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# taz.de -- Vetternwirtschaft in der CSU: Trotzige Bayerntümelei
> Mit einem „Konvent“ ruft die CSU ruft Horst Seehofer zu ihrem
> Spitzenkandidaten für die Landtagswahl aus. Die Amigo-Affäre schlägt aber
> auf die Stimmung.
Bild: CSU-Gegner haben gut lachen: Die Partei bestätigt mal wieder alle Klisch…
MÜNCHEN taz | „Horst Seehofer, Superstar!“, brüllt ein junger Mann im
weißen T-Shirt und klatscht dabei enthusiastisch in die Hände. Einmal,
zweimal, dann verstummt er, weil niemand so recht einstimmen will. Soeben
hat der bayerische Ministerpräsident die kreisförmige Halle im Münchner
Postpalast betreten. Eurotrash donnert durch den in blaues Licht getauchten
Saal.
Beim sogenannten CSU-Konvent, wie die Christsozialen die Veranstaltung
tauften, soll Seehofer zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl im
September ausgerufen werden. Formal ist das nicht nötig, andere Bewerber
für das Amt gibt es auch nicht. Die pompöse Veranstaltung, die erste ihrer
Art in der CSU, dient der Selbsvergewisserung. Und die braucht die Partei
derzeit auch. Denn seit Tagen steht sie in der Kritik, weil zahlreiche
CSU-Abgeordnete nahe Verwandte für sich arbeiten ließen, darunter drei
Kabinettsmitglieder. CSU-Fraktionschef Georg „Schüttelschorsch“ Schmid trat
zurück, nach dem bekannt wurde, dass er seiner Frau, die als Sekretärin für
ihn arbeitete, bis zu 5.500 Euro monatlich bezahlt hatte, in seinem
Wahlkreis wird er nun nicht mehr antreten.
Draußen vor der Halle steht eine Handvoll Demonstranten in bunten Ponchos
und Sombreros und besingt die alte „Amigo-Partei“. Ein schlechter
Zeitpunkt, um allzu siegessicher aufzutreten. Die CSU versucht es trotzdem:
„Verantwortung übernehmen“, „Vertrauen schaffen“, „aufklären“,
„bereinigen“, lautet die Devise, die in jeder Rede anklingt. „Manchmal mu…
man auch mal in den eigenen Reihen aufräumen“, sagt Ex-Ministerpräsident
Stoiber, nun Ehrenvorsitzender der CSU. Und Seehofer bestätigt: „Wir
bekennen uns zu Fehlern und ziehen Konsequenzen.“ Kultusminister Ludwig
Spaenle kündigte gar an, das Geld, das er seiner Frau seit dem Jahr 2008
für Sekretariatsarbeiten überwiesen hatte, zu erstatten – insgesamt etwa
34.000 Euro. Rein rechtlich wäre das nicht nötig – es soll der
Schadensbegrenzung dienen.
Eine zweite Botschaft ist an diesem Abend noch viel lauter zu vernehmen:
Bayern muss Bayern bleiben, es darf nicht in die Hände von Rot-Grün fallen.
„Wir müssen Bayern schützen“, ruft CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt
in den Saal und beschwört das Narrativ, dass es einzig der CSU zu verdanken
sei, dass sich Bayern vom Agrarland zum Hightech-Land gewandelt habe. Das
Feindbild ist klar: Es sind SPD, Grüne und Freie Wähler, die sich
anschicken, die CSU bei der Landtagswahl zu beerben. „Sie kennen Bayern
nicht und sie können Bayern nicht“, wettert Stoiber gegen die Opposition.
Stoiber ist es schließlich auch, der Seehofer per Akklamation zum
Spitzenkandidaten kürt: „Du, Horst Seehofer, sollst Ministerpräsident des
Freistaates Bayern für die nächsten fünf Jahre bleiben“, sagt er
beschwörend, fast so, als spräche er dabei eine Zauberformel aus. Und
Seehofer bittet: „Helft alle mit, dass wir uns im September hier
wiedertreffen können, zur großen Siegesfeier.“ Das „große Bayernfest“ …
Freibier und Haxensemmel kann beginnen.
5 May 2013
## AUTOREN
Marlene Halser
## TAGS
Bayern
CSU
Georg Schmid
Horst Seehofer
Landtagswahl
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