# taz.de -- Neue Snowden-Enthüllung: NSA hackt SIM-Karten | |
> Die NSA und der britische Geheimdienst GCHQ sollen Verschlüsselungscodes | |
> von SIM-Karten geknackt haben. So lässt sich die Kommunikation von | |
> Nutzern überwachen. | |
Bild: So winzig und doch so wichtig, findet zumindest die NSA. | |
NEW YORK dpa | Der US-Abhördienst NSA und sein britischer Gegenpart GCHQ | |
haben laut der neuesten Snowden-Enthüllung in großem Stil | |
Verschlüsselungscodes für Handy-SIM-Karten gestohlen. Geheimen Unterlagen | |
aus dem Jahr 2010 zufolge wurde der Kartenhersteller Gemalto ins Visier | |
genommen, wie die [1][Enthüllungswebsite The Intercept] am Donnerstag | |
berichtete. | |
Die mit Hacker-Methoden erbeuteten Schlüssel zu den SIM-Karten ermöglichten | |
es, unauffällig die Kommunikation von Nutzern zu überwachen. Gemalto, | |
Hersteller von rund zwei Milliarden SIM-Karten im Jahr, zeigte sich sehr | |
besorgt. Jetzt sei das Wichtigste zu verstehen, wie der Angriff passieren | |
konnte, um eine Wiederholung zu verhindern, sagte Gemalto-Manager Paul | |
Beverly The Intercept. | |
Die genaue Dimension des Datendiebstahls ist bisher unklar. In einem Papier | |
geht es nur um einen Zeitraum von drei Monaten im Jahr 2010, in dem | |
Millionen Schlüssel erbeutet worden seien. Wie es heißt, habe man einen Weg | |
gefunden, die Codes auf dem Weg zwischen SIM-Hersteller und Netzbetreibern | |
abzufangen. Dabei spielte offenbar auch eine breit angelegte Überwachung | |
der Kommunikation von Mitarbeitern der SIM-Karten-Hersteller eine zentrale | |
Rolle. | |
Mit den Schlüsseln, die auf der SIM-Karte gespeichert sind, dürfte es | |
jedenfalls recht einfach sein, Handy-Gespräche ohne richterlichen Beschluss | |
abzuhören. Zum Beispiel kann sich ein Überwacher dafür als Teil der | |
Netzinfrastruktur ausgeben. Dass NSA und GCHQ Telefongespräche und andere | |
Kommunikation auf breiter Front abgreifen können, was bereits bekannt. Ein | |
Diebstahl von SIM-Karten-Codes wäre eine weitere Erklärung für diese | |
Fähigkeiten. | |
## Häppchenweise Veröffentlichung | |
Die Codes sind ursprünglich dafür entwickelt worden, um ein Telefon zum | |
Beispiel für Abrechnungszwecke eindeutig im Netz identifizieren zu können. | |
Die Hersteller betonen wiederholt, dass die SIM-Karte ein geschützter Ort | |
sei und bauen auf ihr auch Zusatzdienste auf. | |
Die Website The Intercept wertet die Unterlagen aus, die der Informant | |
Edward Snowden bei der NSA herunterlud. Er hatte die Dateien im Juni 2013 | |
den Journalisten um den Enthüllungsreporter Glenn Greenwald übergeben; | |
seitdem werden sie häppchenweise veröffentlicht. | |
Aus den aktuell präsentierten Unterlagen geht hervor, dass auch weitere | |
SIM-Hersteller im Visier der beiden Geheimdienste standen. Ob sie | |
erfolgreich waren, erfährt man daraus nicht. Einer der führenden | |
Gemalto-Konkurrenten ist Giesecke & Devrient aus Deutschland. | |
20 Feb 2015 | |
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[1] http://firstlook.org/theintercept/2015/02/19/great-sim-heist/ | |
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