| # taz.de -- Diskriminierung bei Blutspenden: Schwule sollen Leben retten | |
| > Bremens Bürgerschaft will homosexuelle Männer nicht mehr grundsätzlich | |
| > vom Blutspenden ausschließen. Richtig vorneweg ist sie damit nicht. | |
| Bild: Nicht jeder Tropfen darf in die Konserve: Blutspende. | |
| BREMEN taz | Die Bremische Bürgerschaft hat den Senat am Mittwoch | |
| aufgefordert, sich dafür einzusetzen, „die bestehende Blutspenderegelung, | |
| wonach homosexuelle Männer grundsätzlich von einer lebensrettenden | |
| Blutspende ausgeschlossen werden, aufzuheben“. Und sie hat das einstimmig | |
| getan. | |
| Der seit den 1990er-Jahren praktizierte Ausschluss homosexueller Männer sei | |
| „ein Generalverdacht“, begründete der Grünen-Fraktionsvize Björn Fecker … | |
| Vorstoß. Den gelte es zu beenden, „und eine diskriminierungsfreie Regelung | |
| zu schaffen“. | |
| ## | |
| Vorbild des Antrags war ein gleichlautender Beschluss des | |
| nordrhein-westfälischen Landtags: Im Dezember 2012 hatte in Düsseldorf die | |
| rot-grüne Mehrheit dafür gestimmt, dass sich die Kraft-Regierung auf | |
| Bundesebene dafür einsetzen solle. „Bundesweit“, informierte Christoph | |
| Meinerz, Sprecher der dortigen Gesundheitsministerin Barbara Steffens | |
| (Grüne), „gibt es zu diesem Thema einen Arbeitskreis.“ Dieser sei zwar ein | |
| Fachgremium, das von Bundesärztekammer, Robert-Koch- und | |
| Paul-Ehrlich-Institut besetzt werde. | |
| Doch habe man das Glück, dass ein Ministeriumsmitarbeiter dem Kreis | |
| angehöre. „Dadurch haben wir dort unsere Position einbringen können“, so | |
| Meinerz. Andere Möglichkeiten der Einflussnahme habe man indes nicht. | |
| Immerhin sind es damit mehr, als Bremen hat. Um das Thema anzugehen | |
| „brauchen wir nicht gedrängt zu werden“, beruhigt allerdings die Sprecherin | |
| des Paul-Ehrlich-Instituts Susanne Stöcker auf Nachfrage. | |
| Tatsächlich berät der Blut-Arbeitskreis die Frage mindestens seit 2009 und | |
| hat die Blutspenderichtlinie 2010 daran angepasst: Ihr ist unter anderem zu | |
| verdanken, dass sich die Blutspendedienste, die alle ihre eigenen | |
| Fragebögen haben, seither in Deutschland nicht mehr nach der sexuellen | |
| Orientierung der spendewilligen Männer erkundigen. Sie fragen vielmehr | |
| danach, ob sie mit anderen Männern intimen Verkehr hatten. Sie erfüllen | |
| also seit über drei Jahren eine Forderung, die Bremens Landtag seit gestern | |
| erhebt. | |
| ## | |
| „Schon die Debatte im Düsseldorfer Landtag war damals nicht auf der Höhe | |
| der Gesetzgebung“, bestätigt der Sprecher des Blutspendedienstes des | |
| Deutschen Roten Kreuzes, Friedrich-Ernst Düppe, der dort als | |
| Sachverständiger auftrat. Das Bremer Halbtagsparlament hinkt ihr nun | |
| weitere zwei Jahre hinterher – was nicht schlimm ist, weil es ja ohnehin | |
| keine konkreten Handlungsoptionen gibt. | |
| Das Kriterium entspricht einem starken statistischen Befund. Um in Bremen | |
| zu bleiben: Von den rund 1.000 geschätzten HIV-Infizierten sind 810 Männer. | |
| Von diesen hatten 490 laut Eckdaten des Robert-Koch-Instituts Sex mit | |
| Männern. Laut Bundesärztekammer sind HIV-Neuinfektionen bei Männern, die | |
| Sexualkontakte mit Männern hatten, im Vergleich zu ausschließlich | |
| heterosexuell aktiven Männern 100-fach häufiger. | |
| 22 Jan 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Benno Schirrmeister | |
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