| # taz.de -- Koalitionsgipfel in Berlin: Mindestlohnprüfung wird vorgezogen | |
| > Energiewende, Mietpreisbremse, Mindestlohn: Bei ihrer Runde im Kanzleramt | |
| > hat sich die Koalitionsspitze vor allem mit innenpolitischen Streitthemen | |
| > befasst. | |
| Bild: Bei Grundsanierung von der Mietpreisbremse ausgenommen | |
| BERLIN afp | Bei ihrem ersten Spitzentreffen in diesem Jahr haben die | |
| Partei- und Fraktionschefs der großen Koalition über strittige Fragen | |
| beraten. Die Runde einigte sich nach Koalitionsangaben in der Nacht zum | |
| Mittwoch darauf, die geplante Überprüfung des neuen Mindestlohn-Gesetzes | |
| vorzuziehen. Bis April solle nun eine erste Bilanz möglicher Probleme | |
| gezogen werden. Ursprünglich hatte die Bundesregierung eine Überprüfung bis | |
| Sommer in Aussicht gestellt. | |
| Das Gesetz zum Mindestlohn war bereits zum Jahresbeginn in Kraft getreten, | |
| allerdings dringt die Union auf Nachbesserungen. Sie will insbesondere | |
| Erleichterungen für Arbeitgeber bei den Dokumentationspflichten zur | |
| Arbeitszeit von Mitarbeitern durchsetzen. Sie greift damit Klagen aus der | |
| Wirtschaft über zu viel Bürokratie durch das neue Gesetz auf, das | |
| maßgeblich vom Koalitionspartner SPD durchgesetzt wurde. | |
| Unmittelbar vor Beginn des Treffens hatte Bundesarbeitsministerin Andrea | |
| Nahles (SPD) die Änderungswünsche der Union zurückgewiesen. „Es gibt keinen | |
| Anlass, hier etwas zu ändern“, sagte die Ministerin der Passauer Neuen | |
| Presse vom Mittwoch. Die von der Union und von Wirtschaftsverbänden | |
| bemängelte Pflicht zur genauen Aufzeichnung von Arbeitszeiten sei | |
| unverzichtbar für die Durchsetzung des Mindestlohns: „Man kann das nicht | |
| kontrollieren, wenn die Arbeitszeit nicht kontrolliert wird.“ | |
| Auch die Mietpreisbremse, die das Kabinett bereits im vergangenen Oktober | |
| beschlossen hatte, war Thema des Spitzengesprächs im Kanzleramt. Die SPD | |
| hatte der Union zuletzt vorgeworfen, die Umsetzung des Gesetzentwurfs zu | |
| blockieren. Nach Koalitionsangaben wurde nun beschlossen, die Vorlage | |
| weitestgehend in der bisherigen Form umzusetzen. Es bleibe auch bei der vor | |
| allem von der SPD verfochtenen Neuregelung, wonach künftig Vermieter den | |
| Makler zahlen müssen, nicht mehr die Mieter. | |
| Das Gesetz soll kommendes Jahr in Kraft treten. Damit sollen Mieten in | |
| Gegenden mit einem angespannten Wohnungsmarkt bei Neuvermietungen nur noch | |
| höchstens zehn Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete liegen dürfen. | |
| Um Investitionen in den Wohnungsmarkt nicht zu hemmen, soll die | |
| Mietpreisbremse nicht für Neubauten und nicht bei Erstvermietung nach | |
| umfassenden Modernisierungen gelten. | |
| ## Seehofer weigert sich | |
| Thema des Koalitionsausschusses war auch die Energiewende. Für Uneinigkeit | |
| in der Koalition sorgt hier die Weigerung von Bayerns Ministerpräsident | |
| Horst Seehofer (CSU), neue Stromleitungen für Windenergie aus dem Norden in | |
| sein Bundesland zu bauen. Nach Bürgerprotesten will der CSU-Chef den | |
| Strombedarf in Bayern nach der Abschaltung der Atomkraftwerke lieber mit | |
| neuen Gaskraftwerken decken, für deren Bau er Subventionen fordert. Eine | |
| Einigung wurde beim Spitzentreffen der Koalition zunächst nicht erzielt. | |
| Die Runde unter Vorsitz von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) befasste | |
| sich auch mit außenpolitischen Themen. Bundesaußenminister Frank-Walter | |
| Steinmeier (SPD) informierte die Teilnehmer über den derzeitigen Stand in | |
| der Ukraine-Krisendiplomatie. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) | |
| referierte über die geplante Verlängerung des Hilfsprogramms für das | |
| Euro-Schuldenland Griechenland. Darüber soll der Bundestag am Freitag | |
| abstimmen. | |
| Zuletzt hatte im November ein Koalitionsausschuss stattgefunden. Damals | |
| hatten die drei Parteien ihren Streit über Frauenquoten für | |
| Wirtschaftsunternehmen beigelegt. | |
| 25 Feb 2015 | |
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