| # taz.de -- Kommentar zum Blutspender-Urteil: Aufs Sexualverhalten kommt's an | |
| > Laut EuGH kann ein Ausschluss schwuler und bisexueller Männer vom | |
| > Blutspenden gerechtfertigt sein. Das ist stigmatisierend, ungerecht und | |
| > unsinnig. | |
| Bild: Am Ende kommt es ohnehin auf die Ehrlichkeit der Blutspender an. | |
| Der generelle Ausschluss von homo- und bisexuellen Männern vom Blutspenden | |
| ist nicht zu rechtfertigen. [1][Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat die | |
| Frage jetzt zwar nicht abschließend entschieden], aber er hat deutlich auf | |
| das Verhältnismäßigkeitsprinzip hingewiesen. Wenn es andere geeignete | |
| Mittel gibt, um die Sicherheit von Blutkonserven zu sichern, dann ist ein | |
| genereller Ausschluss von Männern, die Sex mit Männern hatten, unzulässig. | |
| Zwar ist nicht jede Ungleichbehandlung eine rechtswidrige Diskriminierung. | |
| Wenn das Risiko bei schwulen Blutspendern stets deutlich höher wäre als bei | |
| sonstigen Blutspenden, dann wäre die Ungleichbehandlung gerechtfertigt. | |
| Denn wenn es um die Gesundheit geht, muss der Anspruch auf Gleichbehandlung | |
| zurücktreten. | |
| Das Blut von schwulen und bisexuellen Männern ist aber nicht aus | |
| biologischen Gründen gefährlicher. Es gibt nur ein statistisch höheres | |
| Risiko, dass sich Mitglieder aus dieser Gruppe mit HIV infizieren. Für | |
| viele Schwule und bisexuelle Männer gilt dieses Risiko aber nicht - weil | |
| sie Kondome benutzen oder nur einen (monogamen) Partner haben oder sogar | |
| sexuell enthaltsam leben. Entscheidend ist also im Zweifel das jeweilige | |
| konkrete Sexualverhalten, nicht die sexuelle Orientierung. | |
| Nach dem Sexualverhalten kann man aber genauso fragen wie heute nach der | |
| sexuellen Orientierung. Unehrliche Antworten sind zwar nie auszuschließen. | |
| Aber auch heute gibt es (zum Glück) keinen Eintrag im Ausweis, ob jemand | |
| homosexuell ist. | |
| Wenn es also ohnehin auf die Ehrlichkeit der Blutspender ankommt, dann wird | |
| eine einsichtige Regel sicher eher akzeptiert werden als ein genereller | |
| Ausschluss, den viele Betroffene schon lange als ungerecht und | |
| stigmatisierend empfinden. | |
| 29 Apr 2015 | |
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| ## AUTOREN | |
| Christian Rath | |
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