Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Seuche vernichtet Bananenplantagen: Krumme Dinger in Gefahr
> Ein Pilz aus Asien zerstört Bananenplantagen und könnte bald den
> Hauptexporteur Lateinamerika erreichen. Die UNO fordert ein Ende der
> Monokulturen.
Bild: Wenn der Pilz die Pflanzen befallen hat, hilft auch kein Waschen mehr: Ar…
BERLIN taz | Ein neuer Pilz bedroht das beliebteste Importobst der
Deutschen: Der Erreger TR4 lässt derzeit Bananenpflanzen in Asien, Afrika
und dem Nahen Osten verwelken – und könnte bald auch Plantagen in der
wichtigsten Exportregion Lateinamerika dezimieren. Deshalb schlug die
UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) am Montag Alarm: Sie
rief Staaten weltweit dazu auf, die Präventionsmaßnahmen zu verstärken.
Denn wenn der Pilz einmal eine Plantage befallen hat, lässt er sich etwa
mit Pestiziden nicht mehr stoppen.
Ungewöhnlich deutlich warnte die FAO vor einer „ernsten Gefahr für
Produktion und Export der beliebten Frucht“. Sollte Lateinamerika, aus dem
fast alle Bananen in Deutschland stammen, stark befallen werden, würde das
Angebot sinken und damit der Preis für die Verbraucher steigen. In
Entwicklungsländern würden laut FAO Hunderttausende Familien leiden, die
vom Bananenanbau leben. Derzeit spielen die Ausfuhren der gelben Frucht
sieben Milliarden Dollar pro Jahr ein.
Fast die gesamte Exportproduktion wird in Monokulturen mit der Sorte
Cavendish erzeugt. Da alle Pflanzen auf einem Feld genetisch identisch
sind, können sich Krankheitserreger hier besonders schnell ausbreiten. In
Indonesien legte der Pilz binnen eines Jahres 100 Kilometer zurück. In
Jordanien sind acht Jahre nach den ersten Symptomen bereits 80 Prozent der
Cavendish-Pflanzen betroffen.
„Die Zukunft steht auf dem Spiel“, sagte FAO-Experte Gianluca Gondolini
kürzlich der taz. „Nach unserem Worst-Case-Szenario wäre 20 Jahre nach
Ankunft des Erregers in Lateinamerika die Hälfte der Produktion dort
verloren.“
## Kein Ersatz für die betroffene Sorte
Ein Verwandter des TR4 hatte bereits maßgeblich dazu beigetragen, dass bis
zu den 1960er Jahren die damals sehr weit verbreitete Sorte Gros Michel vom
Markt verschwand. „Damals hatten wir die Cavendish als Ersatz. Heute haben
wir keine Alternative“, warnte Gondolini. Zwar gebe es resistente Arten,
doch deren Wirtschaftlichkeit sei unsicher.
Die FAO rät deshalb kurzfristig vor allem zu Quarantänemaßnahmen, um zu
verhindern, dass die Seuche auf weitere Regionen übergreift. Es müsse
unbedingt vermieden werden, dass infizierte Pflanzen oder Erde etwa in
Containern nach Lateinamerika gelangen.
Auf ihrer Liste nötiger Schritte führten die UN-Experten auch den Punkt
„Agro-Diversifizierung“ auf. Sprich: Bananen sollten nicht in Monokulturen
stehen, sondern gemischt werden mit anderen Nutzpflanzen oder Bäumen. „Das
würde die Widerstandsfähigkeit im Agro-Ökosystem verbessern“, sagte
Gondolini.
Umweltschützer fordern das schon lange. Denn die eintönigen Plantagen
verringerten die Vielfalt von Pflanzen und Tieren. Wegen ihrer höheren
Anfälligkeit für Krankheiten bräuchten sie langfristig mehr Pestizide, die
zum Beispiel das Trinkwasser in den Produktionsländern belasteten. Doch
Mischkulturen sind aus der Sicht großer Fruchtkonzerne wie Chiquita und
Dole weniger rentabel. Unter anderem, weil sie mehrere Arten von
Landmaschinen und Packstationen benötigen.
14 Apr 2014
## AUTOREN
Jost Maurin
## TAGS
Bananen
Monokultur
Lateinamerika
FAO
Bananen
Nicaragua
FAO
Bio
Schwerpunkt Armut
Deutsche Burschenschaft
Biodiversität
Freihandelsabkommen
Infektion
## ARTIKEL ZUM THEMA
Ein Pilz zerstört Bananenstauden: Die Panama-Krankheit ist zurück
Ein aggressiver Pilz bedroht die konventionelle Bananenproduktion. TR4 hat
mit Kolumbien das erste wichtige Exportland erreicht.
Fruchtkonzern zahlt an Gift-Opfer: Erfolg für Bananenarbeiter
Etappensieg für 1.700 erkrankte ehemalige Beschäftigte aus Nicaragua: Der
US-Konzern Dole sagt humanitäre Hilfe für die Opfer von Pestiziden zu.
Brasilien am Welternährungstag: Der politische Wille war da
Erstmals konnte die UNO Brasilien von der Welthungerkarte streichen. Dazu
verhalf dem südamerikanischen Land der Wirtschaftsaufschwung.
Mängel bei Bio-Ananas: Weniger öko als gedacht
Pestizide, Dünger, Monokulturen: Bio-Ananas und andere Öko-Südfrüchte sind
umweltschädlicher als angenommen – aber besser als konventionelle.
UN zu Arbeit in Entwicklungsländern: 840 Millionen Menschen sind arm
Kein Arbeitsvertrag, kein Arbeitsschutz, keine soziale Absicherung – die
Verhältnisse in Entwicklungsländern sind erschreckend. Dies zeigt der
Weltarbeitsbericht der ILO.
Burschi in der Nachwuchs-AfD: Bananen-Nolte macht Karriere
Der stellvertretende Vorsitzende der Jungen Alternative ist rechter
Burschenschaftler und in einen rassistischen Eklat verwickelt. Doch der
JA-Vorstand schaut weg.
Biodiversität von Nutzpflanzen: Einheitsbrei führt zu Hungersnot
Statt traditioneller Arten wachsen überall nur noch Weizen und Reis. Das
ist schlecht für die Artenvielfalt – und die Menschen.
Abkommen zum Freihandel: In Lateinamerika fallen die Zölle
Kolumbien, Chile, Mexiko und Peru einigen sich auf ein Freihandelsabkommen.
92 Prozent der Produkte sollen ab dem kommenden Jahr zollfrei sein.
Bananenplantagen in Gefahr: „Der Pilz ist auf dem Vormarsch“
Vor 60 Jahren zerstörte ein Pilz Bananenstauden in aller Welt. Nun droht
eine Wiederholung der Geschichte, warnt Pflanzenpathologe Randy Christopher
Ploetz
Antwort auf Klimawandel und Co.: Forschung nach neuen Reissorten
Am Internationalen Reisforschungsinstitut auf den Philippinen wird nach
widerstandsfähigen und ertragsreicheren Reissorten gesucht. Neue Züchtungen
werden bereits angebaut.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.