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# taz.de -- Ölpreisverfall in Venezuela: Regierungschef auf Betteltour
> Nicolás Maduro ist nach China gereist, um die Wirtschaft anzukurbeln. Er
> will Investitionen in Höhe von 20 Milliarden Dollar eingeworben haben.
Bild: So sieht ein zufriedener Bittsteller aus: Nicolás Maduro neben Xi Jinpin…
BUENOS AIRES taz | Ein Präsident auf Bittgang: Venezuelas Regierungschef
Nicolás Maduro hat in China um weitere Unterstützung für die
darniederliegende Wirtschaft seines Landes geworben.
Maduro kam der Zeitpunkt eines Treffens der Gemeinschaft der
lateinamerikanischen und karibischen Staaten (Celac) mit China gelegen: Er
reiste bereits drei Tage zuvor nach Peking und nahm sofort Gespräche mit
chinesischen Wirtschafts- und Bankenvertretern auf. Am Ende seines Besuchs
verkündete er die Zusage für Investitionen in Höhe von 20 Milliarden Dollar
durch chinesische Unternehmen.
Für den Gastgeber China war das Treffen mit der Celac eine willkommene
Gelegenheit, ohne das Beisein der USA mit dessen kontinentalen Nachbarn
direkte Kontakte zu pflegen. Am Ende gab Chinas Präsident Xi Jinping denn
auch bekannt, sein Land könnte in den kommenden zehn Jahren bis zu 250
Milliarden Dollar in Lateinamerika investieren. Die Regierung in Peking
setzt besonders auf enge Beziehungen zu Ländern wie Venezuela, die mit den
USA diplomatisch aneinandergeraten sind.
Venezuela steht bei China kräftig in der Kreide. Wirtschaftszeitungen
berichten, dass demnächst eine Tilgungsrate von 4 Milliarden Dollar fällig
werde. Bis Juli 2014 hatte der Ölstaat rund 56 Milliarden Dollar von China
erhalten. Die Hälfte davon soll jedoch bereits durch Öllieferungen getilgt
sein. Die Zahl der täglichen Öllieferungen Richtung China reicht nach
Abgaben der staatlichen Erdölgesellschaft Petróleos de Venezuela (PDVSA)
bis zu 600.000 Barrel (je 159 Liter) täglich.
Der lateinamerikanische Staat wird vom Ölpreisverfall gebeutelt. Im
Dezember fiel der Preis für das Fass venezolanischen Rohöls unter die
50-Dollar-Marke. Mitte 2014 lag er noch bei knapp 100 Dollar. Das Land ist
stark vom Öl abhängig: Mehr als 95 Prozent der Exporterlöse stammen aus dem
Ölgeschäft. Gleichzeitig muss das Land allein rund 75 Prozent seiner
Nahrungsmittel importieren.
## China liefert Fertigwaren
Angesichts der ohnehin seit Jahren herrschenden Dollarknappheit für Importe
hat sich die Lage in den letzten Monaten dramatisch verschlechtert.
Venezuela steckt in einer Rezession. Die Inflationsrate lag Ende 2014 bei
rund 64 Prozent im Jahresvergleich.
China ist nach den USA Venezuelas zweitwichtigster Handelspartner. Der
verstorbene Hugo Chávez hatte nach seinem Amtsantritt 1999 auf den Ausbau
der Beziehungen zu China gesetzt. Venezuela beliefert den Partner mit
Rohstoffen. China schickt überwiegend Fertigwaren nach Venezuela – von
Billigramsch bis hin zu Computern und Smartphones.
Die Regierung will, dass chinesische Investitionen auch die Produktion in
Venezuela voranbringen: Präsident Maduro hat Anfang Dezember per Dekret
zwei Wirtschaftssonderzonen eingerichtet. Investitionsschutz, Zoll- und
Steuervorteile sollen Investoren in die über 2.600 Quadratkilometer große
Zona Económica Especial de Paraguaná an der Atlantikküste locken.
Voraussetzung ist allerdings eine 50-prozentige Beteiligung venezolanischer
Firmen. So soll auch die Importabhängigkeit gedrosselt werden.
Ob chinesische Unternehmen allerdings tatsächlich bereit sind, mehr als nur
vorproduzierte Teile zusammenbauen zu lassen, ist offen. Im Februar werden
chinesische Firmenvertreter nach Paraguaná reisen.
12 Jan 2015
## AUTOREN
Jürgen Vogt
## TAGS
Investitionen
Ölpreis
China
Venezuela
Ölpreis
Einkaufen
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Wirtschaft
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Venezuela
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