte | |
Anteilseignerin beteiligt ist, ist das „ein erster kleiner Schritt in die | |
richtige Richtung“, findet Vorstandschef Rolf Habben Jansen. Hapag-Lloyd | |
hat in den ersten neun Monaten 2014 zwar sechs Prozent mehr Container | |
transportiert als im Vorjahr, dennoch sank der Umsatz um 2,5 Prozent, weil | |
die Frachtrate pro Blechbox weiter gesunken ist. Maersk kann das auffangen, | |
weil seine Megacarrier geringere Kosten pro Container haben. Konkurrenten | |
wie Hapag-Lloyd können das über längere Zeiträume nicht. | |
Der zweite Schritt aus der Krise soll deshalb die Fusion mit der | |
chilenischen Reederei CSAV sein, für die noch die Zustimmung mehrerer | |
Kartellbehörden fehlt. Dann wäre Hapag-Lloyd die viertgrößte | |
Containerreederei der Welt – im Vergleich zur etwa dreimal größeren und | |
weitaus solventeren Maersk aber immer noch ein Zwerg. | |
Und in dem Geschäft bestimmen mehr und mehr die Riesen. | |
13 Nov 2014 | |
## AUTOREN | |
Sven-Michael Veit | |
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