# taz.de -- Mahnwache in Berlin: Signal gegen Extremismus | |
> „Wir lassen uns nicht auseinanderdividieren“, sagte Bundespräsident | |
> Joachim Gauck bei der Mahnwache vor dem Brandenburger Tor. | |
Bild: Dei Mahnwache vor dem Brandenburger Tor in Berlin. | |
BERLIN rtr | Die Spitzen von Politik und Religionen haben in Berlin in | |
demonstrativer Einigkeit zum Kampf gegen Extremismus und | |
Fremdenfeindlichkeit aufgerufen. „Die Terroristen wollen uns spalten“, | |
sagte Bundespräsident Joachim Gauck am Dienstagabend bei einer Mahnwache | |
vor dem Brandenburger Tor anlässlich der islamistischen Attentate in Paris. | |
Muslime und andere religiöse Minderheiten sowie Zuwanderer seien aber Teil | |
Deutschlands. | |
„Wir lassen uns nicht auseinanderdividieren.“ An der Kundgebung nahmen | |
Bundeskanzlerin Angela Merkel, mehrere Minister sowie Repräsentanten der | |
Bundestagsparteien teil. Auch Würdenträger der beiden christlichen Kirchen, | |
der Muslime und Juden riefen vor rund 6.000 Demonstranten dazu auf, | |
Extremisten abzuwehren. | |
„Ich danke den muslimischen Gemeinschaften und allen Muslimen, die hier und | |
heute sagen: 'Terror, nicht in unserem Namen'!“, sagte Gauck. Er warnte | |
aber auch vor fundamentalistischen Strömungen und nannte den Kampf | |
deutscher Freiwilliger in den Reihen der Extremistenmiliz Islamischer Staat | |
(IS) eine Pervertierung von Religion. „Die Bluttaten von Paris waren ein | |
Anschlag auf das freie Wort, auf die pluralistische Gesellschaft, auf das | |
Recht auf Leben“, sagte Gauck. Er rufe den Fanatikern zu: „Wir schenken | |
Euch nicht unsere Angst. Euer Hass ist unser Ansporn.“ | |
Zu der Mahnwache hatten muslimische Verbände aufgerufen. „Wir werden es | |
nicht zulassen, dass unsere Gesellschaft von Extremisten, die nur das Ziel | |
haben, Hass und Zwietracht zu stiften, auseinandergerissen wird“, erklärte | |
der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek. „Wir stehen | |
zusammen und zeigen Gesicht.“ | |
Mit Blick auf die islamfeindliche Pegida-Bewegung kritisierte Gauck auch | |
Fremdenfeindlichkeit. Anschläge auf Moscheen müssten von allen Deutschen | |
abgewehrt werden. Dasselbe gelte für Angriffe auf Juden. Merkel ergriff am | |
Abend nicht das Wort, sie hatte aber bereits am Morgen Muslime | |
aufgefordert, sich von Extremisten abzugrenzen. Zugleich bekräftigte sie | |
ihre Kritik an Pegida. „Bevölkerungsgruppen wegen ihres Glaubens oder ihrer | |
Herkunft auszugrenzen, das ist unseres freiheitlichen Staates nicht | |
würdig.“ | |
In der Union regte sich jedoch Widerstand gegen das Zugehen auf Muslime | |
durch Merkel, die am Montag erklärt hatte, der Islam gehöre zu Deutschland. | |
Er teile die Auffassung „in dieser Pauschalität nicht“, sagte der | |
CDU-Innenpolitiker Wolfgang Bosbach der Saarbrücker Zeitung | |
(Mittwochausgabe). Man müsse sich fragen, welchen Islam Merkel eigentlich | |
meine. „Gilt das auch für seine islamistischen und salafistischen | |
Strömungen?“ | |
Im Handelsblatt bekräftigte der stellvertretende Vorsitzende der | |
Unionsfraktion, Hans-Peter Friedrich (CSU), seine Auffassung, dass der | |
Islam zu Deutschland gehöre, lasse sich historisch nicht belegen. | |
Der AfD-Vorsitzende Bernd Lucke, dessen Partei den Kontakt zur Pegida | |
sucht, erklärte im Handelsblatt: „Der Islam ist Deutschland fremd.“ Auch | |
nach Jahrzehnten einer muslimischen Einwanderung sei der Islam den meisten | |
Deutschen nicht vertraut. Dennoch gehörten Muslime, die sich an deutsche | |
Werte und Rechtsordnung hielten, „selbstverständlich zu uns“. | |
13 Jan 2015 | |
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