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# taz.de -- Zyprische Staatsbürgerschaft für Russen: Geld weg, dafür EU-Pass
> Wer wegen der Zwangsabgabe auf Bankguthaben in Zypern mindestens drei
> Millionen Euro verliert, darf Bürger des Inselstaats werden. Ein Mittel
> gegen Kapitalflucht.
Bild: Sind die Verluste der Bankeinlagen hoch genug, gibt es einen EU-Pass daf�…
BERLIN taz | Zypern will seine Russen behalten. Ausländische Investoren,
die besonders unter der von der EU durchgesetzten Zwangsabgabe der Banken
zu leiden haben, sollen auf besondere Weise entschädigt werden: Sie
erhalten das Recht auf die zyprische Staatsangehörigkeit.
Das kündigte Präsident Nikos Anastasiades am Sonntagabend bei einer Rede
vor russischen Unternehmern in der Stadt Limassol an – auch bekannt unter
dem Namen Limassolgrad, weil dort rund 20.000 wohlhabende Russen wohnen.
Die neue Regelung sieht vor, dass Unternehmer, die mehr als 3 Millionen
Euro verlieren, Zyprer werden können. Das dürfte Tausende betreffen.
Auf große Vermögensteile oberhalb der geschützten 100.000 Euro müssen die
Anleger der Laiki-Bank und der Bank of Cyprus verzichten. Bei der Laiki,
die abgewickelt wird, könnte der Aderlass bis zu 100 Prozent der Guthaben
ausmachen, bei der Bank of Cyprus werden etwa 60 Prozent erwartet.
Auf Zypern haben Tausende Ausländer, insbesondere aus Russland und der
Ukraine, ihr Geld angelegt. Dafür sorgten niedrige Unternehmensteuern, hohe
Zinsen, Doppelbesteuerungsabkommen und eine laxe Bankaufsicht. Vermutet
wird, dass dort auch Schwarzgelder deponiert worden sind.
Schon bisher war es in dem Inselstaat möglich, die Staatsbürgerschaft zu
kaufen – allerdings zu wesentlich härteren Bedingungen. Ein Guthaben von 15
Millionen Euro eröffnet den Weg.
## Ein Pass für 10 Millionen Euro
Wer zusätzlich in Sachwerte auf der Insel investiert, erhält schon bei 10
Millionen Euro einen zyprischen Pass. Allerdings sollen dieses Angebot nach
Angaben des früheren zyprischen Finanzminister Vassos Shiarly vom Februar
weniger als 100 Personen angenommen haben.
Zyperns Staatsbürgerschaft gilt auch deswegen als besonders attraktiv, weil
man damit eine unbegrenzte Niederlassungsfreiheit innerhalb der EU erwirbt.
Zudem lockt die Reisefreiheit, auch wenn Zypern nicht Mitglied des
Schengen-Abkommens ist und entsprechend an den Flughäfen und Häfen
weiterhin die Reisepapiere kontrolliert werden.
Die Regierung hofft offenbar, mit der Neuregelung den Abfluss ausländischen
Kapitals zu begrenzen. Derzeit gelten auf Zypern Kapitalverkehrskontrollen.
Es wird befürchtet, dass nach deren Aufhebung in einigen Wochen viele
Osteuropäer ihr Geld abziehen. Genau dies ist auch der Wunsch der EU, die
den aufgeblähten Bankensektor der Insel auf ein Normalmaß zurechtstutzen
will.
## Staatsbürgerschaft gegen Cash
Dabei ist Zypern nicht das einzige EU-Land, dessen Staatsbürgerschaft gegen
Cash zu erhalten ist. Gegen rund 10 Millionen Dollar kann man auch
Österreicher werden. Wenn „die Bundesregierung bestätigt, dass die
Verleihung der Staatsbürgerschaft wegen der vom Fremden bereits erbrachten
und von ihm noch zu erwartenden außerordentlichen Leistungen im besonderen
Interesse der Republik liegt“ – so der entsprechende Gesetzespassus –,
winkt ein Pass.
Nach Angaben der Zeit gab es im Jahr 2010 26 solche Fälle. Zu den
Begünstigten zählten danach der russische Oligarch Oleg Deripaska und die
Opernsängerin Anna Netrebko.
Es geht auch preiswerter. Die Föderation von St. Kitts und Nevis auf den
Kleinen Antillen hat nur rund 50.000 Einwohner. Wer mindestens 200.000
Dollar in die dortige Zuckerindustrie investiert oder eine Immobilie im
Wert von mindestens 350.000 Dollar kauft, erhält Wohnrecht, Steuerfreiheit
und einen Pass obendrauf.
Der wiederum berechtigt zu unkomplizierten Reisen in die EU, da Bewohner
der Inselgruppe dort kein Visum benötigen.
15 Apr 2013
## AUTOREN
Klaus Hillenbrand
## TAGS
Zypern
Eurokrise
Staatsbürgerschaft
Kapitalflucht
Russland
Bundestag
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