Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kino-Aufstand gegen Disney: Die „Avengers“ sind zu teuer
> Mit den hohen Filmmieten für „Age of Ultron“ verstößt Disney gegen ein
> ungeschriebenes Gesetz. Deshalb boykottieren rund 600 Kinos in
> Deutschland den Film.
Bild: Captain America (Chris Evans, l.) und Thor (Chris Hemsworth) in „The Av…
QUERHEIM dpa | Es ist eigentlich ein Stoff, wie gemacht für einen
Hollywood-Blockbuster, ein Kampf David gegen Goliath: Kleine Underdogs
wagen den Aufstand gegen einen weltweiten Unterhaltungskonzern, streiten
für ihre Existenz gegen einen übermächtigen Gegner. Der Disney-Konzern
bringt diesen Donnerstag seinen neuen Film „Avengers: Age of Ultron“ in die
Kinos und hofft auf großes Interesse an Helden wie Iron Man, Hulk oder
Captain America.
Die Stars heißen unter anderem Robert Downey Jr., Chris Evans oder Scarlett
Johansson. Ausgerechnet aus der norddeutschen Provinz geht nun ein Aufstand
von Kinobesitzern aus, die empört sind über die Preispolitik des Global
Players. Viele hundert Kinos in den kleineren Städten Deutschlands werden
den Film voraussichtlich boykottieren.
Disney verlange von den Kinos als Miete 53 Prozent des Ticketpreises, sagt
Karl-Heinz Meier. Der 64-Jährige betreibt in der 500-Einwohner-Gemeinde
Quernheim im niedersächsischen Kreis Diepholz die Lichtburg. Und er ist
Sprecher der „I.G. Nord“, eines Zusammenschlusses norddeutscher
Kinobetreiber. Mehr als 50 Prozent als Miete für einen Film sei einfach zu
viel. Gerade für Kinos in der Provinz werde es bedrohlich. „Sollten auch
andere Verleiher auf diesen Zug aufspringen, gibt es ein Kinosterben in der
Fläche“, betont das Kino-Urgestein.
Disney habe gegen ein lange bestehendes ungeschriebenes Gesetz verstoßen,
sagt Andreas Kramer vom Hauptverband Deutscher Filmtheater (HDF). Bezogen
auf die Ortsgröße habe es von den Verleihern immer einen flexiblen Rahmen
bei der Filmmiete gegeben. „Und dieser Rahmen wird nun nach oben hin
ausgereizt, ohne dass die Kinos informiert worden oder darauf vorbereitet
worden sind.“ Die Kinos in den größeren Städten müssen bereits die
53-prozentige Filmmiete zahlen.
Die Kinos kommen gerade von einer sehr teuren Investitionsrunde: Die Kosten
für die Umrüstung der Kinosäle auf digitale Projektionstechnik habe die
Unternehmen in den vergangenen Jahren seiner Einschätzung nach gut 3,4
Milliarden Euro gekostet, sagt Kramer. Auch wenn viele Kinobetreiber für
die Umstellung sowohl Branchen- als auch staatliche Fördergelder bekommen
hätten, dauere die Amortisierung gerade in den kleinen Städten deutlich
länger als in den Metropolen.
## Disney schweigt
Die ausländischen Major-Verleiher blendeten die Vielfältigkeit der
deutschen Kinolandschaft einfach aus, klagt Kramer. Und die Verleiher
beobachteten untereinander genau, was die Kollegen tun. „Wenn Konditionen
einmal auf dem Markt durchgesetzt sind, werden auch andere darauf
aufspringen.“
Mit dem Aufstand gegen Disney begonnen haben 160 Kinobetreiber in
Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Der Protest sei aber deutschlandweit,
sagt Kino-Urgestein Meier. „Es sind Kinos vom Rheinland bis Thüringen, von
Rendsburg bis Oberbayern“, sagt er. Bis zu 600 Lichtspielhäuser in
Deutschland zeigten deshalb die „Avengers“ nicht.
Zu dem Thema wollte sich Disney nicht äußern. „Es entspricht nicht unserer
Firmenpolitik, vertrauliche Details unserer Geschäftsbeziehungen öffentlich
zu kommentieren“, sagte Petra Strobl von Walt Disney Studios Motion
Pictures Germany in einer schriftlichen Stellungnahme.
22 Apr 2015
## TAGS
Kinos
Boykott
Disney
Disney
50er Jahre
Spielfilm
House of Cards
## ARTIKEL ZUM THEMA
Neufassung des „Dschungelbuchs“: Weg von der hippiesken Heiterkeit
Disney macht in der neuen „Live-Action“-Version des Dschungelbuchs vieles
anders und vieles richtig. Es ist ernster und zugleich kindgerechter.
„Big Eyes“ von Tim Burton: Untertassen gucken dich an
„Big Eyes“ von Tim Burton erkundet Leben und Werk der Künstlerin Margaret
Keane. Ihre Bilder wurden von ihrem Mann als eigene Arbeiten ausgegeben.
Siegerfilm des goEast-Festivals: Von Menschen und Topfpflanzen
Die Tragikomödie „Blind Dates“ von Levan Koguashvili beleuchtet in bizarren
Szenen die Absurditäten des Alltags in Georgien.
Das neue Pay-TV: Schlacht um die Rechte
Klassisches Fernsehen ist von neuen Internetanbieter noch nicht bedroht –
aber das Pay-TV. Das führt zu einem Boom hochwertiger Filme und Serien.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.