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# taz.de -- Tagebuch eines Guantánamo-Häftlings: Der Autor aus dem Lager
> 2005 begann Mohamedou Ould Slahi im illegalen US-Knast Tagebuch zu
> führen. Später wurde er freigesprochen aber nicht freigelassen.
Bild: Unschuldiger Islamist: Mohamedou Ould Slahi.
LONDON taz | Vor neun Jahren beginnt Mohamedou Ould Slahi damit, Notizen zu
machen, die er seinen Anwältinnen aushändigt. Denn Slahi sitzt in
Guantánamo ein, wegen des Verdachts der Unterstützung der Attentäter vom
11. September 2001. Vor fünf Jahren ordnet ein US-Bundesrichter seine
sofortige Entlassung aufgrund mangelnder Beweise an.
Doch Slahi ist bis heute ohne Anklage in Haft in Guantanamo Bay, wird aber
nicht mehr verhört oder gefoltert. Seine zensierten Notizen sind 2012 vom
Geheimdienst freigegeben worden. Die deutsche Fassung seines
Guantánamo-Tagebuchs erscheint in diesen Tagen im Verlag Klett-Cotta.
Mohamedou Ould Slahi wird vor 1970 in Mauretanien geboren, ein genaues
Datum ist nicht bekannt. Der Sohn eines Kamelhändlers zeigt in der Schule
hervorragende Leistungen, insbesondere in Mathematik. Dies führte dazu,
dass er ein Stipendium zum Studium in Duisburg erhält. In Deutschland kommt
Slahi dann intensiv mit dem Kampf der Mudschaheddin in Afghanistan in
Berührung.
Die Rebellen in Afghanistan werden damals noch von der US-Regierung im
Kampf gegen die Sowjets unterstützt. Slahis Cousin Mahfouz Ould al-Walid
alias Abu Hafis al-Mauretania ist in dieser Zeit ein Berater Osama Bin
Ladens. In den Jahren von 1990 bis 1992 reist Mohamedou Slahi schließlich
selbst in eines der Trainingslager al-Qaidas in Afghanistan, kommt aber
nicht zu einem Kampfeinsatz.
## An die USA ausgeliefert
In Deutschland steht er in Kontakt mit einigen der späteren Attentäter vom
11. September (9/11). Seine Wohnung dient den Attentätern auch als
Unterkunft. Weil er sich nach 9/11 auf dem Radar der Geheimdienste
befindet, reist er nach Kanada aus und tritt dort in Kontakt mit
radikalisierten Islamisten. Eine Überprüfung durch den kanadischen
Geheimdienst verläuft jedoch im Sande. Trotzdem machen ihn seine vielen
Kontakte zu radikalen Islamisten in den Augen der USA zu einem der
Hauptverdächtigen.
Schließlich stellt sich Slahi noch im Jahr 2001 den Behörden in
Mauretanien. Die geben ihn ohne viel Federlesens an die US-Geheimdienste
weiter. Slahi wird in die Foltergefängnisse nach Jordanien und Afghanistan
zur „Befragung“ ausgeflogen. 2002 trifft er in Guantánamo ein. Trotz Folter
können die US-Behörden weder ein Geständnis vorweisen noch Slahi irgendeine
Tat nachweisen.
21 Jan 2015
## AUTOREN
Daniel Zylbersztajn
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