# taz.de -- Nigeria sagt Wahlen ab: Wahlkommission hat keine Wahl | |
> Die Präsidenten- und Parlamentswahlen werden auf „Empfehlung“ von Milit�… | |
> und Präsident um sechs Wochen vertagt. Opposition spricht von | |
> „Provokation“. | |
Bild: Vereinzelt gab es Proteste gegen die Entscheidung, die Wahlen zu verschie… | |
BERLIN taz | Die Parlaments- und Präsidentschaftswahlen in Nigeria werden | |
verschoben. Statt am 14. Februar finden sie am 28. März statt, verkündete | |
der Chef der Wahlkommission Inec, Attahiru Jega, in der Nacht zum Sonntag | |
in der Hauptstadt Abuja. | |
Nach langen Beratungen sagte Jega vor der Presse, Inec sei eigentlich | |
bereit, aber es gebe „eine Reihe von Aspekten, die nicht unter der | |
Kontrolle von Inec stehen, an erster Stelle die Sicherheit“. Da das Militär | |
die Sicherheit eines Wahlgangs am 14. Februar nicht garantieren könne, | |
„beschloss die Kommission, der Empfehlung der Sicherheitschefs zu folgen | |
und den Wahltermin anzupassen“. | |
Presseberichten zufolge, die Jega im Wesentlichen bestätigte, kam die | |
Empfehlung zur Wahlverschiebung aus dem engsten Umfeld von Präsident | |
Goodluck Jonathan. Dessen Nationaler Sicherheitsberater, Oberst Sambo | |
Dasuki, habe Jega am Mittwoch einen Brief geschickt: Luftwaffenchef Alex | |
Badeh habe mitgeteilt, dass Nigerias Militär zusammen mit Tschad, Kamerun | |
und Niger eine Großoffensive gegen die islamistische Rebellenarmee Boko | |
Haram im Nordosten des Landes führe und es nicht möglich sei, während | |
dieser Offensive in den betroffenen Bundesstaaten Adamawa, Borno, Gombe und | |
Yobe zu wählen. | |
Am Donnerstag trat daraufhin der Staatsrat zusammen, das höchste | |
Sicherheitsorgan Nigerias. Armeechef Generaloberst Kennth Minimah sagte bei | |
diesem Treffen, angesichts der Offensive gegen Boko Haram sei nicht nur in | |
den genannten vier Bundesstaaten ein Wahlgang unmöglich, vielmehr könne im | |
ganzen Land die Sicherheit nicht garantiert werden. Präsident Jonathan habe | |
sich daher für eine landesweite Wahlverschiebung ausgesprochen. | |
Innerhalb der Wahlkommission war dies umstritten. Nur 16 der 37 regionalen | |
Inec-Kommissare sprachen sich für eine Verschiebung aus. Deshalb folgten | |
weitere Beratungen bis in den späten Samstagabend. | |
## Weitere Verschiebung ist möglich | |
Während Präsident Jonathans Regierungspartei PDP (People’s Democratic | |
Party) die Wahlverschiebung als „im nationalen Interesse“, begrüßte, nann… | |
das Oppositionsbündnis APC (All Progressives Congress) um Oppositionsführer | |
Muhammadu Buhari sie eine „Provokation“. Vereinzelt gab es Proteste. Der | |
APC ist derzeit zuversichtlich, die Wahlen zu gewinnen. | |
Unklar bleibt, was passiert, wenn Boko Haram Ende März nicht besiegt ist. | |
Laut Verfassung endet die Amtszeit des Präsidenten am 29. Mai; weitere | |
Wahlverschiebungen wären also möglich. Unerheblich nach Meinung von Inec | |
ist dabei der Stand der Wahlvorbereitungen. Laut Inec sind bis zum 5. | |
Februar erst 45.829.808 der neuen biometrischen Wählerausweise, rund zwei | |
Drittel, an die Wähler gegangen. Mehrere Millionen dieser Karten, ohne die | |
man nicht wählen kann, sind angeblich noch gar nicht gedruckt. | |
8 Feb 2015 | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
## TAGS | |
Protest | |
Wahlen | |
Abuja | |
Boko Haram | |
Nigeria | |
Präsidentschaftswahl | |
Terror | |
Muhammadu Buhari | |
Nigeria | |
Goodluck Jonathan | |
Eingreiftruppe | |
Goodluck Jonathan | |
Boko Haram | |
Tschad | |
Nigeria | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Kommentar Boko Haram: Eskalation ohne Grenzen | |
Boko Haram scheint den Armeen immer voraus zu sein. Das wirft die Frage | |
auf, ob sich dahinter wirklich nur verrückte Islamisten verbergen. | |
Berichte von Augenzeugen: Boko Haram greift Stadt Gombe an | |
Die Terrorgruppe soll die Großstadt im Nordosten des Landes angriffen und | |
zum Boykott der Wahlen aufgerufen haben. Widerstand von der Armee gab es | |
nicht. | |
Nach der Wahlverschiebung in Nigeria: Die Saison des Gemurmels | |
Seit die Wahl in Nigeria auf Ende März verschoben wurde, regiert die | |
Gerüchteküche. Die politischen Szenarien reichen bis zum Militärputsch. | |
Boko Haram im Niger: Fanatiker auf dem Vormarsch | |
Der Terror der islamistischen Rebellenarmee Boko Haram hat den Sahelstaat | |
Niger erreicht. Im Südosten des Landes fliehen die Menschen. | |
Wahlverschiebung in Nigeria: Ein Präsident sucht neue Wähler | |
Die Regierung behauptet, die Wahlkommission grenze Zuwanderer bei der | |
Vergabe der Wählerausweise aus. Sie sieht diese als ihr Wählerreservoir. | |
Gewalt in Nigeria: 200 Kämpfer von Boko Haram getötet | |
Die tschadische Armee hat rund 200 Kämpfer von Boko Haram getötet. Die | |
Soldaten waren erstmals von Kamerun auf nigerianisches Gebiet vorgedrungen. | |
Wahlkampf in Nigeria: Explosive Stimmung im Flussdelta | |
Bisher waren die Ölregionen eine Hochburg der Anhänger der Regierung. Das | |
ändert sich gerade. Und der Wahlkampf verläuft nicht friedlich. | |
Afrikanische Union und Boko Haram: Tschad handelt, Mugabe holzt | |
Während das Bündnis über eine neue Eingreiftruppe berät, schaffen Tschads | |
Streitkräfte Fakten. Und Robert Mugabe torpediert Frauenrechte. | |
Gewalt in Nigeria: Neuer Angriff von Boko Haram | |
Die Kämpfer der Miliz nahmen die Stadt im Nordosten des Landes unter | |
Beschuss. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon begrüßt derweil Pläne für eine | |
regionale Eingreiftruppe. | |
Wahlkampf in Nigeria: Angst nicht nur vor Boko Haram | |
Im Endspurt des Wahlkampfs mehren sich Warnungen vor Gewalt. Auch die | |
ehemaligen Ölrebellen des Niger-Deltas drohen wieder mit Krieg. |