# taz.de -- Kommentar Arbeit an Universitäten: Schluss mit Dr. Zeitvertrag | |
> Promovierte Mitarbeiter an den Unis hangeln sich von Zeitvertrag zu | |
> Zeitvertrag. Es wird höchste Zeit, dass sich die Bedingungen ändern. | |
Bild: Der Lehrbetrieb bietet oft nur Zeitverträge. | |
Was in privaten Unternehmen undenkbar, ist an staatlichen Hochschulen die | |
Regel: langjährige Mitarbeiter einen Zeitvertrag nach dem anderen | |
unterschreiben zu lassen und dies oft im Abstand von wenigen Monaten. | |
Möglich wird das durch ein Gesetz mit dem sperrigen Namen | |
Wissenschaftszeitvertragsgesetz. Die GEW hat den Vorschlag gemacht, dieses | |
so zu verändern, dass befristete Verträge die Ausnahme und Hochschulen per | |
Gesetz gezwungen werden, ihren Nachwuchswissenschaftlern und sonstigen | |
Angestellten feste Stellen in Aussicht zu stellen. Das ist radikal, aber | |
richtig. | |
Radikal, weil eine Entfristung der Arbeitsverhältnisse die gängige Praxis | |
in deutschen Hochschulen komplett umkrempeln würde. Feste Stellen haben | |
hier in der Regel nur Professoren. Die Mehrheit müht sich und hangelt sich | |
auf der Karriereleiter von Fristvertrag zu Fristvertrag. Die wenigsten | |
gelangen bis nach oben. Kritik an der Hochschule, gar an Professoren zu | |
üben, wird daher sehr schwierig. | |
So bleiben die Hochschulen flexibel und offen für neue Köpfe und frische | |
Ideen, lautet im Kern die Rechtfertigung der Hochschulen. Doch dieser | |
vermeintliche Vorteil hat viele Nachteile. Die besten Absolventen gehen | |
nach der Promotion lieber gleich in die Wirtschaft. Dort verdienen sie | |
nicht nur besser, sie werden auch nach kurzer Zeit fest angestellt. | |
Um gute Nachwuchswissenschaftler zu halten, ist die Aussicht auf eine | |
Professur mit Anfang 40 (Durchschnittsalter) wenig verlockend. Das haben | |
die ersten Hochschulen nun erkannt und steuern um. Die Uni Potsdam etwa | |
schreibt Stellen für Nachwuchswissenschaftler aus, die eine Daueranstellung | |
nach einer Bewährungsphase versprechen. Solche Ansätze gesetzlich zu | |
flankieren, ist Aufgabe der Regierung. Der Vorstoß der GEW ist daher | |
richtig. | |
17 Jan 2015 | |
## AUTOREN | |
Anna Lehmann | |
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