| # taz.de -- Wim Wenders „Every Thing Will Be Fine“: Man trinkt Bier, die Ja… | |
| > Trauer, Schuld, Schriftstellerkrise: Das Drehbuch zu Wim Wenders neuem | |
| > Film ist hanebüchen. Die Stimmung ist durchweg gedrückt. | |
| Bild: James Franco spielt den Schriftsteller. | |
| Schriftsteller Tomas (James Franco) ist in der Krise (Schreiben, | |
| Beziehung). Aus Versehen tötet er bei einem Unfall ein Kind. Niemand gibt | |
| ihm die Schuld. Es geht ihm schlecht. Die Jahre vergehen. | |
| Kate, die Mutter des Kindes (Charlotte Gainsbourg), gibt ihm auch keine | |
| Schuld. Er nimmt sie in den Arm. Tomas hat ein Buch geschrieben. Es ist gut | |
| geworden, vielleicht wegen des Unfalls, wegen der Krise. Tomas’ Vater | |
| bereut seine Ehe, er hält sein Leben im Rückblick für sinnlos. | |
| Die Jahre vergehen. Tomas tut sich mit einer Lektorin seines Verlags | |
| zusammen (Rachel McAdams). Sie hat eine neunmalkluge kleine Tochter. Die | |
| führt mit Tomas kulturkritische Gespräche. Man fährt Kettenkarussell. Ein | |
| Unfall passiert. Die Lektorin hält Tomas vor, dass er dabei ruhig bleibt. | |
| Die Jahre vergehen. | |
| Jetzt hat Christopher eine Krise, der herangewachsene Bruder des von Tomas | |
| vor Jahren getöteten Sohns. Er pinkelt ins Bett von Tomas. Dann sitzt man | |
| und trinkt Bier. Tomas nimmt Christopher in den Arm. Am Ende ist Hoffnung, | |
| wie der Titel „Every Thing Will Be Fine“ verspricht: Jedes Ding wird in | |
| Ordnung sein. | |
| Das Drehbuch zu Wim Wenders’ Film ist so hanebüchen, als hätte es ein | |
| Fünfzehnjähriger mit der Ambition zu äußerstem Tiefsinn verfasst: Trauer, | |
| Schuld, Vergebung, Schriftstellerkrise. Die Stimmung ist durchweg gedrückt. | |
| Bjørn Olaf Johannessen ist der Name des Drehbuchverfassers. | |
| Zwei andere Gewerke sind besser besetzt. Kameramann Benoît Debie (Gaspar | |
| Noés Filme, „Spring Breakers“) leuchtet warme dunkle Stimmungen gut aus. | |
| Das 3-D ergibt nicht viel Sinn, ein Telefongespräch und eine | |
| Kettenkarussellfahrt sind aber wirklich sehr schön. Sonst: Glasscheiben, | |
| Edward Hopper, Rahmen im Bild, und sei es die Umrandung der | |
| Kürchendurchreiche. | |
| Und dann die Musik von Alexandre Desplat. Die ist teils ein „Psycho“-Zitat, | |
| aber auch sonst von Anfang an in ihrem eigenen, sehr viel besseren, tief | |
| romantischen, bittersüßen, leidenschaftlich hin und her wogenden Film. Mit | |
| dem Werk, das Wenders gedreht hat, hat sie leider gar nichts zu tun. | |
| 11 Feb 2015 | |
| ## AUTOREN | |
| Ekkehard Knörer | |
| ## TAGS | |
| Trauer | |
| Wim Wenders | |
| Spielfilm | |
| Wim Wenders | |
| Filmbranche | |
| Fotografie | |
| Film | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Neuer Kinofilm von Wim Wenders: Grotesk verzerrte Größe | |
| Der Regisseur kehrt zum Spielfilm zurück. Das Melodrama „Every Thing Will | |
| Be Fine“ handelt von dem Schuldgefühl als treibende Lebenskraft. | |
| Ehrenbär der Berlinale für Wim Wenders: Die Schönheit des Randständigen | |
| Heute hat er den Hang zur großen Geste. Doch einst war Wenders ein | |
| Entdecker der Poesie unbesetzter Räume und der erzählerischen Langsamkeit. | |
| Berlins Kinos trotzen der Berlinale: Licht im Schatten des Festivals | |
| Nächste Woche startet wieder mal die Berlinale. Aber auch jenseits des | |
| Festivals ist gerade die beste Kinozeit - sagen die Betreiber der Berliner | |
| Kinos. | |
| Wenders' neuer Dokufilm: Die Wiederkehr des Dschungels | |
| Wim Wenders' gefeierte Dokumentation „Das Salz der Erde“ zeigt den | |
| berühmten Fotografen Sebastião Salgado als Weltenschöpfer ganz anderer Art. | |
| Gespräch über 3-D-Kino: Die Schnurrhaare des Tigers | |
| Die Regisseure Wim Wenders und Ang Lee diskutierten in Berlin über | |
| Besonderheiten des 3-D-Kinos. Es sei das Medium der Zukunft, sagten sie. |