# taz.de -- Welt-Klimakonferenz in Peru: Der Poltergeist von Lima | |
> Auf den letzten Metern bremsen die Schwellenländer die Konferenz doch | |
> noch aus. Ein neuer Abschlusstext soll am Samstag weiterverhandelt | |
> werden. | |
Bild: Muss noch ein wenig länger bleiben: ein Delegierter aus Barbados. | |
LIMA taz | Das war’s dann mit der guten Stimmung. Nach einem zähen letzten | |
Tag hat sich die Klimakonferenz (COP) in Lima in die Freitagnacht | |
geschleppt und dann vertagt. Ab Samstag soll nun über einen neuen | |
Kompromissvorschlag verhandelt werden – der wird allerdings von seinem | |
eigenen Verfasser, dem EU-Klimadiplomaten und Sitzungsleiter Artur | |
Runge-Metzger so angekündigt: „Ein Moment, um unglücklich zu sein.“ | |
Denn Runge-Metzger und sein Kollege Kishan Kumarshingh aus Trinidad und | |
Tobago hatten noch am Freitagmorgen einen ambitionierten Text vorlegt. Der | |
aber wurde abgeschossen, vor allem von den Entwicklungsländern und China. | |
Nach einem Tag voller Verzögerungen hatte der Präsident der Konferenz, der | |
peruanische Umweltminister Manuel Pulgar Vidal, Kleingruppen eingesetzt und | |
noch morgens um zwei Uhr die Delegierten zusammengerufen. Der „Geist von | |
Lima“, den Pulgar Vidal in den letzten Tagen beschworen hatte, hatte sich | |
da schon lange zum Poltergeist entwickelt. | |
Das neue Papier ist zumindest auf den ersten Blick noch relativ gehaltvoll. | |
Die Delegierten werden in ihm viele ihrer Forderungen wiederfinden: | |
Umfangreiche Kriterien für die Klimaschutzziele, die die Staaten 2015 | |
vorlegen wollen, eine Überprüfung dieser Ziele daraufhin, ob sie angemessen | |
sind, und verstärkter Klimaschutz noch vor 2020, wenn das erhoffte Abkommen | |
in Paris erst in Kraft treten würde. | |
Mit diesen Zielen war auch die EU in Lima angetreten. Was davon allerdings | |
im Text übrig bleibt, wenn die Verhandlungen am Samstag voranschreiten, ist | |
völlig unklar. | |
Der Kernpunkt des Streits in Lima sind am wenigsten Geld oder guter Wille. | |
Diese Zutaten für ein Abkommen hatten vor allem die Industriestaaten in den | |
letzten Monaten auf den Tisch gelegt. Sie füllten den „Grünen Klimafonds“ | |
mit 10 Milliarden Dollar und versprachen Geld und Hilfe auf dem | |
UN-Sondergipfel in New York. Alle drei großen Verschmutzer, die EU, China | |
und die USA, legten im Herbst relativ anspruchsvolle Ziele für den | |
Klimaschutz fest. Und US-Vizepräsident John Kerry kam am Donnerstag extra | |
nach Lima geflogen, um für „entschlossenes Handeln“ zu werben. | |
Im Kern geht es darum, dass Lima den Anfang vom Ende der alten | |
Kohlenstoff-Welt bringen soll: Anders als bisher sollen sich in Paris alle | |
Staaten zum Klimaschutz verpflichten, auch Schwellenländer wie China, | |
Brasilien, Indonesien oder Indien. Der Weg dahin ist etwa ihre Beteiligung | |
an der Finanzierung von Klimaschutz in den ärmsten Ländern. Einige | |
Schwellenländer wie Brasilien, Korea oder Mexiko sind dazu bereit. Manche | |
von ihnen haben bereits in den „Grünen Klimafonds“ eingezahlt. Andere wie | |
China und Indien lehnen jede Formulierung im Text ab, die auf ihre | |
Verantwortung abzielt. | |
Ob und wie dieser Konflikt zu lösen ist, ist unklar. Die EU jedenfalls | |
meldete mitten in der Nacht noch einen weiteren Erfolg. Sie machte den Weg | |
dazu frei, dass die Europäer endlich die zweite Verpflichtungsperiode des | |
Kyoto-Protokolls rechtlich umsetzen können. Die beiden Bremser auf dem Weg | |
dahin, Polen und die Ukraine, wurden am Rand der Konferenz durch mehr oder | |
minder sanften Druck zum Einlenken bewegt. Ob das Zeichen des guten Willens | |
etwas hilft, wird sich zeigen. | |
13 Dec 2014 | |
## AUTOREN | |
Bernhard Pötter | |
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