# taz.de -- Kommentar Krieg in Jemen: Der Feind eint | |
> Saudi-Arabien und seine Verbündeten riskieren einen Flächenbrand. Iran | |
> wird nicht zusehen, wie die Arabische Liga die Huthi-Milizen | |
> niedermetzelt. | |
Bild: Huthi-Rebelle in Sanaa am Donnerstag. | |
Es gibt diese seltenen Momente, in denen sich die Arabische Liga einig ist | |
und ihren geballten Zorn auf den einen Feind richtet. Meistens geht es dann | |
um Israel, Nummer eins auf der Hitliste der beliebtesten Hassobjekte. Doch | |
diese Woche flogen die arabischen Staaten unter der Führung von | |
Saudi-Arabien Luftangriffe auf den Jemen. | |
Es galt das Nachbarland vor der Machtübernahme der Huthi-Rebellen zu | |
bewahren, denn die gehören zu der schiitischen Glaubensgemeinschaft und | |
gelten damit unweigerlich als Verbündete Irans – Nummer zwei unter den | |
ärgsten Feinden der sunnitisch dominierten arabischen Liga. | |
Saudi-Arabien und seine Verbündeten riskieren dabei nicht nur einen | |
Flächenbrand. Man kann auch davon ausgehen, dass es Riad ganz recht ist, | |
wenn die Militäroperation die Atomverhandlungen mit Iran stört. | |
Die hegemoniale Intervention im Jemen wirkt gleichzeitig wie ein Déjà-vu, | |
denn vor genau vier Jahren rollten saudische Panzer ins benachbarte | |
Bahrain, wo der arabische Frühling die schiitische Mehrheit auf die Straße | |
getrieben hatte. Von Teheran gesteuert, davon waren die herrschende Elite | |
und die Saudis fest überzeugt. Auch Bahrain galt es zu retten vor dem | |
Zugriff der Iraner. Der Aufstand wurde niedergeschlagen. | |
## Teheran erweitert den Einflussbereich | |
Riad hat durchaus Grund, frustriert zu sein. Im Kampf um die regionale | |
Vormachtstellung hat Teheran seinen Einflussbereich in den vergangenen | |
Jahren erweitert, vor allem im Irak und im Libanon. | |
Dass Iran mit dem Vormarsch der Huthi-Rebellen nun auch im Jemen, also im | |
saudischen Hinterhof, Einfluss gewinnt, wollte und konnte Riad nicht | |
zulassen. Schließlich sind Schiiten in den Augen der strenggläubigen | |
Sunniten, zu denen auch die saudischen Wahabiten zählen, kaum mehr wert als | |
der Dreck unterm Fingernagel. | |
Iran sieht sich schon deshalb als Schutzmacht der Schiiten. Der Jemen hat | |
zwar keine Priorität für Teheran. Im Irak und in Syrien gilt es schiitische | |
Heiligtümer zu schützen. Der Kampf dort hat deshalb eine andere Dimension. | |
Dennoch werden die Iraner nicht zusehen, wie Huthi-Milizen im Jemen | |
niedergemetzelt werden. Man kann davon ausgehen, dass sie ihre | |
Unterstützung verstärken werden und Stellvertreterscharmützel schnell zu | |
einem heißen Krieg werden können. | |
Europa und die USA täten gut daran, dem Verbündeten Saudi-Arabienzu | |
signalisieren, dass eine weitere Eskalation vermieden werden muss. Und auf | |
Iran einzuwirken, bestehen derzeit relativ gute Chancen, denn Teheran | |
bemüht sich um einen Atomdeal und ist an einem weiteren Schlachtfeld nicht | |
interessiert. | |
27 Mar 2015 | |
## AUTOREN | |
Silke Mertins | |
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