# taz.de -- Fruchtkonzern zahlt an Gift-Opfer: Erfolg für Bananenarbeiter | |
> Etappensieg für 1.700 erkrankte ehemalige Beschäftigte aus Nicaragua: Der | |
> US-Konzern Dole sagt humanitäre Hilfe für die Opfer von Pestiziden zu. | |
Bild: Pestizideinsatz in einer Bananenplantage. | |
HAMBURG taz | „Endlich einen Vergleich“ wünscht sich Antonio Hernández | |
Ordeñana. Der Jurist ist einer der wenigen Fachanwälte in Nicaragua, die | |
seit Jahren dafür streiten, dass ehemalige Bananenarbeiter zumindest etwas | |
Entschädigung erhalten. Vor Kurzem gelang dem Juristen ein Etappensieg in | |
den Verhandlungen mit dem US-amerikanischen Fruchtkonzern Dole. | |
1.700 ehemalige Dole-Plantagenarbeiter aus Nicaragua bekommen demnach Geld, | |
weil sie unter der Folgewirkung eines Pestizids leiden, das in den 1970er | |
und 1980er Jahren in Nicaragua eingesetzt wurde. Die Summe ist noch | |
unbekannt, aber dass Bananenkonzerne Entschädigungen zahlen ist bislang | |
eine absolute Rarität. | |
Die drei großen US-Fruchtriesen Dole, Del Monte und Chiquita werden für | |
schwere Vergiftungen von rund 20.000 Bananenarbeitern in Mittel- und | |
Südamerika verantwortlich gemacht. Diese kommen offenbar von Nemagon und | |
Fumazone, zwei Pestiziden, die den Wirkstoff 1,2-Dibrom-3-Chlorpropan | |
(DBCP) enthalten. Die Stoffe sollen bei den einstigen Plantagenarbeitern | |
Sterilität verursacht und die Erbanlagen geschädigt haben. | |
Der Wirkstoff steht auch im Verdacht, krebserregend zu sein. „Gleichwohl | |
haben sich die Anbaukonzerne jahrelang geweigert, ihre Arbeiter in | |
Nicaragua, Guatemala, Honduras oder Costa Rica zu entschädigen“, sagt | |
Gilbert Bermúdez von der Koordinationsstelle lateinamerikanischer Bananen- | |
und Agroindustrieller Gewerkschaften in Costa Rica. Seit Jahren laufen | |
Prozesse, in denen Anwälte versuchen, Ansprüche von erkrankten Arbeitern | |
durchzusetzen. | |
Mit durchwachsenem Erfolg, denn die Konzerne haben wenig Interesse daran, | |
zu zahlen und damit Fehlverhalten zuzugeben. Relativ unstrittig ist jedoch, | |
dass das Pestizid in vielen Anbauländern auch noch im Einsatz war, als die | |
USA den Wirkstoff bereits verboten hatten. In Mittelamerika wurde er meist | |
aus der Luft über den Plantagen versprüht. | |
## Keine „Entschädigung“ | |
In Nicaragua haben rund 5.000 Bananenarbeiter unter den Folgen des | |
DBCP-Einsatzes zu leiden – viele davon waren auf Dole-Plantagen | |
beschäftigt. Ihnen will das US-Unternehmen nun entgegenkommen – fragt sich | |
nur, in welcher Form die Hilfen gewährt werden. „Dole würde niemals | |
akzeptieren, dass die Zahlungen als Entschädigungen deklariert werden“, | |
sagt Bananenexperte Helge Fischer. Er lebt in Managua und arbeitet in der | |
Region für den deutschen Fair-Trade-Importeur Banafair. | |
Warum Dole überhaupt zahlt, könnte mit seinem Interesse zu tun haben, in | |
Nicaragua wieder Plantagen zu eröffnen. Da müssten zunächst die laufenden | |
Klagen gegen Dole durch Vergleiche aus der Welt geschafft werden. Dazu | |
könnten Übereinkommen wie mit Antonio Hernández Ordeñana, der weitere 2.470 | |
Bananenarbeiter vertritt, beitragen, sagt Fischer. | |
Anders liegt der Fall in Costa Rica. Dort hat die Regierung im Oktober | |
bekannt gegeben, dass sie für die Versorgung und Entschädigung von 12.000 | |
unter DBCP-Folgeerkrankungen leidenden Arbeitern aufkommt. | |
4 Jan 2015 | |
## AUTOREN | |
Knut Henkel | |
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