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# taz.de -- Konsequenzen nach Flugzeugabsturz: Immer zwei im Cockpit
> Künftig soll sich kein Pilot während des Fluges mehr allein im Cockpit
> aufhalten dürfen. Deutsche Fluggesellschaften wollen eine
> Zwei-Personen-Regelung einführen.
Bild: Neben deutschen Airlines kündigten auch Easyjet, Norwegian und Air Canad…
BERLIN dpa | Nach dem Schock über die bisherigen Erkenntnisse zum Absturz
der Germanwings-Maschine mit 150 Toten ziehen die größten deutschen
Fluggesellschaften Konsequenzen. Sie wollen die Zwei-Personen-Regel im
Cockpit einführen. Laut Ermittlern hatte der Copilot des abgestürzten
Flugzeugs den Piloten ausgesperrt und die Maschine mit Absicht auf den
Todeskurs gesteuert. Danach hatte eine Diskussion über die Besetzung im
Cockpit eingesetzt. Am Absturzort in den französischen Alpen geht am
Freitag die Bergung der Opfer weiter. Über Nacht wurde die Suche
eingestellt.
Künftig solle sich kein Pilot während des Fluges mehr allein im Cockpit
aufhalten dürfen, sagte Matthias von Randow, der Hauptgeschäftsführer des
Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL), der Deutschen
Presse-Agentur am Donnerstagabend. An diesem Freitag solle die neue
Zwei-Personen-Regelung mit dem Luftfahrt-Bundesamt besprochen werden,
kündigte er an. Die Airlines wollen das neue Vorgehen demnach unverzüglich
umsetzen. Dies kündigten etwa Air Berlin und Condor an.
Die Regelung werde zunächst nur vorläufig eingeführt. Dies hätten die
betroffenen Gesellschaften auch kommuniziert, sagte von Randow am
Donnerstag in der ZDF-Sendung „Maybrit Illner“. In der Luftfahrt-Sicherheit
„Schnellschüsse das Falscheste, was man machen kann“.
Lufthansa-Chef Carsten Spohr sagte am Abend in den ARD-„Tagesthemen“, man
habe sich mit allen anderen großen deutschen Airlines entschieden am
Freitag mit den Behörden zu überlegen, „ob es kurzfristig Maßnahmen geben
kann, die die Sicherheit noch weiter erhöhen“.
## Das „Vier-Augen-Prinzip“
Neben deutschen Airlines kündigten auch Fluggesellschaften wie Easyjet,
Norwegian und Air Canada an, dieses auch „Vier-Augen-Prinzip“ genannte
Vorgehen im Cockpit einzuführen.
Auch bei der Lufthansa-Tochter Germanwings herrschte nach dem vermutlich
vorsätzlich herbeigeführten Absturz Fassungslosigkeit und Entsetzen. „Wir
sind alle unter vollkommenem Schock“, sagte Germanwings-Chef Thomas
Winkelmann im ZDF-„heute journal“. Man werde alles tun, damit ein solches
Ereignis niemals wieder vorkommen werde. Mit Blick auf die Forderung nach
der Verschärfung von Cockpit-Regeln, sagte er: „Mir stellt sich die Frage,
wenn ein Mensch mit solcher Energie einen kriminellen Akt begehen will, ob
das dann zu verhindern ist, wenn beispielsweise eine Flugbegleiterin oder
ein Flugbegleiter im Cockpit ist.“
Vor dem Absturz der Germanwings-Maschine mit 150 Menschen an Bord in den
südfranzösischen Alpen war der Pilot den Erkenntnissen zufolge zur Toilette
gegangen und hatte seinem Kollegen das Steuer überlassen. Danach konnte er
nicht mehr durch die automatisch verriegelte Kabinentür zurück in das
Cockpit gelangen.
„Es sieht so aus, als ob der Copilot das Flugzeug vorsätzlich zum Absturz
gebracht und so zerstört hat“, hatte Staatsanwalt Brice Robin am Donnerstag
in Marseille gesagt. Die Ermittler hatten seit Mittwoch die Aufnahmen eines
geborgenen Stimmenrekorders ausgewertet.
## Hausdurchsuchung in Düsseldorf
Warum der Mann die Maschine in die Katastrophe steuerte, ist weiterhin
unklar. Die Polizei durchsuchte eine Wohnung des Germanwings-Copiloten in
Düsseldorf. Grundlage war ein Ersuchen der französischen Justiz.
Kriminalbeamte hatten nach Hinweisen auf ein mögliches Motiv oder Anzeichen
für eine psychische Erkrankung des 27-Jährigen gesucht. Ein besonderes
Augenmerk liege auf persönlichen Unterlagen, teilte die Düsseldorfer
Staatsanwaltschaft mit. Die Auswertung der Unterlagen werde voraussichtlich
einige Zeit in Anspruch nehmen. Auch im Elternhaus des Piloten im
rheinland-pfälzischen Montabaur im Westerwald wurden Polizisten vorstellig.
Der Airbus mit der Flugnummer 4U9525 war am Dienstag auf dem Weg von
Barcelona nach Düsseldorf, als er über Südfrankreich minutenlang an
Flughöhe verlor und am Bergmassiv Les Trois Evêchés zerschellte.
Dort soll am Freitag auch wieder nach dem zweiten Flugschreiber der Airbus
A320 der Lufthansa-Tochter Germanwings gesucht werden. Er könnte weitere
Erkenntnisse zum Geschehen im Cockpit vor dem Absturz liefern.
## Trauer um die Opfer
Etwa zwei Kilometer vom Flugfeld entfernt waren am Donnerstagabend
Angehörige der Toten eingetroffen. In dem dortigen Sportzentrum ist ein
provisorischer Trauerraum eingerichtet, die Menschen werden dort betreut.
Sie werden dort auch psychologisch betreut.
In Haltern lädt das Joseph-König-Gymnasium am Freitag zu zwei Trauerfeiern,
um der beim Flugzeugabsturz ums Leben gekommenen Schüler und Lehrerinnen zu
gedenken. Bei beiden Feiern ist die Öffentlichkeit nicht zugelassen. Bei
der Katastrophe in den südfranzösischen Bergen waren 16 Jungen und Mädchen
sowie zwei Lehrerinnen des Gymnasiums ums Leben gekommen.
27 Mar 2015
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