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# taz.de -- Kommentar Nigeria: Hoffen auf das Wunder
> Ganz Afrika schaut auf Nigeria, ob dort der Machtwechsel gelingt, ohne
> dass Blut fließt. Es ist offen, ob die PDP ihre Wahlniederlage
> akzeptiert.
Bild: Der 72-jährige Muhammadu Buhari ist der Wahlsieger.
Es grenzt an ein Wunder, wenn in Afrika ein Präsident zur Wiederwahl gegen
einen schon mehrfach besiegten Oppositionellen antritt und verliert.
Nigeria ist allen Anzeichen nach dabei, dieses Wunder zu vollbringen und
den demokratischen Machtwechsel an der Wahlurne zu schaffen.
In Kenia oder der Elfenbeinküste führten solche Wahlausgänge Ende 2007 und
Ende 2010 in blutige Bürgerkriege. Nigeria, das mit Abstand
bevölkerungsreichste und potenziell mächtigste Land des Kontinents, steht
jetzt vor der Chance, es besser zu machen und sich von einem Paria in ein
Vorbild für Afrikas Politik zu verwandeln.
Ob das gelingt, liegt in den Händen des scheidenden Präsidenten Goodluck
Jonathan. Durch einen ehrenvollen Abgang könnte der Wahlverlierer am Ende
doch noch zu dem Staatsmann werden, der er als Präsident nie war.
Der glücklose Goodluck trat vor fünf Jahren eher zufällig aus dem Schatten
als erster Führer Nigerias, der aus den lange ausgebeuteten Ölregionen des
Niger-Flussdeltas kommt; sein Aufstieg an die Staatsspitze, von der
traditionellen Elite belächelt, war eine Revanche der Entrechteten, und er
sorgte tatsächlich für die ersten wirksamen Reformen zugunsten der
Ölgebiete.
Aber jetzt verlässt Jonathan die Bühne als ein Präsident, der scheinbar
teilnahmslos zugesehen hat, wie bewaffnete Islamisten weite Teile des
Landes in den blutigsten Krieg seit Jahrzehnten stürzen. Seine Niederlage
hat er sich selbst zuzuschreiben, allen Verschwörungstheorien seiner
Getreuen zum Trotz.
Noch aber kann alles schiefgehen. Ob Jonathans Partei PDP ihre Niederlage
anerkennt, ist keineswegs sicher; erst recht ist unklar, ob die aufsässige
Jugend der Ölgebiete sich mit dem Verlust der Macht und der vermeintlichen
Rückkehr der alten nördlichen muslimischen Elite an die nigerianischen
Fleischtöpfe abfindet.
Denn der 72-jährige Wahlsieger Muhammadu Buhari vertritt nicht das neue
Nigeria, globalisiert, kreativ und dynamisch. Er ist der letzte Vertreter
des Alten. Er hat eine Bringschuld gegenüber der jungen Generation, die
sich mit Unfähigkeit im Amt nicht mehr abfinden mag.
Der Machtwechsel in Nigeria, so er denn gelingt, ist nicht das Ende des
demokratischen Aufbruchs, sondern sein Anfang. Es stehen spannende Zeiten
bevor. Die Augen ganz Afrikas sind auf Nigeria gerichtet – und endlich
einmal nicht voller Angst, sondern voller Hoffnung.
31 Mar 2015
## AUTOREN
Dominic Johnson
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Boko Haram
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