# taz.de -- Freihandelsabkommen mit Kanada: Urheberrecht wird zementiert | |
> Ein Grünen-Gutachten warnt davor, dass Ceta nötige Reformen in Europa | |
> blockiert. Der Kopierschutz für CDs und DVDs würde bleiben. | |
Bild: Proteste gegen Ceta und TTIP in München. | |
KARLSRUHE taz | Das geplante Handelsabkommen zwischen der EU und Kanada | |
(Ceta) könnte eine Modernisierung des Urheberrechts vereiteln. Davor warnt | |
ein Gutachten im Auftrag der Grünen-Bundestagsfraktion. „Durch Ceta wird | |
der reformbedürftige Status quo beim Urheberrecht zementiert“, sagte die | |
Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Verbraucherschutz, Renate Künast, | |
der taz. Dies gelte vor allem in Bezug auf die geltenden Einschränkungen | |
des Rechts auf Privatkopie. | |
Anlass für das Gutachten waren die Auseinandersetzungen um das | |
Acta-Abkommen von 2012. Damals wollten die EU, die USA und andere | |
Industriestaaten Mindeststandards zum Schutz vor Urheberrechtsverletzungen | |
aufstellen. Das Abkommen löste europaweite Proteste aus, weil es geheim | |
ausgehandelt wurde und erste geleakte Fassungen massive Maßnahmen wie die | |
automatische Abschaltung des Internets bei Filesharern vorsahen („Three | |
Strikes“-Regelung). Obwohl das endgültige Acta-Abkommen keine zwingenden | |
Verschärfungen mehr vorsah, fand es im Europäischen Parlament keine | |
Mehrheit und war damit politisch tot. | |
Schnell kam aber die Sorge auf, dass die alten Acta-Inhalte nun in breiter | |
angelegten Handelsverträgen wie dem Freihandelsabkommen mit Kanada oder den | |
USA (TTIP) versteckt sein könnten. Die Grünen gaben deshalb ein Gutachten | |
in Auftrag. Der Jurist Henning Lahmann – bis 2013 wissenschaftlicher | |
Mitarbeiter am Lehrstuhl für Völkerrecht der Uni Potsdam und heute | |
Mitarbeiter der Unternehmensberatung iRights.lab – sollte das bereits | |
fertig ausgehandelte Ceta-Abkommen prüfen. | |
## Kaum konkrete Folgen | |
Sein Gutachten gibt weitgehend Entwarnung. Soweit Ceta Formulierungen | |
enthält, die auch in Acta standen, gehen diese auf andere, bereits geltende | |
Verträge zurück, etwa das Trips-Abkommen der Welthandelsorganisation oder | |
das Wipo Copyright Treaty (WTC). | |
Vom Ceta-Urheberrecht seien „kaum konkrete Folgen für VerbraucherInnen“ zu | |
erwarten, schreibt Lahmann in dem Gutachten, das der taz vorliegt. Ceta | |
gehe nicht über den Stand des Urheberrechts in Deutschland und der EU | |
hinaus und bleibe dabei sogar deutlich hinter Acta zurück. | |
Dennoch kritisiert Lahmann das Ceta-Abkommen. Es schreibe das | |
reformbedürftige europäische Urheberrecht fest. Wichtigster Punkt ist das | |
Verbot, den Kopierschutz von Musik-CDs und Film-DVDs zu umgehen. Dieses | |
Verbot gilt bereits in der EU, die auch den Vertrieb von Geräten, die den | |
Kopierschutz umgehen können, untersagt hat. Lahmann hält solche Verbote | |
aber für kritikwürdig, weil sie das ansonsten geltende Recht, Privatkopien | |
anzufertigen, einschränken. | |
Wenn das Ceta-Abkommen solche Verbote dauerhaft festschreibt, dann würde | |
der Spielraum des europäischen und des deutschen Gesetzgebers für Reformen | |
beschränkt. Lahmann schlägt deshalb vor, das Ceta-Abkommen durch eine | |
Vorbehaltsklausel zu ergänzen, die Reformen des Urheberrechts in Europa für | |
zulässig erklärt. | |
15 Dec 2014 | |
## AUTOREN | |
Christian Rath | |
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