# taz.de -- Atypische Beschäftigung in Deutschland: Reguläre Jobs werden selt… | |
> Mehr als sieben Millionen Menschen in Deutschland arbeiten nicht in einem | |
> regulären Arbeitsverhältnis. Die Zahl der Minijobber, Befristeten und | |
> Teilzeitarbeiter steigt. | |
Bild: Job to go. | |
BERLIN dpa | Immer mehr Menschen in Deutschland arbeiten nicht in regulären | |
Jobs: Die Zahl der betroffenen Arbeitnehmer stieg binnen 20 Jahren um mehr | |
als 70 Prozent. Sie sind befristet, in Teilzeit mit 20 oder weniger | |
Wochenstunden, Zeitarbeit oder geringfügig beschäftigt. Das geht aus der | |
Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Anfrage der Fraktion der | |
Linken hervor, die der Deutschen Presse-Agentur in Berlin vorliegt. 1993 | |
waren noch 4,4 Millionen Arbeitnehmer atypisch beschäftigt – 2013 bereits | |
7,6 Millionen. | |
Demgegenüber ist der Anteil der Normalarbeitnehmer an den Erwerbstätigen in | |
dem Zeitraum von 76,8 auf 67,5 Prozent gesunken. So waren es 1993 noch 25,9 | |
Millionen Arbeitnehmer in Vollzeit oder Teilzeit mit einer | |
Wochenarbeitszeit von mindestens 21 Stunden, einem unbefristeten Job sowie | |
einer vollen sozialen Absicherung. Die Zahl sank bis 2005 auf 22,1 | |
Millionen. In dem Jahr trat die Hartz-IV-Reform in Kraft. Bis 2013 stieg | |
die Zahl der Normalarbeitnehmer wieder auf 24,06 Millionen – binnen 20 | |
Jahren ist das aber immer noch ein Rückgang um 7,2 Prozent. | |
Der Anteil der atypisch Beschäftigten stieg in der Zeit den Angaben zufolge | |
von 13,1 auf 21,4 Prozent. Der Anteil der Normalarbeitnehmer sank von 76,8 | |
auf 67,5 Prozent. Dass es insgesamt mehr abhängig Beschäftigte gibt, ist | |
vor allem auf die immer weitere Verbreitung von Teilzeitjobs | |
zurückzuführen. 2013 arbeitete demnach fast jeder Vierte in Teilzeit. | |
Die Linke-Arbeitsmarktexpertin Jutta Krellmann, die die Anfrage gestellt | |
hatte, sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Nun ist es amtlich: 20 Jahre | |
Reformen am Arbeitsmarkt haben für mehr Beschäftigung gar nichts gebracht.“ | |
Es gebe heute genau so viel Arbeit wie 1994. „Nur mehr Menschen teilen sich | |
den gleichen Umfang – aber zu deutlich schlechteren Bedingungen.“ | |
Heute litten Beschäftigte unter erzwungener Teilzeit, Minijobs, | |
Befristungen und Leiharbeit. „Reguläre Vollzeit-Jobs kennen junge Leute nur | |
noch aus Erzählungen.“ Arbeit müsse wieder sicher werden, tariflich | |
bezahlt, und sie müsse Mitgestaltung bieten, forderte die Politikerin. | |
21 Apr 2015 | |
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