| # taz.de -- Kommentar Koalitionsgipfel: The Winner takes it all | |
| > Die SPD hat die Mietpreisbremse erfolgreich durchgesetzt, die | |
| > Immobilienlobby hat das Nachsehen. Das nützt mal wieder nur der | |
| > Kanzlerin. | |
| Bild: Und auch die Mietpreisbremse wird der Kanzlerin gutgeschrieben | |
| Und wieder hat die SPD gewonnen. Beim Koalitionsgipfel, der am | |
| Dienstagabend im Kanzleramt über die Bühne ging, haben die Sozialdemokraten | |
| eines ihrer wichtigsten Projekte durchgesetzt. Die Mietpreisbremse wird so | |
| kommen, wie es das Gesetz aus dem SPD-geführten Bundesjustizministerium | |
| vorsieht. | |
| Die Deckelung von Mieten soll wie im Gesetzentwurf geplant umgesetzt | |
| werden; wo die Mietpreisbremse eingeführt wird, können künftig die Länder | |
| eigenverantwortlich festlegen. Und bei der Bezahlung von Maklern wird | |
| endlich das Bestellerprinzip eingeführt. | |
| Aber nützt das Sigmar Gabriel und seinen Genossen? In den Umfragen klebt | |
| die SPD unter der 25-Prozent-Marke, während Angela Merkels Union die Themen | |
| des kleinen Koalitionspartners durchwinkt und trotzdem als Siegerin | |
| dasteht. Und das, obwohl CDU- und CSU-Abgeordnete – und mit ihnen die | |
| Lobbyisten der Bau- und Immobilienwirtschaft – zuletzt unter erheblichem | |
| Aufwand versucht haben, die Mietpreisbremse wenigstens abzuschwächen. | |
| Schließlich hat auch der Bundesrat schon signalisiert, dem Gesetz seinen | |
| Segen geben zu wollen. Das Mosern in der Unionsfraktion hat also nichts | |
| gebracht, die Sozialdemokraten haben sich durchgesetzt. Wieder mal. | |
| Und trotzdem nützt dieser Erfolg der SPD erst einmal nichts. Im Gegenteil, | |
| Angela Merkel regiert dieses Land weg vom Konservativen geradewegs in die | |
| politische Mitte hinein. Machen muss sie dafür nichts, außer ihre Leute | |
| ruhigzustellen und der SPD Zustimmung zu signalisieren. Geht es schief, | |
| etwa wenn die Kosten aus dem Ruder laufen, die Effekte ausbleiben oder das | |
| Baugewerbe stagniert, kann sie mit dem Finger auf die Sozis zeigen. | |
| Der SPD bleibt nur demütiges Hoffen auf das gute Gedächtnis der | |
| WählerInnen. Sie sind unter Schmerzen in diese Große Koalition gegangen, | |
| die Entscheidung für vier Jahre Merkel hätte die Partei 2013 fast | |
| zerrissen. Jetzt holen sie aus dieser Vernunftehe das Maximale heraus. | |
| Versprochen – gehalten, so in etwa dürfte die Kampagne im nächsten | |
| Bundestagswahlkampf geführt werden. | |
| Das Problem: Sie mussten nicht mal darum kämpfen. Die liberale Kanzlerin | |
| wird für sich geltend machen, eine zuverlässige Koalitionsführerin gewesen | |
| zu sein. Die SPD kann einem jetzt schon leidtun. | |
| 25 Feb 2015 | |
| ## AUTOREN | |
| Anja Maier | |
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