Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Das neue Pay-TV: Schlacht um die Rechte
> Klassisches Fernsehen ist von neuen Internetanbieter noch nicht bedroht –
> aber das Pay-TV. Das führt zu einem Boom hochwertiger Filme und Serien.
Bild: „House of Cards“ – in der dritten Staffel nur via Sky, ab 2016 wied…
Selten war die Nachfrage nach Fernsehprogramm so groß wie jetzt. Dabei
konkurrieren vor allem die hochwertigen Inhalte – je teurer und
aufwändiger, desto besser.
So wie der Mammut-Fünfteiler „Texas Rising“, der gerade auf der
Fernsehmesse MipTV in Cannes der internationalen Branche vorgestellt wurde:
Der Western um den US-Mythos Alamo, obwohl fürs Fernsehen gemacht, wurde in
CinemaScope gedreht und versammelt Kino-Stars wie Ray Liotta, Brendan
Fraser und Kris Kristofferson. Die Kosten der Serie, die im Mai in den USA
auf dem Bezahlsender History startet, werden verschwiegen, dürften aber
Hollywood-Niveau erreichen.
Aber nicht nur die Qualität muss stimmen, auch die Exklusivität:
Ausschließlich auf dem eigenen Sender oder der eigenen
Video-on-Demand-Plattform darf und soll die Serie oder der Film laufen. Das
ist eine der wichtigsten Entwicklungen im TV-Handel, die sich nirgendwo
sonst so gebündelt zeigen wie jetzt auf der Messe, wo Filme, Dokus, Serien
und Shows gehandelt werden.
## Pay-TV unter Druck
Besonders spannend: Die Jagd nach exklusiven Inhalten betrifft vor allem
das Pay-TV (zum Beispiel Sky) und abobasierte Video-on-Demand-Anbieter
(SVoD) wie Netflix oder Amazon. Beide Gruppen konkurrieren um die, die
bereit sind, für Fernsehen zusätzliches Geld auszugeben. „SVoD könnte das
neue Pay-TV werden“, mutmaßt Fred Burcksen, Geschäftsführer von ZDF
Enterprises, dem Vertriebsarm des Mainzer Senders.
Dabei produzieren selbst die kleineren Sender für den lokalen Markt. Der
deutsche Turner-Ableger TNT wird die für 3,6 Millionen Euro
selbstproduzierte Krimireihe „Weinberg“ im Herbst zeigen. Und auch der
Geschäftsführer von Amazon Prime Video in Deutschland, Christoph Schneider,
denkt darüber nach, eine deutsche Serie für hiesige Kunden zu produzieren.
Eigentlich können sich die meisten Pay-Sender und SVoD-Anbieter die teuren
Fernsehinhalte nicht leisten, weil sie sich durch die Abos nicht
refinanzieren. Ob in Deutschland ein Pay-Angebot rentabel ist, darf
bezweifelt werden.
## Rechte kaufen im großen Stil
Wer überleben möchte, muss sich jetzt profilieren. Und das tun die Netflix
und Amazons dieser Republik und kaufen im großen Stil Rechte. Allein ZDF
Enterprises nahm im letzen Jahr 17 Prozent seines Jahresumsatzes durch den
Rechteverkauf an SVoD-Anbieter ein. In zwei Jahren soll der Anteil ein
Viertel ausmachen.
Netflix, so schätzt das Finanzunternehmen BBC Capital Markets, wird dieses
Jahr mehr als 3 Milliarden Dollar in Programme investieren.
Parallel dazu geht die europäische Kommission in einer aktuellen Studie
davon aus, dass in Europa im SVoD-Segment mindestens 1,6 Milliarden
US-Dollar erwirtschaftet wurden und prognostiziert für 2020 einen Umsatz
von mindestens 5,5 Milliarden Dollar. Dann, so die Untersuchung, werden
etwa ein Drittel aller westeuropäischen Haushalte einen
Video-on-Demand-Anbieter abonniert haben.
Weil die hochwertigen Inhalte so kostspielig sind, behält kaum jemand
allein die weltweiten Rechte: In Deutschland etwa hatte der Pay-TV-Sender
Sky die Rechte für das Netflix-Vorzeige-Projekt „House of Cards“ erworben.
Dreamworks wiederum ist strategischer Partner von Netflix, außer in
Deutschland, wo RTL die Animationsfilme des US-Studios ausstrahlt.
Für die Produzenten jedenfalls ist die Situation ausgezeichnet. Denn die
erhöhte Nachfrage sorgt für gute Umsätze. Allerdings, so der
Programmhändler Jan Mojto: „Wie lange und wie viele Programme durch dieses
System finanzierbar sind, das ist die große Frage.“
18 Apr 2015
## AUTOREN
Wilfried Urbe
## TAGS
House of Cards
Amazon
Netflix
Pay-TV
Film
Fernsehen
Fernsehen
Kinos
BKA
Breaking Bad
Jugendkanal
Serie
Amazon
## ARTIKEL ZUM THEMA
Fernsehen war gestern: Wo sich die Zielgruppe selbst zusieht
Weil er einen Wegweiser für Web-Serien vermisste, rief der Hamburger
Filmemacher Dennis Albrecht die Internetplattform „Unsere Serien“ ins
Leben.
TV-Thrillerserie im Ahrtal: Ein Ort voller Nebel und Krähen
Endlich eine ambitionierte deutsche Fernsehserie! Der Pay-TV-Sender „TNT
Serie“ schickt „Weinberg“ mit starker Besetzung ins Rennen.
Netflix und Netz-Infrastruktur: Wenn der Kunde entscheidet
In 20 Jahren habe Internet-TV das heutige Fernsehen verdrängt, sagt
Netflix-CEO Reed Hastings. Am Aufbau von Netz-Infrastruktur will er sich
jedoch nicht beteiligen.
Kino-Aufstand gegen Disney: Die „Avengers“ sind zu teuer
Mit den hohen Filmmieten für „Age of Ultron“ verstößt Disney gegen ein
ungeschriebenes Gesetz. Deshalb boykottieren rund 600 Kinos in Deutschland
den Film.
Krimi über Pharmalobby: Mehr, als in 90 Minuten passt
In „Dengler – die letzte Flucht“ kämpft Ronald Zehrfeld als ehemaliger
Zielfahnder des BKA gegen die Pharmalobby. Privat spricht er gerne über
Politik.
Finale von „Mad Men“: Tschüss, Boys!
Das Ende der Antihelden: Ab dem 5. April laufen in den USA die letzten
sieben Folgen einer der stilprägendsten TV-Serien der vergangenen Dekade.
Jugendangebot von ARD und ZDF: Jenseits der Glotze
Den öffentlich-rechtlichen Jugendkanal gibt es nur im Netz. Sein Chef,
Florian Hager, war bislang bei Arte für die Verknüpfung von TV und Internet
verantwortlich.
Netflix-Serie „Better Call Saul“: Wie man böse wird
Spin-offs sind selten erfolgreich. Dennoch könnte „Better Call Saul“, der
Netflix-Ableger von „Breaking Bad“, eine gute Idee sein.
Serie für Amazon: Warten auf Woody
Woody Allen wird für den Konzern seine erste Serie drehen. Worum es gehen
wird, weiß niemand. Aber sein Name zieht eben Publicity nach sich.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.