# taz.de -- EuGH zu Blutspenden von Schwulen: Verbot kann gerechtfertigt sein | |
> Der Europäische Gerichtshof hat entschieden, dass der Ausschluss Schwuler | |
> rechtens sein kann. Alternativen müssen aber geklärt werden. | |
Bild: In Deutschland sind Männer, die Sex mit Männern haben, dauerhaft von de… | |
LUXEMBURG dpa | Wenn ein hohes Übertragungsrisiko für Infektionskrankheiten | |
wie HIV bei homosexuellen Männern vorliegt, dürfen sie kein Blut spenden. | |
Das [1][urteilte der Europäische Gerichtshof am Mittwoch in Luxemburg] | |
(Rechtssache C-528/13). Die Richter stellt eine solche nicht grundsätzlich | |
in Frage – fordert aber eine bessere Prüfung der Alternativen. Konkret geht | |
es zwar um einen französischen Fall, doch auch in Deutschland sind | |
[2][Männer, die mit Männern Sex haben, dauerhaft von der Blutspende | |
ausgeschlossen]. | |
Ein Blutspende-Verbot für Schwule könne gerechtfertigt sein, erklärten die | |
Richter. Allerdings müsse geklärt werden, ob es keine geeigneten | |
Alternativen zu einem Ausschluss gebe. Dies könnten etwa wirksame | |
Testmethoden für Blutspenden oder eine genaue Befragung des Spenders zu | |
[3][riskantem Sexualverhalten] sein. Diese Möglichkeiten muss nun das für | |
den Einzelfall zuständige Gericht im französischen Straßburg prüfen. Zudem | |
müssen die Richter Angaben zur Verbreitung von HIV in verschiedenen | |
Bevölkerungsgruppen prüfen. | |
Nach Daten der Pariser Regierung aus den Jahren 2003 bis 2008 waren | |
homosexuelle Männer die am stärksten von HIV-Neuinfektionen betroffene | |
Gruppe. Die Ansteckungsrate war demnach 200 Mal höher als in der | |
heterosexuellen Bevölkerung des Landes. Das Straßburger Gericht muss | |
klären, ob diese Daten belastbar und weiterhin relevant sind. | |
Auch in Deutschland gelten Männer, die mit Männern Sex haben, als Gruppe | |
mit erhöhtem Risiko: [4][Laut Robert Koch-Institut entfielen 2013 drei | |
Viertel der ungefähr 3200 HIV-Neuinfektionen auf Schwule]. Sie sind daher | |
neben Heterosexuellen mit häufig wechselnden Geschlechtspartnern oder | |
Prostituierten [5][von der Blutspende ausgeschlossen]. Grundlage ist die | |
Beantwortung eines Fragebogens vor der Spende. | |
Der Grünen-Innenpolitiker Volker Beck hatte vor dem Urteil eine Lockerung | |
des generellen Ausschlusses homosexueller Männer von der Blutspende | |
gefordert. „Es ist richtig, bei Blutprodukten und Bluttransfusionen keine | |
Kompromisse bei der Sicherheit zu machen“, sagte er der Deutschen | |
Presse-Agentur. Aber Sicherheit heiße auch, dass man Risiken rational | |
benennen und an ihnen und nicht an Vorurteilen die Vorsichtsmaßnahmen | |
ausrichten müsse. | |
29 Apr 2015 | |
## LINKS | |
[1] http://curia.europa.eu/juris/document/document.jsf?text=&docid=164021&a… | |
[2] /!122071/ | |
[3] /!122096/ | |
[4] http://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Blut/MSM/msm_node.html;jsessionid=62539… | |
[5] /!153205/ | |
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