# taz.de -- Bürgerkrieg in Syrien: Kurden vertreiben IS aus Kobani | |
> Die IS-Miliz ist nach Angaben der kurdischen Truppen fast vollständig aus | |
> Kobani abgezogen. In Moskau treffen sich derweil Vertreter der Opposition | |
> zu Beratungen. | |
Bild: Al-Mazza, Damaskus, nach einem Raketeneinschlag. | |
BEIRUT ap | Nach monatelangen Kämpfen um die nordsyrische Stadt Kobani | |
melden die kurdischen Truppen einen entscheidenden Durchbruch: Die Kämpfer | |
der Terrormiliz „Islamischer Staat“ seien fast vollständig aus der Stadt | |
vertrieben, erklärte Kurdenvertreter Idriss Nassan am Montag. Die Syrische | |
Beobachtungsstelle für Menschenrechte, die auf ein Netzwerk von Aktivisten | |
vor Ort vertraut, bestätigte die Informationen. | |
Die weitgehende Vertreibung der Extremisten aus Kobani gilt als großer | |
Erfolg der Kurden und der Luftangriffe des Anti-IS-Bündnisses unter Führung | |
der USA. Am östlichen Rand der Stadt an der Grenze zur Türkei gab es am | |
Montag den Angaben zufolge allerdings noch vereinzelte Gefechte. | |
„Der 'Islamische Staat' steht kurz vor einer Niederlage“, sagte Nassan von | |
der Türkei aus. Die Verteidigung der Terrormiliz sei zusammengebrochen und | |
die Kämpfer geflohen, berichtete er. Seinen Angaben zufolge hatte das | |
internationale Bündnis die Luftschläge gegen IS-Positionen in den | |
vergangenen Tagen verstärkt und damit den kurdischen Kämpfern die | |
Unterstützung für den letzten Schlag gegeben. Er rechne damit, dass am | |
Dienstag die Stadt vollständig befreit sei, sagte Nassan weiter. | |
Der IS hatte im vergangenen September begonnen, rund 300 kurdische Dörfer | |
um Kobani einzunehmen. Tausende flohen in die Türkei. Zudem gelang es ihm, | |
die Stadt selbst zur Hälfte zu erobern. Die vollständige Einnahme von | |
Kobani hätte dem IS die Kontrolle zu einem Grenzübergang in die Türkei | |
gegeben und eine direkte Verbindungslinie zwischen den von ihm | |
kontrollierten Gebieten in Syrien und dem Irak geschaffen. | |
## Strategisch wichtige Stadt | |
Diese strategische Wichtigkeit von Kobani alarmierte die USA. Seit dem 23. | |
September flog das internationale Bündnis durchschnittlich knapp sechs | |
Luftangriffe täglich. Unterdessen haben syrische Oppositionsvertreter am | |
Montag in Moskau Beratungen über einen Ausweg aus dem Bürgerkrieg begonnen. | |
Die Gespräche hinter verschlossenen Türen hätten wie geplant am Vormittag | |
begonnen, berichtete die Nachrichtenagentur RIA Nowosti unter Berufung auf | |
russische Diplomaten. | |
Ab Mittwoch sollen Vertreter von Syriens Machthaber Baschar al-Assad | |
dazustoßen. Die wichtigste Oppositionsgruppe, die Syrische Nationale | |
Koalition, boykottiert die Verhandlungen allerdings. Sie hält Russland als | |
Assad-Verbündeten für keinen neutralen Gastgeber. Bislang seien etwa 25 | |
Oppositionsmitglieder in der russischen Hauptstadt eingetroffen, erklärte | |
Vize-Außenminister Michail Bogdanow. Die Zahl werde noch auf bis zu 30 | |
steigen. Die Gespräche sind bis Donnerstag angesetzt. | |
Moskau hatte sich Anfang Dezember bereit erklärt, die Konfliktparteien zu | |
einem Dialog einzuladen. Damaskus wird durch eine Delegation unter Führung | |
seines UN-Botschafters Baschar Dschaafari vertreten. Von Oppositionsseite | |
sind vor allem Vertreter der von der syrischen Regierung „tolerierten“ | |
inneren Opposition angereist. Assad stellte den Sinn des Treffens in einem | |
[1][Interview mit dem Magazin Foreign Affairs] in Frage. Zwar werde er | |
Gesandte schicken, aber „mit wem werden sie verhandeln? Wen vertreten | |
diejenigen, mit denen wir verhandeln?“. | |
## Vorwürfe an die USA | |
In dem am Montag veröffentlichten Interview warf der syrische Präsident | |
überdies den USA vor, durch deren Vorhaben, syrische Rebellen für den Kampf | |
gegen den IS im Ausland auszubilden, letztlich den IS zu stärken. Die | |
meisten der Rebellen würden sich nämlich nach ihrer Rückkehr nach Syrien | |
dem IS und anderen islamistischen Gruppen anschließen. „Die Idee an sich | |
ist illusorisch“, sagte Assad. | |
Im syrischen Bürgerkrieg sind seit Beginn der Kämpfe vor fast vier Jahren | |
Schätzungen zufolge mehr als 200.000 Menschen getötet worden. Millionen | |
Syrer wurden zu Flüchtlingen im In- und Ausland. | |
26 Jan 2015 | |
## LINKS | |
[1] http://www.foreignaffairs.com/discussions/interviews/syrias-president-speaks | |
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